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Rot-Grün will Jungfernstieg möglichst autofrei machen – irgendwann

SPD und Grüne einigen sich in Koalitionsverhandlungen darauf, einzelne Straßen in der Innenstadt autoarm und sogar autofrei zu machen. Doch vorher stehen Diskussionen und Gutachten an.
Christian Hinkelmann
Ein E-Scooter steht am Jungfernstieg in Hamburg, im Hintergrund ein Fahrradfahrer
Ein E-Scooter steht am Jungfernstieg in Hamburg, im Hintergrund ein Fahrradfahrer

In der Hamburger Innenstadt sollen in Zukunft weniger Autos fahren. SPD und Grüne haben die Absicht, den Autoverkehr in einzelnen Straßen und auf Plätzen zu reduzieren und teilweise sogar ganz autofrei machen. Darauf haben sich beide Parteien in den laufenden Koalitionsverhandlungen geeinigt.

Demnach soll es drei so genannte Leitprojekte geben. Aus Autofahrersicht soll sich am Jungfernstieg am meisten verändern. Dort streben SPD und Grüne an, den Autoverkehr „möglichst“ vollständig zu verbieten. Künftig sollen dort nur noch HVV-Busse fahren dürfen – ähnlich wie heute schon auf der Mönckebergstraße.

utofreier Jungfernstieg ist noch nicht beschlossene Sache

Beschlossene Sache ist der autofreie Jungfernstieg allerdings noch längst nicht. Das ließen Dirk Kienscherf von der SPD und Ankjes Tjarks von den Grünen gestern Abend bei der Präsentation ihrer Verhandlungsergebnisse immer wieder durchscheinen.

Kienscherf schränkte die Pläne ein, indem er beispielsweise davon sprach, den Individualverkehr „möglichst“ in diesem Bereich herauszunehmen. Auf Journalistennachfrage erklärte er: „Es ist schon das Ziel des Bürgermeisters, das ‚Möglichst‘ zu streichen. Wir wollen den Jungfernstieg wie die Bergstraße vom motorisierten Individualverkehr befreien“. Vorher gebe es aber noch viele Detailfragen zu klären. Dazu gehört beispielsweise die Frage, was für Auswirkungen ein autofreier Jungfernstieg auf das angrenzende Passagenviertel hat. Dieses Viertel soll ebenfalls autofrei werden. Allerdings befindet sich dort – auf der Rückseite des Alsterhauses – ein kleines Parkhaus, das unbedingt für Autofa…

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Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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17 Antworten auf „Rot-Grün will Jungfernstieg möglichst autofrei machen – irgendwann“

Ausreichend breite RadwegE am Jungfernstieg. Wer das behauptet, wird auch ein Zugfahrkarte zum Nordpol lösen. Da gibt es einen unsichtbaren Drecksradweg für beide Richtungen, gut für Streß zwischen Radfahrern und Fußgängern und sonst nix. Weiter westlich Richtung Gänsemarkt zwei hingerotzte Radstreifen im Dooringbereich der Parkplätze. Wer Radverkehr aus ganzem Herzen verachtet, baut genau so.

Der Jungfernstieg ist di letzte Straße, die man autofrei machen müsste. LKWs sind dort eh verboten, es gibt ausreichende breite Radwege und Bürgersteige. Zudem bedeutet ein autofreier Jungfernstieg automatisch, dass auch der Ballindamm, der neue Jungfernstieg, der Neue Wall und die Hohen Bleichen autofrei werden müssten. Das lässt sich so kaum umsetzen. Zumal dort wenig lLeute wohnen, bringt eine Verkehrsberuhigung dort vielleicht ein besseres Shopping-Erlebnis, aber keine Entlastung für lärmgeplagte Anwohner.
Interessant, dass Ottensen, wo viele Anwohner von einer Sperrung der Staßen für den MIV prfitieren würden, in der Liste nicht auftaucht. Damit merkt man, dass eine echte Verkehrsberuhigung überhaupt nicht gewollt ist. Könnte ja auch den Autofahrern schaden, und das geht in Hamburg überhaupt nicht!

