Was würde für ein Aufschrei durch die Republik gehen, wenn die Benzinpreise von heute 1,70 Euro plötzlich über die 2-Euro-Marke springen würden? Welchen Ärger gäbe es, wenn sich Kfz-Steuer und Parkgebühren über Nacht um 20 Prozent verteuern? Beim Deutschlandticket wurde genau das nun schulterzuckend von den Verantwortlichen durchgewunken. Von 49 Euro rauf auf 58. Ein sattes Plus von knapp 20 Prozent.
Es ist schon erstaunlich, mit welch einer Treffsicherheit die Ampel-Regierung in Berlin eines ihrer wenigen Gewinnerthemen demontiert. Sie hat nicht verhindert, dass die Länder den Preis ihres Kassenschlagers „Deutschlandticket“ drastisch nach oben schrauben – und zwar weit über der Inflationsrate. Zeitgleich bringt die Bundesregierung eine neue Autokaufprämie ins Gespräch. Was für ein Timing. Deutlicher kann man seine wahre verkehrspolitische Prioritätensetzung nicht zum Ausdruck bringen. Mobilitätswende adé.
Gewiss ist der Preisanstieg des Deutschlandtickets von 49 auf 58 Euro kein Weltuntergang. Verglichen mit dem, was früher eine normale Monatskarte kostete, bleibt es weiterhin günstig. Und natürlich ist nicht von der Hand zu weisen, dass das 49-Euro-Ticket große Löcher in die ohnehin schon chronisch unterfinanzierten Verkehrsbetriebe gerissen hat.
Doch aus diesen sieben Gründen ist die Verteuerung des Deutschlandtickets fatal und für die Verkehrswende ein herber Rückschlag.
- Die Preiserhöhung beim Deutschlandticket bringt den Fahrgästen keinerlei zusätzlichen Nutzen. Weder sind damit Angebotsverbesserungen verbunden, noch ist beispielsweise Schleswig-Holstein dazu bereit, deswegen seine angekündigten Fahrplankürzungen zurückzunehmen. Im Gegenteil: Sollten wegen des höheren Preises die Fahrgastzahlen im ÖPNV nun zurückgehen, könnte der Druck sinken, das Angebot weiter auszubauen, weil der Status quo ja plötzlich wieder ausreichen könnte. Die seit dem Deutschlandticket-Start eingeführten dichteren Takte und größeren Fahrzeuge auf manchen Strecken könnten mangels Bedarfs schlimmstenfalls sogar wieder zurückgenommen werden. Damit würde das Drehen an der Deutschlandticket-Preisschraube eine gefährliche Abwärtsspirale im öffentlichen Nahverkehr in Gang setzen.
- Die Verteuerung des Deutschlandtickets wird vor allem finanziell ärmere Menschen treffen, die sich Mobilität schon heute kaum leisten können – und Familien, die teilweise mehrere Deutschlandtickets nutzen. Damit benachteiligen Bund und Länder vorwiegend die Menschen, die wenig haben. Jetzt wird sich zeigen, welche Länder bereit sind, ihre Sozial- und Schüler-Zuschüsse für das Deutschlandticket so anzuheben, dass der Eigenanteil der Betroffenen möglichst auf dem bisherigen Preisniveau bleiben kann. Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) hat bereits angekündigt, dass das Deutschlandticket für Hamburger Schülerinnen und Schüler weiterhin gratis bleiben soll. Bei den Rabatten für Studierende oder Senioren müsse man dagegen noch prüfen. Schleswig-Holstein hat sich bisher nicht zum Thema geäußert.
