Wem Hamburg zu laut, teuer oder wenig naturnah ausfällt, der zieht ins Umland. Doch wie bewegen sich die Menschen unmittelbar hinter der Stadtgrenze in ihrem Alltag fort? Das hängt von den Möglichkeiten ab, die sich Einzelne nicht selbst aussuchen können: Gibt es in der Nähe U-Bahn-Stationen? Wie oft fährt die S- oder Regionalbahn? Oder komme ich auf dem Weg zum Bahnhof sowieso an drei Autobahnauffahrten vorbei und nehmen lieber gleich den Pkw?
Bisher fehlen oft Daten, für welche Verkehrsmittel sich Menschen wo wie oft entscheiden. Das gilt gerade für kleine und mittelgroße Kommunen, die die Lücken zwischen großen Studienreihen nicht durch Befragungen im eigenen Auftrag füllen können. NAHVERKEHR HAMBURG hat deswegen Daten analysiert, die die meisten von uns nebenbei produzieren: mit unseren Smartphones.
Daran lässt sich für zwölf Städte und Gemeinden rund um Hamburg einiges ableiten: Wie rund läuft die Verkehrswende in der Nachbarschaft der Millionenmetropole Hamburg? Die Recherche zeigt: Mancherorts können sich die meisten Einwohnerinnen und Einwohner in Befragungen gar nicht zur Qualität des Bus- und Bahnverkehrs äußern – weil sie den ÖPNV nie nutzen. Was sagen die betroffenen Städte dazu? Und was muss sich ändern?
Schon innerhalb Hamburgs variiert je nach Bezirk enorm, mit welchen Verkehrsmitteln sich die Menschen fortbewegen. Das zeigte die MobiHam-Studie im vergangenen Jahr. Ähnlich deutlich Unterschiede zeigen sich auch außerhalb der Stadtgrenzen in der Metropolregion Hamburg – aber auf einem völlig anderen Niveau. Dort fehlen regelmäßige Datenerhebungen zur Verkehrsmittelwahl, auch Modal Split genannt.
Was Handydaten über das Mobiltitätsverhalten aussagen
Oder zumindest fehlten sie bisher, denn die meisten Menschen haben inzwischen stets ihr Handy in der Hand- oder Hosentasche, wenn sie das Haus verlassen. Damit hinterlassen sie Datenspuren, die sich für die Verkehrspolitik wiederum nutzen lassen. Google, das mit Android ein populäres Handy-Betriebssystem und Google Maps eine beliebte Kartenapp anbietet, erfasst die Standortdaten von Nutzerinnen und Nutzern, die…
6 Antworten auf „So (un)beliebt ist der ÖPNV im Hamburger Umland“
Schlechter ÖPNV im Hamburger Umland: Bestes Beispiel: Geesthacht: kein Bahnanschluss nach Hamburg, nur langsame Busse. Warum solle man da den ÖPNV nutzen? Ergo niedrigen ÖPNV-Nutzerquote. Wenn die Poltiik weiterhin auf der Reaktivierung der Bahnstrecke (die Gleise liegen ja noch) als Vollbahnsystem träumt, dann wird sie nie oder erst in 10 Jahren kommen. Warum nicht Reaktivierng als Straßenbahn mit Betriebsführung nach BOStrab. Senkt die Investitions- und Betriebskosten deutlich, würde eine einfach Verknüpfung mit der S-Bahn in Bergedorf ermöglichen und auch eine Weiterführung dieser Straßenbahn Linie über Boberg und Lohbrügge nach Mümmelmannsberg. Das brächte wirklichen Nutzen. Aber leider darf in Hamburg so etwas nicht gedacht werden und auch die Grünen haben es in den vergagenen 5 Jahren nicht geschafft, die sozialdemokratische Denkblockade zu durchbrechen.
Jan F hat Recht. Gerade die Region südlich von Hamburg ist besonders schlecht erschlossen:
1. die Metronom-RBs, die alle Stationen bedienen fahren meist nur stündlich und nicht zuverlässig. In der Metropolregion München fahren auf vergleichbaren Strecken S-Bahnen im 20 min-Takt (also das Dreifache) und auf einigen Strecken zusätzliche RE
2. Anschluss-Buslinien gibt es nicht einmal überall, so muss ich bei einem Besuch in Neu Eckel (gut 3 km vom Bf Klecken entfernt und in Hamburg AB liegend) mich abholen lassen oder von Harburg mit dem Taxi für 40 € fahren – Leihräder/Roller gibt es natürlich nicht.
Der schlechte Ausbau des ÖPNV im Umland wirkt sich ja auch auf die Wahl des Verkehrsmittels in Hamburg aus, wenn man als Hamburger in’s Umland reist.
Was helfen mir die tollen Angebote bei mir in Eimsbüttel, wenn ich ab Stadtrand eigentlich nur noch an wenige ausgewählte Orte bzw. zu Fuß weiterkomme? Mein Fahrrad konnte ich in der vollen U/S-Bahn ja nicht mitnehmen.
Leihräder oder Carsharing hören an der Stadtgrenze auch auf bzw. man muss an der Grenze den Anbieter wechseln… Wer garantiert da irgendwelche Anschlüsse?
Also muss ich mir in Eimsbüttel ein Auto leihen und damit in Hamburg Stau erzeugen, um mein Umland-Ziel zu erreichen. Das kann’s doch nicht sein…
Wenn da die Rede ist von einer ÖPNV-Nutzungsquote von 10 Prozent, dann heißt das ja nicht, dass 90 Prozent der Wege mit dem privaten Kfz zurückgelegt werden. Wir haben Fußgänger, andere fahren mit dem Rad oder E-Roller. Einige treiben auch bewusst Sport, indem sie joggen. Und dann wären noch die vielen Menschen, die dienstlich mit ihren Spezialfahrzeugen unterwegs sind wie Handwerker, Spediteure, Lieferanten, Polizei.
Interessant wäre also die Quote der privaten Kfz, welche sich per Google natürlich nicht ermitteln lässt. Aber ich glaube, dass dann eine Quote von 10 Prozent für den ÖPNV schon deutlich besser aussähe.
Ein Ergebnis ist aus meiner Sicht auch, dass die Gemeinden bzw. das Land ( Niedersachsen und Schleswig Holstein ) Geld in die Hand nehmen müssen um den ÖPNV, sofern man das überhaupt will, attraktiver zu machen. Es ist eine Frage der politischen Prioritätensetzung.
Ein sehr interessanter Artikel. Allerdings hätte ich den ÖPNV-Anteil an den Wegen durchweg deutlich höher eingeschätzt. Wenn 15% in Pinneberg als „gutes Abschneiden“ dargestellt wird (6.750 regelmäßige Nutzer) und ich mir vor Augen führe, wie voll Bahnen und Busse zur HV-Zeit sind, wäre es ja quasi der Offenbarungseid des ÖPNV, wenn sich dieser Anteil signifikant steigern würde. Da nützen dann auch geplante Ausbauten nichts. Das gilt für alle Umlandgemeinden. In meinen Augen ist es daher geradezu im Interesse des ÖPNV, dass auch die Infrastruktur für den PKW ausgebaut wird. Klimaziele hin, Klimaziele her.