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Serie über nie realisierte Verkehrsmittel in Hamburg: Die Schwebebahn

Vor über hundert Jahren wurde heftig über zwei Verkehrssysteme in Hamburg gestritten. Trotz guter Argumente für eine Schwebebahn nach Wuppertaler Vorbild, setzte sich am Ende die Konzeption einer Hoch- und Untergrundbahn durch. Das waren die Gründe.
Matthias Schinck
Fast hätte es in Hamburg statt einer U-Bahn eine Schwebebahn gegeben, wie hier in Wuppertal.
Fast hätte es in Hamburg statt einer U-Bahn eine Schwebebahn gegeben, wie hier in Wuppertal.

Das 20. Jahrhundert begann mit sensationellen verkehrstechnischen Innovationen. So bauen die Brüder Wright 1903 das erste gesteuerte Motorflugzeug, König Christian IX. von Dänemark eröffnet im September des gleichen Jahres die erste Eisenbahnfährverbindung der Welt von Dänemark nach Warnemünde, Siemens stellt einen Geschwindigkeitsweltrekord von 210,2 km/h für elektrische Schienenfahrzeuge auf und Hamburg diskutierte intensiv über den Bau einer Schwebebahn nach Wuppertaler Vorbild.

Die Firma Siemens & Halske/AEG hatte ein entsprechendes Schwebebahnkonzept für Hansestadt erarbeitet. Am Ende konnte sie damit aber Politiker und Entscheidungsträger trotz guter und zugkräftiger Argumente nicht von der Idee überzeugen. Stattdessen baute die gleiche Firma einige Jahre später die erste Hochbahn-Ringlinie, die 1912 in Betrieb ging. Wie intensiv schon damals über eine solche Systemfrage gestritten wurde, lesen Sie hier.

Ähnlich wie in Wuppertal gab es auch in Hamburg bei der Diskussion um die Schwebebahn Befürchtungen, dass die mächtigen Stahlgerüste die Häuser und Straßen verschatten könnten.
Ähnlich wie in Wuppertal gab es auch in Hamburg bei der Diskussion um die Schwebebahn Befürchtungen, dass die mächtigen Stahlgerüste die Häuser und Straßen verschatten könnten.

Nahverkehr für eine boomende Metropole nicht leistungsfähig genug

Gegen Ende des 19. Jahrhundert war Hamburg eine rasant wachsende Stadt, der allerdings ein leistungsfähiges Nahverkehrsangebot fehlte, um die Bürgerinnen und Bürger aus den Wohngebieten zu ihren Arbeitsplätzen im Hafen zu befördern. Außerdem führte der Abbruch der Gängeviertel in der Altstadt dazu, dass die bisher dort lebende Bevölkerung an den damaligen Stadtrand ziehen musste (zum Beispiel nach Barmbek).

Die damaligen Verkehrsmittel machten diese räumliche Trennung der Funktionen Wohnen und Arbeiten möglich und forcierten diese weiter, auch wenn die Menschen es damals eigentlich gewöhnt waren, täglich viel größere Distanzen zu Fuß zurückzulegen als heute. Allerdings war absehbar, dass in Hamburg schon bald noch weiter draußen liegende Gebiete erschlossen werden würden, und da stieß die ab 1894 eingeführte elektrische Straßenbahn schnell an Grenzen, was Geschwindigkeit aber auch Kapazitäten…

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Der Kopf hinter diesem Artikel

Matthias Schinck ist hauptberuflich Informationsgrafiker, Artdirector und Zeitungsmacher. Daneben schreibt er darüber, was ihn bewegt: Bus, Bahn und Rad. Für eine Weile lebte er in einem Van und ist Experte für mobiles Arbeiten. Der Liebe wegen hat er in Hamburg den Anker geworfen.