- Die Preisanhebung beim Deutschlandticket verhindert einen effizienteren öffentlichen Nahverkehr. Die ÖPNV-Branche in Deutschland ist ein undurchsichtiger Dschungel aus über 60 Verkehrsverbünden, mehr als 700 Verkehrsunternehmen, Parallelstrukturen und Wasserköpfen, der historisch so gewachsen ist und in dem man es sich in den vergangenen Jahrzehnten gemütlich eingerichtet hat. Der Sektor gilt als schwerfällig und nicht unbedingt innovationsfreudig. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte mit dem Deutschlandticket und der von Anfang an knappen Finanzierung die Hoffnung verbunden, dass die Branche damit zu mehr Effizienz gezwungen wird. Zwei Milliarden Euro würde nach seinen Worten allein der Ticketvertrieb im ÖPNV kosten, der über zig Apps, Websites und Verkaufsbüros abgewickelt wird, die im Grunde alle dasselbe machen. Doch die Branche wehrt sich hartnäckig gegen solche Veränderungen – allem voran ihr Lobbyverband VDV (Verband Deutscher Verkehrsunternehmen), der schon früh lieber für höhere Ticketpreise warb (hier und hier), statt die Axt im eigenen Walde anzusetzen. Am Ende hat dieser bequeme Weg nun gesiegt: Es war offenbar einfacher, den Verbraucherinnen und Verbrauchern etwas tiefer in die Tasche zu greifen als die Branche zu verschlanken.
- Mit der Preiserhöhung beim 49-Euro-Ticket ist keine langfristige Strategie verbunden. Es sind weder konkrete Ziele hinterlegt, die mit dem verteuerten Ticket erreicht werden sollen, noch ist das Deutschlandticket damit langfristig gesichert. Nach wie vor ist unklar, wie es nach 2025 weitergeht, denn der Bund sichert seine Zuschüsse nur bis dahin zu. Das bedeutet: Im kommenden Jahr wird der ewige Streit um die Finanzierung schon wieder losgehen. Für Verkehrsunternehmen, Verbünde und die lokale Politik ist das Gift – für Fahrgäste eine große Verunsicherung. Wie soll man eine langfristige Angebotsstrategie entwickeln und Tarife gestalten, wenn die Planungssicherheit fehlt? Und wer verkauft ernsthaft sein Auto, wenn man nicht weiß, ob es das Deutschlandticket in zwei Jahren überhaupt noch gibt? Somit sorgen Bund und Länder aktiv dafür, dass das Deutschlandticket längst nicht sein volles Potenzial entfaltet.
- Mit dem saftigen Preisaufschlag um 9 Euro reißt das Deutschlandticket die psychologisch wichtige Preisgrenze von 50 Euro. Damit besteht die Gefahr, dass es wesentlich teurer wahrgenommen wird. Ein Posten über 50 Euro rückt in unserem Bewusstsein näher an die nächste große Preisschwelle „100 Euro“ heran. Während Ausgaben unterhalb der 50-Euro-Grenze im Detail oft nicht weiter hinterfragt werden, prüfen wir Ausgaben zwischen 50 und 100 Euro in der Regel deutlich genauer. In vielen Haushalten dürfte jetzt das große Rechnen anfangen, ob sich das Deutschlandticket wirklich in jedem Monat lohnt. Das könnte dazu führen, dass viele Menschen, die ihr Deutschlandticket-Abo bisher durchlaufen ließen, nun dazu übergehen, ihr Abo zwischendrin immer wieder zu deaktivieren – beispielsweise bei Urlauben. Oder sie kündigen gleich ganz. Laut einer Umfrage im Auftrag der Deutschen Presseagentur, die kurz vor dem Preiserhöhungsbeschluss durchgeführt wurde, würde ein Sechstel der Befragten aus dem Deutschlandticket aussteigen, wenn der Preis auf über 54 steigt. Im Endeffekt könnten die erhofften Mehreinnahmen durch Kündigungen und Teilzeitkündigungen also wieder ausgeglichen werden. Schlimmstenfalls sinken die Einnahmen unter dem Strich sogar.
- Die am Ende dann doch ziemlich einvernehmliche politische Entscheidung, das Deutschlandticket zu verteuern, ist ein Statement gegen den öffentlichen Nahverkehr und damit auch gegen die Verkehrswende. Denn trotz aller gegenteiligen Beteuerungen der politisch Verantwortlichen: Geld ist vorhanden! Deutschland steckt beispielsweise viele Milliarden Euro in das Dienstwagenprivileg, die reduzierte Besteuerung von Diesel und die Steuerfreiheit von Kerosin. Selbst für die jüngst ins Gespräch gebrachte Autokaufprämie scheinen Mittel denkbar. Dagegen sind die Zuschüsse für das Deutschlandticket eine Kleinigkeit. Die Preiserhöhung ist also grundsätzlich keine alternativlose Folge von finanziellem Zwang, sondern ein Mangel an politischem Willen. Und da hat die Verkehrswende offenbar nicht mehr die Priorität, die sie noch vor einigen Jahren besaß.
