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Schleswig-Holstein will Badeorte von Bahnverkehr abkoppeln

Schleswig-Holstein will zahlreiche Badeorte in der Lübecker Bucht vom Bahnverkehr abkoppeln. Die so genannte Bäderbahn zwischen Lübeck und Fehmarn soll im Zusammenhang mit dem geplanten Belt-Tunnel nach Dänemark bis 2021 stillgelegt und durch eine neue zweigleisige Trasse im Hinterland ersetzt werden. Der Verband Pro Bahn befürchtet drastische Fahrgastzahlverluste.
Christian Hinkelmann
Alte Bäderbahnstrecke in Sierksdorf an der Ostsee. Die Fahrgastzahlen sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen.
Alte Bäderbahnstrecke in Sierksdorf an der Ostsee. Die Fahrgastzahlen sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen.
Foto: Christian Hinkelmann

Viele Strandorte an der Lübecker Bucht werden für Touristen und Pendler schon bald nicht mehr direkt per Bahn erreichbar sein. Die schleswig-holsteinische Landesregierung (SPD, Grüne, SSW) will die so genannte Bäderbahn zwischen Lübeck und Fehmarn bis 2021 stilllegen und durch eine neue zweigleisige Trasse entlang der A1 ersetzen und so den geplanten Belttunnel nach Dänemark anbinden. Damit verlieren bedeutende Urlaubsorte wie Scharbeutz, Timmendorfer Strand, Haffkrug, Sierksdorf und Großenbrode ihren direkten Bahnanschluss.

Das ist das Ergebnis eines Raumordnungsverfahrens, das Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) gestern in Kiel präsentierte. Damit soll ausgeschlossen werden, dass nach Fertigstellung des Fehmarnbelttunnels wieder Güterzüge durch die Touristengebiete rollen. Hintergrund waren Proteste in den Küstenorten gegen einen Ausbau der bestehenden Strecke inklusive Reaktivierung des 1997 eingestellten Güterverkehrs.

„Unser Ziel war es, eine für die Region und die Menschen möglichst verträgliche Trasse zu finden. Dies ist uns gelungen. Die Landesregierung hat den Wunsch der Bürgerinnen und Bürger ernst genommen, Orte an der bestehenden Strecke, darunter sind etliche Bäderorte, vom Güterzugverkehr zu entlasten“, so Albig.

Laut Landesregierung sollen 55 Kilometer Neubaustrecke entstehen. Außerdem soll die bestehende Strecke zwischen Lübeck und Bad Schwartau ausgebaut werden.

Ersatzstationen mit Busanbindung im Hinterland geplant

Die künftig vom Bahnverkehr abgekoppelten Urlaubsorte sollen Ersatzbahnhöfe an der neuen Strecke bekommen – bis zu zwei Kilometer von den bisherigen Stationen entfernt im weitgehend unbebauten Hinterland. Touristen und Pendler sollen laut Verkehrsstaatssekretär Frank Nägele mit einem „bedarfsgerechten Zubringer-Bus-Konzept“ zum Ziel gebracht werden. Für die Urlaubsorte kommen damit zusätzliche Kosten für den Aufbau von Bussystemen hinzu, denn der Busverkehr wird – im Gegensatz zum Schienennahverkehr – nicht vom Land sondern von den Kommunen finanziert.

Einen möglichen Parallelbetrieb von neuer und alter Bahnstrecke schließt die Landesregierung aus. Nur durch diese Maßnahme könne nachhaltig Güter- und Fernverkehr auf der (alten) Strecke verhindert werden, so Staatsrat Nägele gestern in Kiel. Tatsächlich betont die Deutsche Bahn

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Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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13 Antworten auf „Schleswig-Holstein will Badeorte von Bahnverkehr abkoppeln“

Um Gűterverkehr zu verhindern und gleichzeitig die Erschließung zu verbessetn bitet es sich an die Bäderbahn Traveműnde Niendorf wieder aufzubauen und dann zut bestehenden Strecke zu verlämgern und die Zűge gegebenenfalls.im kűrzlich.wiedererochtetem Bahnhof Burg endem zu lassen.
Das ergäbe die ideale Bäderbahn.
Es ist schon beachtlich dass im rotgrűnen SH eine.Autobahn mit alibi Fernbahn von.Hamburg űber die Frrieninsel Fehmarn wie ein Fremdlingsfluß die Erschließung nur noch von Hamburg , Lűbeck und Kopenhagen darstellen soll.
Ist das die grűne Verkehrswende zu Elektromobolitåt. Und Geld.ist da das zeigt ja das rotgrűne Niedersachsen mit seinem Steuerverzicht beo der rotgrűn beaifsichtigten Firma VW durch die.staatlichen Eigentűmer und sei es nur durch Verletzung der Aufsichtspflicht

