Weniger Geld für die Digitalisierung und dafür mehr Technik aus den 90er Jahren? Vor rund einer Woche hatte der SWR mit Verweis auf interne Dokumente der Deutschen Bahn berichtet, dass diese den Ausbau der digitalen Stellwerkstechnik und der digitalen Schieneninfrastruktur stoppen wolle, um Kosten zu sparen. Stattdessen solle auf „die bewährte Technik der 90er Jahre“ gesetzt werden. Hintergrund ist, dass der Bund der DB für Sanierung und Ausbau weniger Geld zur Verfügung stellt, als eigentlich nötig.
Die DB dementierte diesen Bericht zwar umgehend, doch die zuständige Digitalisierungsmanagerin der Bahn, Daniela Gerd tom Markotten, sagte auf einer Veranstaltung des Nachrichtenportals Welt in der vergangenen Woche auch: „Wir bekommen für die Bundesschienenwege so viel Geld vom Bund wie noch nie, wir haben aber auch eine Mammutaufgabe vor uns: die marode Infrastruktur zu sanieren. Dabei müssen wir uns auf das Notwendige konzentrieren. Wir nehmen uns das zuerst vor, wo wir die größtmögliche Wirkung erzielen.“
Diese Sätze lassen sich durchaus so interpretieren, dass die Bahn aus der Geldnot heraus wichtigere Dinge zu erledigen hat, als mit hoher Priorität flächendeckend digitale Stellwerke zu bauen und Strecken mit der digitalen Leittechnik ETCS (European Train Control System) auszurüsten, womit keine Signale am Gleis mehr nötig wären und die Züge in kürzeren Abständen fahren könnten.
Und auch bei der Digitalisierung der Hamburger S-Bahn, die eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn ist, läuft es derzeit offenbar nicht so wirklich rund. Das Vorhaben, mit dem die Züge in der Hansestadt zuverlässiger fahren sollen, hängt hinterher und hat laut einer NAHVERKEHR HAMBURG-Recherche mindestens ein Jahr Verspätung. Das könnte ab 2027 zu einem Problem werden.
Digitales S-Bahn-Stellwerk bis 2028 geplant
Eigentlich hatte die DB-Tochter zusammen mit der Hansestadt geplant, langfristig das gesamte S-Bahn-Streckennetz mit ETCS und dem darauf basierenden Zugsteuersystem ATO (Automatic Train Operation) auszurüsten. Damit wäre auf allen Linien ein hochautomatisiertes Fahren möglich, wie es derzeit schon auf der Strecke zwischen Berliner Tor und Bergedorf mit vier Testfahrzeugen im Alltagsbetrieb erprobt wird. Die Fahrerinnen und Fahrer bleiben dabei zwar zur Überwachung der Technik an Bord, aber die Züge fahren, beschleunigen und bremsen komplett selbstständig. Damit sollen die Bahnen in engeren Abständen fahren können, was laut DB 30 Prozent …