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StadtRAD wird seit 2016 immer seltener genutzt – Corona drückt Zahlen massiv

Die Nutzungszahlen des erfolgsverwöhnten Mietradsystems stagnieren seit einigen Jahren. In den Corona-Monaten hat sich die Nutzung teilweise sogar halbiert – obwohl Radfahren in Hamburg einen Boom erlebt. Das könnten die Gründe sein.
Christian Hinkelmann
StadtRad-Mietstation am Rathaus in Hamburg (Bewegungsunschärfe)
StadtRad-Mietstation am Rathaus in Hamburg
Foto: Christian Hinkelmann

Es gilt als das erfolgreichste Fahrradverleihsystem Deutschlands: Das StadtRAD in Hamburg. Seit dem Start vor zwölf Jahren gehören die markanten roten Fahrräder der Deutschen Bahn zum Stadtbild wie der Michel und der Hafen.

Doch das Erfolgsprojekt hat offenbar ein Problem: Seit fünf Jahren nimmt die Nutzung ab – obwohl das Stationsnetz wächst und die Zahl der Radfahrenden in der Stadt zulegt.

Haben die Hamburgerinnen und Hamburger weniger Lust auf das StadtRAD?

Ein Blick in die Statistik zeigt, dass die roten Mieträder bis zur Mitte des vergangenen Jahrzehnts immer beliebter wurden und die Nutzungszahlen immer neue Rekorde brachen. Waren es zum Start im Jahr 2009 noch 1.700 Ausleihvorgänge täglich, verdoppelte sich die Zahl bis 2011 auf über 3.500. Nur ein Jahr später überschritt die Zahl der täglichen Ausleihen erstmals die 5.000er Marke. Der Höhepunkt wurde dann 2016 mit täglich mehr als 8.300 Fahrten gemessen, wie der Hamburger Senat kürzlich auf Nachfrage des SPD-Verkehrspolitikers Lars Pochnicht bekanntgab (siehe hier).

Seit 2016 stagnieren die Zahlen

Das Jahr 2016 markiert eine Trendwende, denn von da an stagnierten die Zahlen bei rund 8.000 Ausleihvorgängen täglich – obwohl das Stationsnetz kontinuierlich weiter ausgebaut wurde und Anfang 2019 sogar ein…

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Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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11 Antworten auf „StadtRAD wird seit 2016 immer seltener genutzt – Corona drückt Zahlen massiv“

Ich nutze Stadtrad seit der Einführung gelegentlich. Da mein Rad in der Werkstatt ist, bin ich seit mehreren Tagen wieder täglich mit dem Stadtrad unterwegs. Mir fällt dabei auf, dass der Zustand der Räder miserabel ist. Bei vielen Rädern funktioniert die Ausleihe bereits nicht. Darüber hinaus ist es eher die Ausnahme, dass ein Rad technisch einwandfrei ist. So macht das Fahren mit dem Stadtrad leider keinen Spaß.

Ist doch logisch, viele Angestellte machen Home Office und wie der größte M5-Fan aller Zeiten schon angemerkt hat, fehlen auch die Studenten. Ist also kein Wunder, dass die Zahlen sinken. Dazu kommt dann noch der schlechte Zustand der Radwege (kaputt, zu schmal, nicht baulich getrennt vom motorisierten Verkehr etc.), dafür kann das System Stadtrad allerdings nichts.

Ich nutze das Stadtrad nur selten, einfach, weil es zu unattraktiv und zu teuer ist. In Köln habe ich gerne das KVB-Rad genutzt. Dort ist es viel flexibler: im innerstädtischen Bereich ohne Stationen, weiter raus an den Hauptstraßen abstellbar und erst in den Außenbezirken muss das Rad an einer Station zurückgegeben werden. Mit einem VRS-Abo sind die ersten 30 min kostenfrei, danach nur 1 € je 15 min. Zum Vergleich: Stadtrad berechnet alles Ernstes 8 Cent je Minute. Hinzu kommt, dass die Stationsdichte meiner Meinung nach zu niedrig ist. Von meinem Wohnort in Groß-Flottbek brauche ich 10 min zu Fuß zur nächsten Station.