@Ironiker:
„Ausbauen kann man viel. Den Ausbau in Lauenburg will ich erstmal sehen. Da geht die Strecke mitten durch die Stadt und wird auch nicht klaglos hingenommen. “
Meinst du wirklich Lauenburg? Also ich fahre da oft genug lang, um zu wissen: Nein, die Bahnstrecke führt definitiv nicht mitten durch die Stadt. Da gibt es nur den Kanal und ein paar Industriebetriebe – die wird der Lärm ja nicht so stören. Und klar: Überall leben Menschen und sind von Lärm betroffen, lässt sich wohl nicht vermeiden, wenn man nicht gerade in Sibieren lebt. Wenn aber weniger Menschen im Einzugsbereich leben, ist das ja besser.

„Wenn die Güterzüge nach Maschen oder Hamburg wollen (z.B. Feederverkehr anstelle von bisherigen Schiffsleistungen), gibt es nur die Strecke über Wandsbek. Gefahren wird wo und wie bestellt wird. “
Das stimmt erst einmal so nicht. Man braucht ja bloß auf die Landkarte zu schauen: Wenn man eine Verbindungskurve von der Bahnstrecke Lüneburg-Büchen zur Bahnstrecke Hamburg-Lüneburg baut, können auch die Züge von Maschen aus die Bahnstrecke Lüneburg-Lübeck benutzen – ohne dass in Lüneburg Kopf gemacht werden müsste. Die Strecke Hamburg-Lüneburg wird doch gerade jetzt drei- bzw. viergleisig ausgebaut – und ist fast fertig.

Und: Ein LKW und ein Fernbus machen natürlich keinen Lärm^^

@Greencity
Ausbauen kann man viel. Den Ausbau in Lauenburg will ich erstmal sehen. Da geht die Strecke mitten durch die Stadt und wird auch nicht klaglos hingenommen.

Wenn die Güterzüge nach Maschen oder Hamburg wollen (z.B. Feederverkehr anstelle von bisherigen Schiffsleistungen), gibt es nur die Strecke über Wandsbek. Gefahren wird wo und wie bestellt wird.

Aber die einzige Folge aus dem allen ist sowieso Ausbau sparen und allen Güterverkehr auf den Lkw verlagern. Den Personenverkehr macht der Fernbus und dann haben wir keine Lärmprobleme mehr mit Eisenbahn und die S4 kann auf den Bestandsgleisen fahren.

Am besten legen wir den Hafen auch noch still und bauen dort schöne Wohnungen mit Wasserblick. Dann spart man die Elbvertiefungen und die Naturschützer sind glücklich. Auf der Elbe machen wir dann wieder Fischerei für den Hamburger Bedarf und im Knoten Hamburg gibt es dann keine Kapazitätsprobleme mehr für Güterverkehr.

Ach was könnte das Leben schön sein…

@DB-Abstinenz:
Dem Bericht glaube ich auch nicht so ganz: Wenn die Neubaustrecke elektrifiziert wird, wird die Bestandsstrecke nicht elektrifiziert – ergo müsste man beim Güterverkehr Dieselloks gegen Elektroloks tauschen. Das macht kein Unternehmen im Transitverkehr, wenn es nicht zwingend notwendig ist. Auf der Montzenroute haben die das jahrelang nur gemacht, weil es wohl keinen anderen Weg gibt – so einfach ist das. Da hat das dann locker eine Stunde mehr gedauert.
Dein Argument mit dem Fahrzeitgewinn sehe ich ehrlich gesagt nicht unbedingt so: Wie hoch wäre denn tatsächlich der Fahrzeitgewinn (wenn wir einmal von einer Elektrifizierung der Bestandsstrecke ausgehen)? Wie hoch lägen die Trassenpreise im Vergleich? Güterzüge fahren in der Regel sowieso nur zwischen 60-120 km/h, da macht dann die Höchstgeschwindigkeit nicht allzu viel aus. Die Neubaustrecke sollte ja wohl sowieso nicht zur 250-300 km/h Hochgeschwindigkeitsstrecke mutieren – habe da etwas von 160 – 200 km/h gehört. Natürlich kann man die Trassenpreise auf der Bestandsstrecke künstlich verteuern – aber das muss doch iwo auch im Verhältnis stehen.