- Mit ihrem ewigen Gerangel und Gestreite um das Deutschlandticket und dem jetzt steigenden Preis sorgen die Parteien in Bundes- und Landesregierungen für noch mehr Frust und Vertrauensverlust bei den Wählerinnen und Wählern. Das Signal das davon ausgeht: keine Stabilität in unruhigen Zeiten. Und das Verhalten nährt Zweifel: Wie wollen diese Parteien die großen Probleme im Land lösen, wenn sie es nicht einmal schaffen, eine simple Fahrkarte zu managen?
So reagieren Branche & Politik im Norden auf die Preiserhöhung
„Nun ist es leider soweit, dass der neue Preispunkt auf 58 € gesetzt worden ist. Ich persönlich bedaure das sehr, denn ich bin mir sicher, dass es mit einem Preis von 54 € auch eine auskömmliche Finanzierung des Tickets gegeben hätte“ – so kommentierte die Chefin des Hamburger Verkehrsverbunds, Anna-Theresa Korbutt, im Business-Netzwerk LinkedIn die beschlossene Preiserhöhung des Deutschlandtickets. „Viel zu hoch der Preissprung“, schrieb die sichtlich enttäuschte Mobilitäts-Managerin in einem Kommentar weiter. Korbutt hatte sich in den vergangenen Jahren mit viel Herzblut für das Deutschlandticket eingesetzt. Mit Erfolg. Der HVV gilt mit rund 1,2 Millionen verkauften Deutschlandtickets als einer der größten Verkäufer im Bundesgebiet.
Korbutts Mitstreiter und Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks hat sich bislang noch gar nicht öffentlich zur Preissteigerung geäußert. Der ansonsten so mitteilungsfreudige Verkehrspolitiker blieb auf seinen Social-Media-Kanälen zu diesem Thema auffallend stumm. Die Entscheidung war offenbar nicht in seinem Sinne. Das Hamburger Abendblatt will erfahren haben, dass der Grünen-Politiker dem neuen Preis nur „zähneknirschend zugestimmt“ habe. Hamburg soll demnach eine Erhöhung um 5 Euro (auf 54 Euro) favorisiert haben.
Stattdessen äußerte sich aus der Hamburger Politik bislang nur Finanzsenator Andreas Dressel (SPD). Dressel nannte die Anhebung „richtig und notwendig“. Das sei nicht populär, müsse aber gemacht werden, um die Qualität des Nahverkehrs halten zu können.
Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) hat die beschlossene Preiserhöhung beim Deutschlandticket dagegen verteidigt. „Es ist gut, dass wir uns endlich einigen konnten. Das war längst überfällig“. Seiner Meinung nach sei die Erhöhung nötig. „Mir ist klar, dass das nicht überall auf Verständnis und Akzeptanz trifft. Wir müssen aber auch die Finanzierung unseres Nahverkehrs im Blick behalten. Auch der neue Preis ist weiterhin ein sehr attraktives Angebot.“
Ähnlich sieht es sein SPD-Amtskollege Olaf Lies aus Niedersachsen. Er hätte sich lediglich eine Erhöhung des Preises in zwei Stufen gewünscht: „Mit einem Schritt für 2025 auf 54 Euro und einem für 2026 auf 58 Euro. Dies wäre aus unserer Sicht eine bessere Lösung“, so Lies. „Wir wollten am Ende aber einer Einigung nicht im Wege stehen.“
Großer Beifall für die Preiserhöhung kam vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Verbandspräsident Ingo Wortmann (Chef der Münchner Verkehrsgesellschaft) bezeichnete die politische Entscheidung als klugen, mutigen und notwendigen Schritt. „Das Ticket bleibt für die Kundinnen und Kunden auch mit dem neuen Preis hochattraktiv und ermöglicht es uns, dies weiter erfolgreich am Markt zu etablieren.“
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Der Fahrgastverband Pro Bahn reagierte dagegen schockiert und bezeichnete die geplante Preiserhöhung beim Deutschlandticket als „nicht akzeptabel“. Bundesvorsitzender Detlef Neuß kritisierte: „Eine Erhöhung um fast zwanzig Prozent ist für viele Fahrgäste ein Schlag in die Magengrube und treibt viele neu gewonnenen Fahrgäste zurück ins Auto“. Und der stellvertretende Bundesvorsitzende, Professor Lukas Iffländer, ergänzte: „Es entsteht der Eindruck, dass viele Länder gerne in den bequemen Modus vor dem Deutschlandticket zurückmöchten, als man weniger tun musste, weil kaum Züge überfüllt waren und das Angebot weniger gut angenommen wurde, da die Ticketpreise deutlich höher waren“.
