Stellen Sie sich vor, die CDU würde die Bürgerschaftswahl in Hamburg am 2. März klar gewinnen und könnte die künftige Verkehrspolitik zu 100 Prozent allein bestimmen.
Welche Auswirkungen hätte das für HVV-Fahrgäste, Radfahrende, den Fußgänger- und Autoverkehr? Wir haben das Wahlprogramm der CDU analysiert und zeigen Ihnen in einem Gedankenexperiment, wie Hamburgs Verkehr unter der alleinigen Führung der CDU aussehen könnte.
Ein Gedankenexperiment
Hamburg, ein Frühlingsmorgen im Jahr 2030. Anna Schneider aus Jenfeld steigt in ihr Auto, auf dem Weg zu ihrer Arbeitsstelle in Harburg. Früher war sie auf dieser Strecke mit Bus und Bahn unterwegs – trotz der vielen Umstiege. Doch seit die CDU ihr Wahlkampfversprechen von 2025 eingelöst, den fließenden Verkehr zur obersten Maxime und das Auto als „Mittel zur individuellen Freiheit“ erklärt hat, nimmt sie doch lieber ihren Wagen. Staus muss sie auf ihrer Strecke nicht befürchten und ist jetzt mehr als doppelt so schnell bei der Arbeit. Da nimmt sie die höheren Fahrkosten gern in Kauf. Anna geht es wie vielen Menschen in der Stadt.
Der Autoverkehr in Hamburg erlebt gerade einen regelrechten Boom und der Senat legt sich dafür mächtig ins Zeug: Die Pläne der Vorgängerregierung für weniger Fahrspuren auf einigen Hauptverkehrsstraßen wurden kassiert, auf vielen Magistralen hat man das Tempo auf 60 km/h erhöht und seitdem in der ganzen Stadt viele Ampelscha…
6 Antworten auf „So würde Hamburgs Mobilität aussehen, wenn die CDU regiert“
Ich weiß nicht recht, was ich davon halten soll, dass das Wahlprogramm so sehr unkritisch „für voll genommen“ wird und davon ausgegangen wird, dass alles umgesetzt werden kann und gleichzeitig die volle angenommene Wirkung entfalten wird. Nach dieser Logik der „fiktiven Szenarien“ kommen dann die Parteien am besten weg, die die wildesten Vorstellungen haben. Eigentlich kenne und schätze ich von NAHVERKEHR HAMBURG mehr EInordnung.
Die Auswirkungen auf den Fußverkehr kommen mir in dem Artikel leider zu kurz. Mehr Parkplätze == weniger Platz für Fußwege mag ja eine einfache Rechnung sein (daher nicht explizit aufgeführt), wenn aber aus Parkplatzmangel der Fußweg zugeparkt wird (was dann weder sanktioniert, noch durch Poller unterbunden wird), haben die zu Fuß Gehenden auch nur auf dem Papier einen Raum für ihre Mobilität. Könnt ihr das bitte bei den weiteren Artikeln mit berücksichtigen? Danke 🙂
Ich bin nicht sicher, ob ich Ihren Artikel ernst oder als Satire betrachten soll…
Woher nehmen Sie die Vermutung „Staus muss sie auf ihrer Strecke nicht befürchten und ist jetzt mehr als doppelt so schnell bei der Arbeit“. Alle Erfahrungen bisher zeigen doch, dass wer Autoverkehr fördert, mehr Autoverkehr bekommt, und für eine Stadt wie Hamburg, in der die Fläche für Ausbau begrenzt ist, heißt das mehr Staus. Da werden intelligente Steuerungssysteme auch nur begrenzt helfen.
Es wäre natürlich schön, wenn wir keine Baustellenprobleme mehr in Hamburg hätten, aber weder in Ihrem Artikel, noch im CDU Wahlprogramm wird erwähnt, woher die Ressourcen (finanziell und personell) kommen.
P&R: klingt erstmal gut, aber „Wer schon im Auto sitzt, bleibt im Auto sitzen“ (Zitat, Tagung Agora Verkehrswende), vor allem da es ja angeblich keine Staus mehr in Hamburg gibt… Abgesehen davon, dass für große P&R-Plätze große Flächen versiegelt werden müssen, was genau das gegenteilige ist von dem was wir im Zeichen der Klimaerwärmung brauchen.
Nur um einige Punkte zu erwähnen…
Hallo Eva,
unsere „Was-wäre-wenn-Gedankenexperimente“ sind weder Tatsachen noch Satire, sondern spielen in einem fiktiven Szenario die Frage durch, was wäre, wenn Partei XY die Bürgerschaftswahl gewinnen und die Mobilitätspolitik komplett allein bestimmen könnte. Die Szenarien basieren auf den Wahlprogrammen der einzelnen Parteien, die wir – zur besseren Veranschaulichung – in die Zukunft weiterspinnen und zuspitzen. Diesen fiktiven Charakter der Serie kennzeichnen wir zu Beginn der jeweiligen Artikel deutlich.
Zu Ihrem konkreten Hinweis auf den Satz „„Staus muss sie auf ihrer Strecke nicht befürchten und ist jetzt mehr als doppelt so schnell bei der Arbeit“: Die Halbierung der Fahrzeit bezieht sich auf den Vergleich „heutige HVV-Fahrzeit“ vs. Autofahrt ohne Stau.
Beste Grüße
Christian Hinkelmann
Mit diesem Artikel bin ich überhaupt nicht zufrieden. Ich finde es nicht schön, ausgerechnet eine „rasende Anna aus Jenfeld“ als Beispielfall zu wählen. Ich kann ja nachvollziehen, dass die Verführung besteht, ausgerechnet meinen Bezirk mit CDU zu assoziieren, und dass ÖPNV- und Fahrrad-Bewegte gegenwärtig „einen Hals“ auf Wandsbek haben. Wandsbek hat nun mal eine konservativere Grundstruktur, als meinetwegen Ottensen oder der Bezirk Eimsbüttel. Aber deshalb muss man das nicht noch mit solchen hypothetischen Beispielen befeuern. Es gibt auch Menschen bei uns, die mit der Situation ebenfalls unzufrieden sind und hier gern eine andere Verkehrspolitik hätten.
Und klar, wenn es demnächst um die progressiven Verkehrskonzepte von Linken und Grünen geht, gibt es dann Beispielpersonen aus Altona und Eimsbüttel.
Zum Inhalt dieser katastrophalen CDU-Ideen: Es war eine richtige Entscheidung von mir, dafür keine Lebenszeit zu investieren.
Mit der CDU wieder in die Auto-gerechte Stadt der 1960er. Man sieht ja in Berlin was eine andere Ausrichtung der Mobilität schnell wieder kaputt machen kann. Gerechtere Flächengerechtigkeit gehört dann der Vergangenheit an, aber hoffentlich wird diese Vision nie Wirklichkeit.