„Der Jungfernstieg ist die letzte Straße, die man autofrei machen müsste. LKWs sind dort eh verboten, es gibt ausreichende breite Radwege und Bürgersteige„

Diese Aussage in Bezug auf die Radwege, insbesondere auf der Wasserseite, sollten Sie zurücknehmen, da man sonst an ihrer Beobachtungsgabe zweifeln muss.

Wenn Ottensen der Nabel der Welt ist und man den Rest der Stadt nur aus der Zeitung kennt, kann man schon zu diesem Glauben kommen.

Busse aus der Mönckebergstraße in die Steinstraße umleiten. Der neue Senat gibt sich so gar keine Mühe mit den Bus-Fahrgästen!

Die Haltestellen liegen in der Mönkebergstraße optimal für die Fahrgäste: Wenn ich mit Bus 6 / 17 aus Winterhude komme, könnte ich künftig direkt über die neue Treppe zur U3 am Bahnhof Mönckebergstraße umsteigen. Pech gehabt, daraus wird wohl nichts. Am Gerhardt-Hauptmann-Platz bei Regen schnell in den Bus einsteigen? Putsekuchen. Ich muss erst in die Steinstraße laufen. Der Rot-Grüne Senat will den Busfahrgästen längere Wege zumuten. Das ist ganz klar eine Verschlechterung des ÖPNV.

In der Steinstraße sind vier Ampeln. Diese Ampeln sind so schlecht geschaltet, dass der Bus – etwa die neue Linie X35 – oft an allen vier Lichtsignalanlagen (LSA) halten muss. Damit verlängert sich die Fahrzeit der gut frequentierten Busse um mehrere Minuten. Warum wird mit der Verlagerung des Busverkehrs keine LSA-Beeinflussung geschaltet?

An der Technischen Universität Hamburg-Harburg habe ich bei meinem Studium gelernt, dass der ÖPNV sichtbar sein muss. Bei der Verlagerung in die Steinstraße ist das definitiv nicht der Fall.

Und überhaupt: Das langsamste und schlechteste Verkerhsmittel ist der Bus. Die Grünen legen überhaupt keinen Schwerpunkt auf die Verbesserung des Busverkehrs. Nur noch abgepinselte Radwege. Nur noch Maßnahmen gegen den MIV und damit auch gegen den Busbetrieb. Was für ein Armutszeugnis! Rot-Grün kann es nicht.

Das mit der Sichtbarkeit ist nicht Teil des Denkens in Hamburg. Hauptsache unsichtbar, heißt es hier. Deswegen Bahnhof Altona in Richtung Hinterhof am Friedhof und die Straßenbahn lieber als U-Bahn.

Ehrlich gesagt finde ich den Weg sehr gut. Erstmal probieren, Akzeptanz schaffen, Ängste abbauen, die Menschen mit guten Erlebnissen und Erfahrungen überzeugen. So geht Politik heute! Die Pop-Up-Radwege sind da genauso eine gute Massnahme wie auch testweise neue Busrouten. Die Schanzenstrasse wartet immer noch auf eine Busanbindung durch die Linie 17, die bisher an reiner Angst vor was auch immer gescheitert ist.

Wer erwartet denn tatsächlich Neues? Es geht um Hamburg, die Stadt, die sich traditionell unfasslich schwer tut mit alten (aber für sie völlig neuen) Verkehrskonzepten.

Wenn an der Elbe irgendwelche Busspuren etabliert werden, sind das solche Rohrkrepierer wie die in der Max-Brauer-Allee: NUR FÜR BUSSE! (gilt nur zwischen 8:23h und 9:02h sowie zwischen 16:48h und 17:57h). Ergebnis: die Busspur wird rund um die Uhr von allen genutzt. Aber man hat ne Busspur, Hurra!

Zukünftige Viertel-weite Einfahrtsbeschränkungen müssen also geradezu zwangsläufig genauso butterweich gehandhabt werden. Zu viel Neues hält ja auch doch niemand aus.