Ähnlich harsch fällt die Kritik beim Verkehrsclub Deutschland (VCD) aus. Die Bundesvorsitzende Kerstin Haarmann sprach von einem schweren Fehler. Die Bundesregierung untergrabe selbstgesteckte Verkehrsziele für die Schiene und sabotiere „ihre eigenen Erfolgsprojekte“, so Haarmann.
16 Antworten auf „Sieben Gründe, warum die Preiserhöhung beim Deutschlandticket fatal ist“
Moin alle zusammen,
wo finde ich denn den Artikel über die Profiteure des neuen S-Bahn Liniennetzes ?
Gruß
Elbmax
Da war wohl der falsche Link in der Mail. Hier: https://www.nahverkehrhamburg.de/s-bahn-netzumstellung-diese-linie-in-hamburg-profitiert-am-meisten-204254/
Vielen Dank für diesen Beitrag mit einem klaren Statement!
Was ich fast noch interessanter finde, sind wieder einige Kommentare bei diesem Thema, die immer wieder in dieselben Kerben schlagen:
1. Finanzielle Mittel: Diskussionen über die Finanzierung des ÖPNV werden oft sehr genau geführt, während beim motorisierten Individualverkehr (MIV) großzügig Subventionen begrüßt oder nicht hinterfragt werden. Es wird oft argumentiert, dass der ÖPNV nur bestimmte (elitäre, städtische) Gruppen begünstigt, während Subventionen für den MIV stets als für alle nützlich dargestellt werden. Dabei wird oft ein stereotypisches Beispiel einer alleinerziehenden, einbeinigen Krankenschwester angeführt, der der ÖPNV angeblich nicht zugemutet werden kann. Subventionen für den MIV werden selten hinterfragt.
2. Verlagerung und Vermeidung: Die nachhaltige Verkehrswende zielt auf die Verlagerung vom Auto auf ÖPNV und Fahrrad ab, aber dies wird oft als unmöglich dargestellt, meist aus finanziellen Gründen (siehe Punkt 1). Es gibt genug Stimmen, die die „unnötige“ Mehrnutzung des ÖPNV vermeiden wollen, weil sie angeblich umweltschädlich sei. Gleichzeitig wird die Mehrnutzung des MIV oft als unvermeidbar dargestellt. Es wird versucht, ärmere Menschen gegen „wohlhabende“ Abokunden auszuspielen, während das Problem der Mobilitätsarmut heruntergespielt oder geleugnet wird.
3. Einseitige Fokussierung und Vermengung von Themen: Es wird oft versucht, Debatten auf Aspekte wie “Preis oder Leistung” zu verengen, und dabei der gesellschaftliche und umweltbezogene Nutzen außer Acht gelassen. Themen werden miteinander vermengt, die nicht zwangsläufig zusammengehören, wie Stadt-Land-Gegensätze oder die Rechtfertigung von Preiserhöhungen des Deutschlandtickets mit den Preisen für Tages- und Wochentickets. Diese Vermengungen führen oft dazu, dass die Probleme als unlösbar dargestellt werden oder die Debatte vom konstruktiven Weg abkommt. Beispiel wäre “die Verkehrswende sollte nur weitergeführt werden, wenn sie auch auf dem Land funktioniert”.
4. Egoismus: Viele neigen dazu, Diskussionen um den ÖPNV auf sich selbst zu beziehen und den gemeinwohlorientierten Nutzen nicht zu sehen. Es gibt eine „Nimby“-Mentalität, bei der Menschen gegen Projekte sind, die ihnen keinen direkten Vorteil bringen. Manche Argumente schwanken dabei zwischen Egoismus und regelrechter Böswilligkeit.