So nun zu S4:
Eine technische Frage so am Rande: Wann fahren eigentlich Güterzüge? Die Güterzüge können doch auch so nachts fahren – ob nun mit oder ohne S4. Für Güterzüge ist doch der so genannte „Nachtsprung“ interessant: Abends Güter aufladen und morgens ausliefern, damit keine Arbeitszeit verloren geht. Aus der Hinsicht werden die Güterzüge dann vllt so oder so auch nachts fahren. Oder wie willst du das verhindern?
Zweiter „Fehler“ in der Kalkulation: Man könnte ja auch andere Strecke ausbauen – vllt ist das weniger „schädlich“ für die Anwohner und billiger: Soweit ich richtig informiert bin, wird das Land Schleswig-Holstein den (zweigleisigen) Ausbau nebst Elektrifizierung der Bahnstrecke Lüneburg-Lübeck für den Bundesverkehrswegeplan beantragen (oder hat es das schon?). Das hat meiner Meinung nach einem extrem hohen Nutzen – ist aber auch sicherlich teuer. Die Bahnstrecke Lübeck-Bad Kleinen steht ja sowieso im Bundesverkehrswegeplan – einmal sehen was draus wird. Es gäbe also durchaus Alternativen. Ob das wirtschaftlich vernünftig und notwendig ist, wäre eine andere Frage…

Derzeit glaube ich nicht, dass die Streckenverlegung tatsächlich kommen wird. Der letzte Abschnitt des Artikels teilt hier insoweit Entscheidendes mit, als dass die Raumordnung für die anderen Aufgabenträger nur empfehlenden Charakter hat.
Eine Gebietskörperschaft, also das Land Schleswig-Holstein, welches nur einen Bruchteil des Vorhabens bezahlt, empfiehlt hier eine andere Variante als den schlichten Ausbau der Bestandstrasse. Der Bund und die DB werden beim Planfeststellungsverfahren aber primär die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens im Blick haben. Und aus deren Sicht spricht einiges gegen die Empfehlung des Landes; die neue Trasse ist teurer als der Ausbau der Bestandstrasse und bringt weniger Nutzen für den Regionalverkehr. Der Nutzen in Form einer Entlastung vom Güterverkehrslärm rechtfertigt wohl kaum eine Neubautrasse. Etwas ähnliches wurde schon im Mittelrheintal vorgeschlagen und abgelehnt.
Und dass sich der Bund über einen Plan einer Gebietskörperschaft hinwegsetzt, kommt immer wieder vor, beispielsweise verläuft der neue Abschnitt der A100 im Berliner Flächennutzungsplan auf fast der gesamten Länge im Tunnel. Aber eben nur im Flächennutzungsplan und nicht in der Realität.

Laut ROV-Bericht hat die DB als Vorhabenträgerin „gedroht“, dass selbst dann wenn man die Bäderbahn weichenmäßig von der Neubaustrecke abtrennt, sich jederzeit ein Unternehmen „diskriminierungsfreien Zugang“ erklagen könnte und die Weichen wieder eingebaut werden müssten. Ja, es könnte sogar sein, dass alle Güterzüge über die Bestandsstrecke bestellt würden und dann – ohne Lärmschutz an der Bäderbahn – alle Güterzüge durch die Orte donnern.

Mit gesundem Menschenverstand wird jeder begreifen, dass die DB mit einer durchgehenden Neubaustrecke und dem Fahrplantrassensystem den Güterverkehr locker auf der Neubaustrecke halten kann. Wieso sollte ein Bahnunternehmen wenn es langsamer und teurer über die Bäderbahn fahren müsste nicht die Neubaustrecke nehmen? Es gibt nicht die kleinste Versuchung für ein Bahnunternehmen sich eine Weichenverbindung bei Neustadt auf die Bäderbahn zu erklagen oder will man das eigene Unternehmen Schenker Dänemark etwa dazu anstiften?

Wer nach Stuttgart 21 geglaubt hat, die DB hätte verstanden, dass sie den Bürger mehr einbeziehen muss, muss jetzt erkennen, dass die DB den Bürger weiterhin für den größten Störfaktor hält, den man austricksen muss um sein eigenes Ding rücksichtslos durchzuziehen. Für mich sieht das so aus als ob die DB das Land erpressen wollte und das Land die Strecke eben opfert um sich nicht erpressen zu lassen. Für mich gibt es nur eine Folgerung: Nur als Autofahrer ist man von so einem absurden Verhalten eines Unternehmens unabhängig. Die DB kann und will ich mit meinem Fahrgeld nicht mehr unterstützen.