Morgen, morgen und nicht heute sagt die SPD hier schon seit Jahrzehnten. Auch dadurch ist das Veloroutenkonzept Hamburgs zu einem Generationenprojekt verkommen. Schon Beton-Eugen zeigte es vor 25 Jahren lieber vor als seine Umsetzung beherzt voranzutreiben,

Wenn Hamburg etwas kann, ist es die Hochglanzboschüre. Umwelthauptstadt ohne ein Gramm Gift, Stickoxid oder CO2 einzusparen? Hamburg kann das, wie kaum eine andere Region.

Zu dumm nur, dass das verdammt Internet den ganzen Unsinn, der vor zehn, zwanzig oder dreißig Jahren verzapft wurde, ständig wieder hochspült.

Dehalb sollten die Koalitionsverhandlungen etwas grüner geführt werden und die Partner sich vielleicht doch der aktuellen Forderung nach einem schnellen Ausbau eines Rad- und Fußwegenetzes, ggf. durch Pop-up-Radwege zuwenden. Hier weitere Argumente – diesmal von Greenpeace:

https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/s02871_es_gp_mobilitaet_radverkehr_studie_5_20_fin.pdf

„Covid19 droht die Verkehrswende zu infizieren. Die Fahrgastzahlen in Bus und Bahn sind drastisch eingebrochen (Quelle: Süddeutsche Zeitung (2020): Corona: Nahverkehrsbetriebe fordern Milliardenhilfen, in: Süddeutsche.de, [online] https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/nahverkehr-bus-bahn-corona-probleme-1.4885951 [14.05.2020]). Ausgerechnet im öffentlichen Personenverkehr, dem Herzstück einer klimafreundlichen, ressourcenschonenden Mobilität, fühlen sich viele Menschen nicht mehr sicher. Auch Sharing Angebote leiden. Die Verlagerung weg vom ÖPNV (öffentlicher Personennahverkehr) und geteilten Mobilitätsangeboten, droht mittel- und langfristig anzuhalten. Für viele Städte drängt sich nun die Frage auf: Wie werden sich die Menschen fortbewegen, wenn das Wirtschaftsleben nun schrittweise wieder hochfährt? Werden sie statt in den Bus aufs Rad steigen? Werden sie jeden Morgen ihr bislang meist geparktes Auto nutzen? Werden sie sich einen neuen Pkw anschaffen? Wie die Antwort ausfällt, liegt auch an der Reaktion der Städte. Hier entscheidet sich, ob die Verkehrs­wende um wertvolle Jahre zurückgeworfen wird, oder ob sie jetzt einen entscheidenden Schritt in eine saubere Zukunft macht.

Wie sehr die Zeit drängt, Radfahrenden, Fußgängern und Fußgängerinnen ein attraktiveres Umfeld zu bieten, zeigt eine Umfrage im Auftrag der Unternehmensberatung McKinsey von Anfang Mai. Rund die Hälfte der dort Befragten, die vor der Krise Bus und Bahn gefahren sind, wollen dies nun gar nicht mehr oder weniger häufig tun. …“

Man kann es so zusammenfassen. Wer jetzt nichts tut, wird seine Stadt unter Autoblech begraben. Und das ist seit April auch sichtbar. Die Mobilitätsform, die besonders schnell genutzt wurde, war das Auto. Es gilt als keimfrei und war zunächst sogar durch den insgesamt geringeren Verkehr sowie niedrige Kraftstoffpreise sehr begünstigt. Auch die Möglichkeit, sich ohne große Formalitäten schnell von seiner Abokarte zu trennen, hat da viel geholfen. Das bedeutet, dass man die Ex-ÖPNV-Kunden, wenn man sie nicht für den ÖPNV zurückgewinnen kann oder will, sofort – soweit möglich – mit Angeboten zum Radfahren und Zufußgehen überzeugen muss, das Auto stehen zu lassen. Da ist die Weigerung, „Corona-Radwege“ einzurichten, fast schon ein schwerer Verstoß gegen den Amtseid, den jeder Bürgermeister und Senator der Stadt zu leisten hat.