Mir sind die 9 Euro mehr im Monat relativ egal. Vielleicht verbessert sich dadurch ja sogar die Situation in den Öffis. Vielleicht sind dann nicht mehr in der HVZ alle Busse und Bahnen überfüllt und weniger Smartphone-Süchtige (und dadurch nervige) Schüler in den Fahrzeugen unterwegs (ach ne, die Kids kriegen das Ticket in HH ja geschenkt, also bleiben die in den Fahrzeugen).
Für mich rentiert sich das Deutschlandticket trotz der Preiserhöhung weiterhin aufgrund meiner fast täglichen abendlichen Fahrten außerhalb der HVZ, allerdings wird es auch durch meinen Arbeitgeber ordentlich gesponsort. Für Fahrten während der HVZ nehm ich mir lieber ein Taxi, da hab ich Ruhe und dafür nehm ich dann auch in Kauf, im Stau zu stehen. Und Fernfahrten mach ich sowieso nur in der 1.Klasse im ICE oder IC, in die 2.Klasse eines Regionalexpresses oder einer Regionalbahn kriegt mich keiner rein, selbst wenn das Deutschlandticket 0 Euro kosten würde.
Puhh, da haben Sie aber Glück, in einer finanziell reichlich privilegierten Situation zu sein. Dass es Menschen gibt, die sich keine regelmäßigen Taxi-Fahrten leisten können, ist schließlich nicht ihr Problem, was?
Die Erhöhung ist unter den gegebenen Umständen mehr als konsequent! Nur Hamburg lebt noch auf einer Insel der Seligen, wo unendlich Geld vorhanden zu sein scheint. Überall anders ist kein Geld mehr da (man lese die bittere Erklärung der Ludwigshafener OB zum Verzicht auf eine zweite Amtszeit).
Die Preiserhöhung ist das bisher deutlichste Signal der Politik dass sie den Verkehrswende-Ansatz, Bus und Bahn so attraktiv zu achen wie das Auto, für gescheitert hält. Auf dem Land war er nie realistisch. In einem Dorf mit vier Busabfahrten zwischen 6 und 14 Uhr (und nur an Schultagen!) wäre selbst ein 0-Euro-Ticket ein Ladenhüter. Die jetzt laufende Ausdünnung der Versorgungsstruktur auf dem Land macht nun endgültig ein Leben ohne Auto dauerhaft unmöglich.
Die Preiserhhung ist also eine gute Nachricht, denn sie zeigt, dass die Demokratie in der Lage ist, unrealistische Ansätze frühzeitig zu korrigieren! Um das Klima zu retten, muss die Masse der Bevölkerung schnell und begeistert mitmachen, so dass exponentielle Entwicklungen entstehen.
3 Millarden Euro für die Finanzierung des Deutschlandtickets und (auch infolgedessen) 4 Milliarden erwartetem Defizit der Verkehrsbetriebe in 2024 – wie soll das auf Dauer funktionieren? Nicht der einkommensschwache Teil der Bevölkerung (zu dem nicht automatisch alle Rentner und Pensionäre gehören) profitiert vom Deutschlandticket, sondern vor allem diejenigen, die sich vorher weitaus teurere Zeitkarten geleistet haben. Sozial ist das nicht. Gelegenheitsfahrende müssen bei Einzelfahrscheinen fast jährlich Preissteigerungen oberhalb der Inflationsrate hinnehmen. Sie haben keine lautstarke Lobby. Das größte Problem liegt in Wirklichkeit darin, dass eine relevante Zahl von Menschen wegen der Unzuverlässigkeit von ÖPNV und Fernverkehr auf das Auto umsteigen. Der Faktor Geld ist dabei irrelevant. Da nützt auch kein Deutschlandticket.
500 Mio. oder 1 Mrd. Euro hätte eine auch für die nächsten Jahre durchgängige Bezuschussung des Deutschladntickets gekostet. Die jetzt ins Auge gefasste Abwrackprämie für Autos wird mindesten 6 Mrd. Euo Kosten. Und für die weitere Aufrüstung wurden mal locker 100 Mrd. en bloc und dann noch einmal 10 Mrd. pro Jahr mehr locker gemacht. Ich glaube es gibt eine krasse Schieflage in der Diskussion.