Aber auch die S4-Anwohner sollten sich sehr warm anziehen. Ihre Behauptung, dass man durch Verzicht auf die S-Bahngleise weniger Güterverkehr hätte, ist an Naivität nicht mehr zu überbieten. Würde die S4 verhindert, dann wäre am Tag zwar kein Platz mehr für mehr Güterzüge aber die DB würde diese Züge sicher sehr gerne dann alle nachts fahren lassen zwischen Mitternacht und 5 Uhr, wenn keine S-Bahn auf den Ferngleisen fährt. Sollen die Bürger doch sehen, was sie davon haben, wenn sie die Kreise der DB stören. Merke: wer die S4 verhindern will, sorgt dafür, dass Zehntausende Anwohner nachts kein Auge mehr zubekommen!

Um es mal kurz zu fassen : Wenn ich direkt mit der Bahn in die Badeorte fahren kann, tu ich das auch. Wenn ich erst noch einen Bus nehmen soll, dann komm ich mit dem Auto. So simpel ist das ! Busse haben nunmal einen abschreckenden Effekt auf viele Leute.

Solch ein Blödsinn…. Wieso sollte man die Strecke stilllegen? Eine Neubaustrecke im Hinterland macht Sinn, aber wieso sollte man die Bäderbahn abbauen? Als Nahverkehrsstrecke ist die doch sinnvoll…

@Wolfgang Kühl:
Soweit ich richtig informiert bin, fährt der Regionalverkehr nur einmal die Stunde, vllt alle halbe Stunde. Dieser immense Zuglärm soll nun die Bürger stören? Der Güterverkehr würde doch den Hauptlärm ausmachen. Den wollen die Badeorte nicht haben, das kann man verstehen – der Nahverkehr spielt beim Zuglärm doch nur eine untergeordnete Rolle.

Der Grund ist doch wahrscheinlich ein ganz anderer: Der Nutzen-Kosten-Faktor ist doch wahrscheinlich für die Neubaustrecke zu schlecht, deshalb muss der Nahverkehr auf die Neubaustrecke verlagert werden, damit sich ein Neubau rechtfertigt.

@Wolfgang Kühl:
Was ist denn an der Überschrift falsch? Die Landesregierung hat klipp und klar gesagt, dass sie die neue Strecke bauen und die alte Bahnlinie stilllegen will. Also: Abkoppelung vom Bahnverkehr. Das war nun wirklich in allen Zeitungen zu lesen und im Fernsehen zu sehen. Und dass die Ostseebäder für die Verlagerung der Bahntrasse gekämpft hatten steht doch auch ganz klar oben im Text, den ich übrigens sehr sachlich finde und der endlich mal nüchtern aber deutlich benennt, was die Verlegung der Trasse für den ÖPNV an der Ostseeküste bedeutet. Insofern: Danke für den Artikel! Die Lübecker Nachrichten haben diesen Aspekt zum Beispiel erst heute richtig bemerkt und schreiben ausführlich darüber.
Übrigens: Die Badeorte wollten nicht nur die bloße Verlegung der Strecke, sondern die 2+1-Lösung (Neubau für Güter- und Fernverkehr sowie Erhalt der alten Strecke für den Nahverkehr).

Und dann noch zu ihrem Satz: „Was nützt es, wenn die Badeorte toll mit der Bahn erreichbar sind, wenn aber -bei Nichtverlagerung- wegen des zukünftigen Zuglärms dort keiner mehr hinfahren will“

Bis 1997 sind jeden Tag zig Güterzüge über die Vogelfluglinie gefahren und keinen hat es gestört. Im Gegenteil: Die Übernachtungszahlen in den Ostseebädern waren in den 60ern und 70ern auf Rekordhöhe. Insofern kann ihre Schlussfolgerung nicht stimmen. Im Gegenteil: Die Ostseebäder haben mit ihrem Protest gegen die Wiedereinführung (!) des Güterverkehrs leichtfertig einen direkten Schienenanschluss aufs Spiel gesetzt und jetzt die Quittung dafür bekommen. Das halte ich für extrem kurzsichtig. Andere Ferienorte würden sich die Finger nach so einer 1A-Verkehrsanbindung lecken.

Kleiner Exkurs: An der französischen Côte d’Azur – ein nicht gerade unerfolgreiches Urlaubsgebiet – führt eine zweigleisige TGV-, Nahverkehrs- und Gütertrasse direkt durch die Ferienorte direkt am Wasser entlang und bringt die Touristen dort von Ort zu Ort. Ihrer Argumentation nach müsste die Côte d’Azur ja inzwischen zur Geisterregion geworden sein.