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7 Antworten auf „Serie über nie realisierte Verkehrsmittel in Hamburg: Die Schwebebahn“

vor allem ist eine Schwebebahn sowohl was die Geschwindigkeit (80km/h) unterlegen und auch von der Kapazität. Lange Schwebebahnwagons mit 9 Wagen sind wohl eher nicht machbar. Hinzu kommt, daß in Hamburg viel zu viele Leute rumlaufen gerade auf U Bahnstationen, die eigentlich in betreutes Wohnen gehören: Es würde zweifellos pausenlos zu Situationen kommen, wo diese am Ende der Haltestellen in die Tiefe springen. Schön aber, daß Prellbock wenigsten hier nicht ihr „ceterum censeo U5 planum delendum“ exerziert.

Ja, in Hamburg müssten an den Haltestellenenden Fangnetze aufgespannt werden. In Wuppertal scheint das nicht notwendig zu sein. ?

Man solle bei der ganzen Auseinandersetzung nicht vergessen, dass die Hamburger U-Bahn, zumindest bis in die 50er Jahre nur auf geringen Steckenanteilen eine U-Bahn war, sondern – daher auch der Name Hamburger Hochbahn AG, als aufgeständerte Bahn, oder ebenerdig oder in Einschnitten verlief. Denn die nach den Zerstörungen im 2. Weltkrieg nicht wieder in Betrieb genommene Strecke nach Rothenburgsort war auch eine reine Hochbahnstrecke auf einer Stahlkonstruktion. Auch die Berliner U-Bahn verlief über größere Strecken als aufgeständerte Hochbahn. So ist der Unerschied zur Schwebenbahn in Wuppertal lediglich die Art der Aufhängung und der Fahrwerksgestaltung, im Stahlverbrauch dürfte es zwischen Hochbahn und Schwebebahn keinen Unterschied geben, und auch der Bau von U-Bahntunnelstrecken verschlingt viel Stahl. Letztlich dürfte aber die größere Flexibilität bei der Linienfühung (als aufgeständerte Hochbahn, ebenerdig, im Einschnitt oder im Tunnel), den Ausschlg für die vorherrschenden heutigen U-Bahn-Systeme gebracht haben.

„Die Bau-Deputation in Hamburg erkannte zwar an, dass man sich mit den elektrischen Drähten von der Straßenbahn versöhnt habe“

Irren ist ja menschlich und die Lernfähigkeit sollte nie aus Starrsinn ausbleiben.

Jedenfalls zeigt sich an diesem spannenden und damals heftig umstrittenen Beispiel, dass es richtig war, sich mit der U-Bahn an den großen Metropolen der Welt zu orientieren und nicht auf diese Provinzlösung zu setzen; ob nun billiger im Bau oder nicht.

Das erwähnte Gefälligkeitsgutächtchen aus Hannover erinnert da irgendwie an die vielen Ein-Mann-„Büros“, die für einen schmalen Taler fünf Powerpoint-Folien erstellen und ähnlich personenstarke „Bürger“-Initiativen damit wild herumfuchteln.

Dieser Weitsicht haben wir heute viel zu verdanken und bleiben hoffentlich für zukünftige Generationen dieser Linie treu (U5 etc.). Libertatem quam peperere und überhaupt.

Och, die haben ja eine schöne, zeitgemäße Internetseite. Die Rubrik „Team“ ist sehr erfrischend. Und in der Vergangenheit kamen da sehr unterhaltsame Papiere aus der Ferne zusammen, die immerhin auch mal ein paar Wiki-Links auf drei, vier Seiten beinhalteten statt nur Powerpoint.

Carsten H. hat aber für eine große Bürgerbewegung aus Mottenburg auch sehr unterhaltsame Karten mit Paint gekritzelt. Das stellt alle renommierten Ingenieurbüros, die sich auch so nennen dürfen, in den Schatten. ?

„Könnten Sie bitte noch einen schwarzen Strich von Altona in den Hafen zeichnen? Das nennen wir dann Tunnel und sagen, die DB-Planung würde dieses Vorhaben, das niemand plant, verhindern.“

Oder so ähnlich.

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