Aus dem südlichen Umland kommt man virenschutz-gerecht nur noch mit Auto! Von Jesteburg kann ich nun wirklich nicht täglich mit dem Rad nach Eimsbüttel fahren. Unsere Züge waren vor der Krise schon übervoll und für eine Verkehrswende hätte man damals schon die Kapazitäten verdoppeln müssen. Das ist eine Illusion. (Für mich lohnte es sich da schon nicht, zur nächsten Bahnstation rüberzufahren und mich in einen vollen Metronom zu quetschen.) Mit dem Abstandsgebot bräuchte man jetzt die vier-bis sechsfache Menge an Zügen!

Dafür wären zwei zusätzliche Gleise nötig und die sind noch nicht einmal angedacht. Da ist die nächsten 30 Jahre noch keine Verbesserung am Start. Die Ausbauplanungen für die Strecke nach Hannover sind schon wieder in einer Sackgasse.

Ist natürlich voll easy die autofreie Stadt zu fordern, wenn man in Altona oder St. Pauli lebt. Da haben ja schon die Hälfte der Bewohner kein Auto mehr und müssen auf nichts verzichten. Wir können gern mal ein paar Monate tauschen. Dann wisst auch ihr mal, wie scheiße das ist, wenn man ohne Auto nicht in die Stadt kommen kann.

Mit Radwegen die Verkehrswende retten? Scherz oder? Wenn jetzt schon die Fahrradschläuche knapp werden wie Klopapier vor einigen Wochen, sollten die HVV-Bosse mal Alarm machen. Denn das sind ihre Fahrgäste, die ihnen jetzt davonradeln. So werden U-Bahnen und Busse leerer aber der Anteil des Umweltverbundes gleich. Und wenn man nicht mehr in eure City fahren kann, fahre ich für die wenigen speziellen Einkäufe dann ins Outlet oder nutze Amazon.

Niemand muss in Jesteburg leben. Und um mit der Dreckschleuder nach Eimsbüttel zu kommen, muss man nicht über den Jungfernstieg fahren. Das Gejammere aus der Provinz ist da wenig zielführend, zumal der Senat für seine Bürger macht und nicht für Nutznießer, die noch nicht einmal wahlberechtigt sind, aber eine arrogante Erwartungshaltung haben, dass sich alles um sie drehen müsse. Bleibt mal auf dem Teppich.

Da Sie offensichtlich zumindest derzeit nicht mit der Bahn fahren, wissen Sie auch nicht wie es dort aussieht.
Die Bahnen sind so leer, dass sich das Abstandsgebot gut einhalten lässt.
Lassen Sie ihre Bequemlichkeit nicht zum Argument für Verschwörungstheorien herhalten.
Die Menschen aus Eimsbüttel, St. Pauli o.ä. haben bewusst für die Stadt entschieden mit den höheren Mieten. Warum sollen sie sich die Luft verpesten lassen von Menschen, die sich fürs Land entschieden haben und zu bequem sind mit dem Öpnv in die Stadt zu fahren.
Dass dieser viel besser werden muss, darüber sind wir uns einig. Dass wird aber auf jeden Fall nicht passieren, wenn sich die Menschen in ihr Auto setzen und den Stau auf den Einfallstraßen und in der Stadt verursachen.

Wenn die Menschen gewollt hätten, dass die Koalitionsverhandlungen grüner geführt werden, hätten wohl mehr Grün gewählt. Das Wahlergebnis muss eben akzeptiert werden, auch wenn es nicht der eigenen Ideologie folgt.

Richtig, aber kann man nicht von einer ehemaligen Volkspartei verlangen, dass die Mandatsträger ihrem Amtseid gemäß Schaden vom Volk abwenden?
Stichworte Klima, Stickoxide, Feinstaub, Verkehrstote.

Kienscherf ist ja aus Mitte und angeblich eher aus dem rechten Flügel der SPD. War auch früher unter Eugen Wagner dabei. Klingt für mich leider überhaupt nicht nach moderner Mobilitätspolitik, sondern eher nach „Wir wollen den Autos nicht wehtun“-Ideologie. Mal schauen, vielleicht wird ja was draus, bin aber sehr skeptisch…

Ich denke es geht weniger um die Autos, sondern eher um die Fahrer. Die Autos fühlen ja nichts. Das Autos eigenständige Wesen sind, ist wohl die Perspektive von Fahrradfahrenden.

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