Wie kann man so etwas in der heutigen Zeit, wo alle Welt von Energiewende, Klimaschutz und Nachhaltigkeit spricht, noch machen? Auf der einen Seite versucht das Land in Kellinghusen, Fockbek und am Schönberger Strand gerade, längst stillgelegte umsteigefreie Bahn-Direktverbindungen wieder zu reaktivieren, weil man gelernt hat, dass Menschen knur sehr ungern Umsteigeverbindungen akzeptieren (übrigens: DAS Hauptargument für S4 und S21!) und auf der anderen Seite sollen hier gleich mehrere Orte von Direkt-Verbindungen abgekoppelt werden. Das passt doch nicht.

Haben Sie allein mal die Fußgänger-Karawanen gesehen, die im Sommer an jedem Vormittag vom Bahnhof Sierksdorf zum benachbarten Hansapark ziehen? Oder die Menschenmassen, die im Sommer in Haffkrug vom Bahnhof direkt an den benachbarten Strand ziehen?

Diese Menschen werden in Zukunft alle mit dem Auto anreisen und die kleinen Orte noch mehr verstopfen. Und diese ganzen zusätzlichen Autotouristen werden entsprechende Parkflächen in den Orten brauchen! Ehrlich gesagt würde ich als Tourist ständige Staus, laufende Auto-Motoren und Dieselgestank direkt vor meinem Pensionszimmer problematischer finden als maximal 6 Züge pro Stunde (laut positivsten Prognosen der FBQ-Planer, die ich immer noch sehr bezweifel, weil ich sie für völig überzogen halte) , von denen ein Großteil aus verhältnismäßig leisen Personenzügen bestehen wird. Insofern denke ich: Die Bäder haben hier ein klassisches Eigentor geschossen…und merken es noch gar nicht richtig.

Ich habe den Infodienst „Nahverkehr Hamburg“ bisher als seriösen Nachrichtenlieferanten empfunden.
Mit der Überschrift „Schleswig-Holstein will Badeorte von Bahnverkehr abkoppeln“ wird vollständig unterschlagen, daß gerade die Badeorte dringend für eine Verlagerung der Trasse kämpfen.
Was nützt es, wenn die Badeorte toll mit der Bahn erreichbar sind, wenn aber -bei Nichtverlagerung- wegen des zukünftigen Zuglärms dort keiner mehr hinfahren will???

Die Bäderorte vom Schienenverkehr abhängen? Ich dachte erst an einen verspäteten Aprilscherz. Von Hamburg aus kann man bisher recht gut mit der Bahn an die Ostsee gelangen, ohne nervige Bustransporte, ohne verstopfte Autobahn. Wer mal zu den üblichen Reisezeiten auf der A1 unterwegs war, weiß das zu schätzen.

Und jetzt soll die Bahn ins Hinterland verlegt werden? Umweltpolitisch und verkehrstechnisch fragwürdig. Mich wundert es, dass die Badeorte das wirklich selbst so wollen. Eine Bahnstrecke ist auch mit Fernverkehr um Längen angenehmer als die übliche Autokarawane in den Straßen.

Wenn man sich die Karte so ansieht, werden die Orte ihren Bahnanschlüsse ja nicht „komplett“ verlieren. Es wird nun eine etwas weitere Entfernung vom Bahnhof zum Ortszentrum geben. Nichtsdestotrotz: Gut eingebundene, zentral gelegene Bahnhöfe zu schließen und durch abseits gelegene zu ersetzen ist in einer Zeit, in der die Steigerung des Marktanteils der Schiene beim Personennahverkehr absolute Priorität haben muss, ein völlig absurdes Vorhaben. Wie wäre es mit einer schönen, für die gesamte Region nützlichen Alternative: Auf der Bäderbahn wird eine Zweisystem-Stadtbahn eingerichtet. Sie fährt bis Fehmarn weiterhin auf der Bestandsstrecke und ist als vergleichsweise leises Verkehrsmittel das einzige, das auf den alten Gleisen verbleibt. In Lübeck erhält die Linie am stadtseitigen Ende eine Verlängerung vom Hauptbahnhof in die Innenstadt. Das wäre mal ein schienenmäßiger Fortschritt für die Region!

Ich hoffe mal, dass das eine taktische Finesse ist, um die Planung der Neubaustrecke zu beschleunigen. Die „Bäderbahn“ könnte ja von einem anderen Verkehrsunternehmen als DB/Regio betrieben werden; wenn sich ein solcher Betreiber findet, kann dei Strecke nicht stillgelegt werden.

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