Ich gehe auch davon aus, dass zumindest bei den seltensten Nutzern die E-Scooter stark zu dem Rückgang beitragen. E-Scooter haben zwar den Nachteil, dass sie Geld kosten. Dafür sind sie für für einige cooler als ein Fahrrad und können vor allem überall abgestellt werden. Damit entfällt mindestens der Fußweg von der Abgabestation zum Ziel.

In den Randbezirken wie z.B hier in Bergedorf ist auch überhaupt nur ein sehr eingeschränkt nutzbares Stadtrad-Angebot vorhanden, da keine Stationen in den Wohngebieten sind. E-Scooter sind dafür immer in der Nähe verfügbar.

also, ich nutze Stadtrad von Zeit zu Zeit und was mir auffällt:
– überschreitet man die 30min Grenze, dann wird es ziemlich schnell ziemlich teuer (15 EURO pro Tag ist für ein Fahrrad viel zu hoch, wenn man bedenkt, daß man ein Auto schon für 30 bis 40 EURO mieten kann.) Ja man kann bei einem anderen Hub die Fahrt „technisch“ unterbrechen, aber das ist umständlich.
– Zuviele Fahrräder sind beschädigt und vor allem funktioniert die Elektronik zu oft nicht.
– Große Teile der Stadt insb. im Norden sind nicht „angeschlossen“ Auch sind zuviele Hubs an Stellen wo sie eigentlich nicht gebraucht werden (Flughafen zb.)

Insgesamt muß man auch sehen, daß immer Leute ihr eigenes Fahrrad haben.
Stadtrad ist was die Kostenstruktur angeht wieder ein Bsp., daß die Privatisierung eben nicht überall funktioniert.

Also ich habe mein Konto seit 2014 und kann mich nicht dran erinnern, jemals mehr als 30 Freiminuten gehabt zu haben. Die Erinnerung kann aber auch trügen.
Bin allerdings auch überrascht, dass die Einführung der 5€-Jahresgebühr im Artikel keine Erwähnung gefunden hat. Das müsste, meine ich, auch so um 2019 rum gewesen sein und könnte natürlich auch Auswirkungen auf die Nutzerzahlen gehabt haben.

Ab wann wurde die freie Nutzung von einer Stunde auf 30 Minuten gesenkt? Muss man nicht mittlerweile jährlich zahlen für die Mitgliedschaft?

Das waren doch von Anfang an 30 Minuten. Und fünf Euro im Jahr sind wohl kaum kriegsentscheidend.

Da eine große Gruppe — -> Studenten — für anderthalb Jahre quasi aus dem Verkehrsgeschehen verschwunden war, während der ÖPNV allgemein zurückging und die Anzahl privater Fahrräder stieg, ist das alles nicht so überraschend.

An Wandsbekern, die an der Ausleihe scheitern, wird’s wohl nicht liegen. Die waren schon vorher lieber mit dem Auto unterwegs.

Danke für diese Analyse.
Ein Punkt wäre vielleicht noch interessant zu recherchieren: Wie hat sich absolut und proportional die Nutzung im Vergleich der unterschiedlichen Stadtregionen entwickelt? Nahm die Nutzung in den Gegenden mehr
ab, in denen ein sehr guter ÖPNV besteht oder in denen mit weniger gutem?
Stadtrad ist ja ähnlich wie MOIA und die e-Scooter strukturiert. Es wurde zuerst in der City und in anderen sehr gut mit dem Schnellbahnnetz erschlossenen Gebieten aufgebaut und hat auch weiterhin dort die höchste Stationsdichte. In den ÖPNV-seitig schlechter erschlossenen (Rand-)Bezirken, dort wo ein Stadtradnetz sehr sinnvoll ist, ist die Stationsdichte dagegen ebenfalls gering. Bei uns war z.B. Wandsbek Markt lange Zeit die einzige Station in der Nähe.

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