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Selbst ausprobiert: mit dem Fahrrad durch Paris

Wo Hamburg in puncto Radfahren hinkommen möchte, ist Paris offenbar schon angekommen: Auf manchen Straßen herrschen geradezu paradiesische Zustände für Radfahrende, findet NAHVERKEHR HAMBURG- Redaktionsmitglied Matthias Schinck, der sich mit dem Velo in das Großstadtgetümmel der Seine-Metropole gestürzt hat. Lesen Sie hier seinen Praxisbericht.
Matthias Schinck
Am Seine-Ufer auf der Straße Quai Saint-Michel mit Blick auf die 2019 durch ein Feuer zerstörte Kirche Notre-Dame. Auf dem abgetrennten Radweg der Einbahnstraße können Radfahrende in beide Richtungen fahren. Die grünen Kisten sind fest installierte Verkaufsbuden für den Bücherflohmarkt.
Am Seine-Ufer auf der Straße Quai Saint-Michel mit Blick auf die 2019 durch ein Feuer zerstörte Kirche Notre-Dame. Auf dem abgetrennten Radweg der Einbahnstraße können Radfahrende in beide Richtungen fahren. Die grünen Kisten sind fest installierte Verkaufsbuden für den Bücherflohmarkt.
Foto: Matthias Schinck

Frankreichs Hauptstadt hat sich in Teilen radikal verändert in den letzten Jahren. Im gesamten Stadtgebiet hat die Pariser Regierung unter der Bürgermeisterin Anne Hidalgo zahlreiche Straßen für den Autoverkehr gesperrt und auf den ehemaligen Boulevards mindestens eine ganze Spur für den Radverkehr freigegeben. Zusätzlich hat die Stadt zahlreiche Radwege installiert und baulich von der Fahrbahn getrennt. Trotzdem: Ein wenig Mut gehört schon dazu – sich freiwillig auf den Sattel zu schwingen und Paris mit dem Velo zu erkunden.

Wer die Millionenmetropole Paris erkunden möchte, hat unzählige Auswahlmöglichkeiten: Für einen Überblick setze ich mich in einen Hop-On-Hop-Off-Bus und klappere die Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt ab. Louvre, Eiffelturm und Seine sind obligatorisch für jeden Touristen. Neben der Busspur bemerke ich sehr oft ungewöhnlich breite Fahrradwege, auf dem sich Radfahrende im Gegenverkehr lässig begegnen. Das gab es bei meinem letzten Besuch im Jahr 2012 noch nicht, und ich entscheide mich, erstmals Paris mit dem Rad neu zu entdecken.

Auf dem Boulevard Saint-Michel im Quartier Latin existieren eine Radspur, eine Busspur und eine Autofahrspur in einer Einbahnstraße nebeneinander und deutlich voneinander getrennt. Radfahrende können beide Fahrtrichtungen nutzen.
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Der Kopf hinter diesem Artikel

Matthias Schinck ist hauptberuflich Informationsgrafiker, Artdirector und Zeitungsmacher. Daneben schreibt er darüber, was ihn bewegt: Bus, Bahn und Rad. Für eine Weile lebte er in einem Van und ist Experte für mobiles Arbeiten. Der Liebe wegen hat er in Hamburg den Anker geworfen.

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6 Antworten auf „Selbst ausprobiert: mit dem Fahrrad durch Paris“

Naja, eine Straße ist ja nicht so gefährlich und stadtzerschneidend wie Gleise. Aber ansonsten: geh ich voll mit. Die Tram haben unsere Vorfahren besiegt. Nun muss die heutige Generation ran und die Lkw (sowie Pkw) möglichst zurückdrängen.

Da können wir einiges lernen, aber sollten eigene Erfolg nicht zerreden, so wie es die Radbubble gerne macht. Da tut einem Tjarks manchmal fast schon leid. Tolle neue Veloroute, aber an einer Stelle ein Kompromiss mit anderen Belangen und zack, der Aufschrei folgt.

Nur mal ein paar Zahlen: in Städten wie Paris, Barcelona und London lag der Rad-Anteil bei unter 5% im Modal Split (Zahlen fünf bis zehn Jahre alt, aber selbst bei einer Verdreifachung bis heute wäre Hamburg noch vorne…).

In Kopenhagen nimmt er stark wieder ab, da der ÖPNV (vor allem U-Bahn) ausgebaut wurde und zugleich die Anzahl der Pkw-Nutzer schneller steigt als die der Einwohner. Und in den Niederlanden sterben leider pro 1 Mrd. gefahrenden Rad-km mehr Menschen als bei uns. Geht bloß gerne unter, wenn man sich über ausbaufähige Infrastruktur im Alltag ärgert und dann in sozialen Netzen einen Schnappschuss einer Kreuzung sieht, die 99,9% der Holländer nie zu Gesicht kriegen.

„Und in den Niederlanden sterben leider pro 1 Mrd. gefahrenden Rad-km mehr Menschen als bei uns. “

Kannst du dafür deine Quelle nennen?

Liebe Grüße

Was Paris zeigt (und in London auch betrieben wird – ich habe dort 20 Jahre gelebt und kann das daher beurteilen) ist eine Werteentscheidung gewesen. Tatsächlich hat man von 2001 bis 2006 so wie in Hamburg Fahrradstreifen eingerichtet und das hat nicht funktioniert. Mittlerweile werde eigene abgegrenzte Fahrradstraßen gebaut (bsp. Embarkment) in der Folge fahren während der Rush Hour mehr Leute Fahrrad als mit der „Tube“. Hier in Hamburg hat aber ja nicht nur bisher viel zu sehr auf aufgemalte Fahrradstreifen gesetzt, weit schlimmer noch ist, daß man nicht den Autostraßenraum einschränken will, sondern stattdessen den Fußgängerbereich in unerträglicher Weise und oft auch in sehr gefährlicher Weise begrenzt. Übrigens in London gibt es eine Light rail, aber die fährt außerhalb von Croydon auf eigenen (ehemaligen Eisenbahn-) Trassen und in der Innenstadt von Croydon sind ist die Lightrail eine gefährliches Verkehrshindernis. Der Bau von Stadtbahnen würde daher die Situation für Radfahrer eher verschlimmern als verbessern wenn die im Straßenbereich unterwegs sein sollen (wobei das allein natürlich den Bau einer Stadtbahn nicht stoppen kann bzw. soll.; etwas was die Stadtbahn statt U Bahn Fraktion leider nie tut; nämlich abzuwägen und zu gewichtigen.

Schöner Bericht, danke. ?

So eine Transformation dauert Jahrzehnte, aber man merkt gut, was die Planer leisten können, wenn man sie politisch lässt.

Und für die Radfahrer ist es natürlich von Vorteil, dass es in der Kernstadt weit und breit keine Rumpelbahn gibt, die sie gefährdet. Auch London geht diesen mutigen Schritt. Und Hamburg sollte sich daran orientieren.

Ich glaube kaum, dass es einen Unterschied macht, ob man von einer sog. „Rumpelbahn“ oder von einem LKW überfahren wird. Konsequenterweise sollte man die LKW dann also auch, wo möglich, rauswerfen.

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