Nein, es geht hier ausnahmsweise mal nicht um sozialen Ausgleich. Es geht um Höheres, und zwar um den fortschreitenden Klimawandel, welcher abgemildert werden muss. Hier müssen Prioritäten gesetzt werden!
Das Deutschlandticket ist eher eine Sozialleistung. Das hilft uns nicht wirklich. Abwrackprämien könnten da schon wirkungsvoller sein, obwohl ich auch keine Freundin davon bin. Ich würde mehr darauf setzen, die Menschen zu überzeugen anstatt zu ködern. Denn nur Überzeugung wirkt nachhaltig.
Die Ausgaben für die Verteidigung sind ein ganz anderes Thema. Außerdem ist es irreführend, den Betrag von 100 Milliarden, welcher über viele Jahre hinweg investiert werden soll, mit jährlichen Aufwendungen zu vergleichen.
Das D-Ticket stammt aus einer Zeit, als man glaubte, und es ging wirklich um Glauben, vielleicht Wünsche, aber bestimmt nicht um Wissen, dass dadurch mehr Menschen den ÖPNV nutzen und, entscheidend, das Auto stehen lassen. Das ist offensichtlich bundesweit nicht passiert, vielleicht nuanciell in Großstädten. Und wird weiter nicht passieren, denn es spricht sich rum, dass den Kommunen das Geld ausgeht, Strecken nicht mehr bestellt werden sollen und die Regionalzüge überfüllt sind und es dort in der zweiten Klasse nach allem Möglichen riecht, nur nicht nach Frische. Also muss mindestens mehr Geld her, daher finde ich die Erhöhung in Ordnung. 20% hören sich erst mal mordsviel an, sind aber auch nur 9 Euro im Monat, so in etwa zwei Stadionbier.
Gut finde ich, dass Schüler in HH ihr Freiticket bekommen, Stichworte Elterntaxi und Schietwetter. Und unsere Rentner – me too – und Pensionäre können sich in der Masse weiter Mobilität leisten, vielleicht erstmal die eine oder andere Tageskarte, wenns finanziell eng wird und kein Auto vorhanden ist.
Ich jedenfalls fahre immer noch gern, aber gelegentlich, mit Bahncard im Fernverkehr 1. Klasse, am Liebsten und regelmäßig jedoch mit meinem Benziner.
Über den ersten Absatz muss ich schmunzeln. Den Sprung des Benzinpreises über die 2-Euro-Marke hatten wir bereits mal vor zwei Jahren. Die Parkgebühren haben sich mancherorts seit Corona verdoppelt bzw. sind dort neu eingeführt worden. Und wir Autofahrenden haben es demütig und lautlos geschluckt.
Herr Hinkelmann, Sie sorgen sich jetzt um die Verkehrswende. Aber in Punkt 2 schreiben Sie, dass es vorwiegend die ärmeren Leute träfe, welche sich Mobilität kaum leisten können. Soll die Verkehrswende bedeuten, dass nun zusätzliche Nachfrage nach Mobilität generiert wird von Menschen, die anderenfalls zu Hause blieben? Oder soll Verkehrswende bedeuten, dass die später im Artikel erwähnten Schüler und Schülerinnen vom Fahrrad auf den Bus umsteigen? Das würde die Umwelt doch nur zusätzlich belasten.
Aber ich kann auch Trost spenden. Soeben las ich, dass die Deutsche Bahn darüber nachdenkt, sich künftig mit den IC und ICE auf die Hauptstrecken zu konzentieren, denn nur dort sei Fernverkehr wirtschaftlich. Das könnte für Schleswig-Holstein das Aus von IC und ICE bedeuten. Dies würde wiederum dem Regionalverkehr zusätzliche Nachfrage verleihen.
Die Preiserhöhung für das Deutschland-Ticket ist dringend erforderlich!
1) Es handelt sich um eine Subvention für jedermann, auch für Einkommensstarke. Sozial schwäche Fahrgäste haben auch in der Vergangheit Sondertarife erhalten.
2) Die massive Subvention für das Deutschlandticket führt zur Reduzierung des Verkehrsangebotes (Wie Schleswig-Holstein bereits angekündigt hat)
3) Alle Umfragen zeigen, daß ein umfangreiches und pünktliches ÖPNV-Angebot den Bürgern wichtiger ist als der Preis.
4) Diverse Untersuchungen haben außerdem gezeigt, daß der (gewünschte) Umstieg vom Auto zum ÖPNV kaum stattgefunden hat.
5) Strukturpolitisch handelt es sich bei der Subvention für das Deutschlandticket um eine einseitige Bevorzugung der Bevölkerung von Großstädten. Auf dem Lande gibt es sowieso nur ein sehr schlechtes ÖPNV-Angebot. Da nützt der Preis überhaupt nichts. (Irgendwo kommen schließlich die Stimmen für die AfD und die BSW auch her…)
Naja, bei BSW-Wählern mag das vielleicht auch ein Grund sein. Aber wer AfD wählt, macht das leider aus ganz anderen Beweggründen, und die haben mit schlechtem oder teurem ÖPNV meistens nichts zu tun. Dieses Thema interessiert vermutlich dort die Leute “einen feuchten Kehrricht”.
Die geplante Preiserhöhung für das D-Ticket ist ein Schlag ins Gesicht auch und vor allem für die Rentner. Statt schon bisher das Ticket zu rabattieren und den Rentnern einiges mehr an Mobilität zu verschaffen, werden durch die Preiserhöhungen und gleichzeitige geplante Fahrplaneinschränkungen Abnahme der Mobilität und steigende Alterseinsamkei in Kauf genommen, ja geradezu befördert.
Auch das zeigt wieder erschreckend, welchen Stellenwert wir Alten in diesem Land haben.
falsch und falscher! Es geht hier vor allem darum, daß ein Masse unnützer Verkehrsverbünde am Leben erhalten werden , die eben keine angebotsorientierte Verkehrspolitik betreiben, sonder im Wesentlichen ihren unnützen Bestand sichern wollen. Durch ein einfaches Ticket, daß auch von Leuten gekauft wird, die gar nicht wissen, ob sie dies überhaupt ausreichend nutzen (und da sind eigentlich 50 EURO schon zuviel) würde dem Taifirrsinn und diesen unnützen Verkehrsverbünden der Garaus gemacht werden. Und wenn man bedenkt, daß für die unnütze Automobilindustrie wieder Mrd. aus dem Fenster geworfen werden, um unflexible VW ArbeiterInnen den Job zu erhalten, dann zeigt, was alles schief läuft im Lande. Nach Ihrer Logik müßten übrigens auch Benzinpreise an die Einkommensvehältnisse der Kunden angepasst werden (übigens ist eine zu geringe Kraftfahrzeugsteuer eine Subvention). Man kann nicht bei jedem Thema eine Einkommensüberprüfung machen.
Ich habe in 2024 6 Monate das Deutschland Ticket gehabt (das ich eigentlich nicht brauche, da nomad und in HH Fahrradfahrer), in 2025 werden es max. 4 Monate sein…und bekanntlich sind 6 x50 = 300 wohingegen 4 x 60 ja richtig 240 EURO sind; da werde ich nicht der Einzige sein. Aber seien wir ehrlich, das genau wird ja mit der Preiserhöhung bezweckt: Die Leute im Auto zu halten und die Klimakatastrophe – und zu der wird es kommen – noch zu beschleunigen. Das der Hamburger Verkehssenator wie üblich nur leise nörgelt, hilft auch nicht weiter.
Herr Jung! Zu Ihrem Beitrag volle Zustimmung!
Die Erhöhung zeigt nur das etwaige Prstige Projekte der Landespolitik wichtiger sind, und auch weitere Diäten Erhöhungen sich selbst bewilliegen. Aber die Armen Renter weiter im Regen stehen lassen wegen dem Inflationsausgleich, aber Preise Erhöhen. Denn wenn die Landespolitiker und auch die Bundestagsabgeordnete inkl. Bundeskanzler und Minister mehre Jahre mal verzichten würden auf Diäten Erhöhungen, die weit über denn Lohnerhöungen für die Arbeitende Bevölkerung, dann kann man bestimmt mehre Jahre das Dutschlandticket bei 49 € belassen. Aber was die Bahn angeht, wann wird dieser Vorstand endlich in die Wüst geschikt, und die Bahn wieder in das Geminwohl zurück zu führen. Dann würde vieles schon besser laufen.