Die S-Bahnlinie S4 soll eigentlich den Schienenknoten Hamburg entlasten, mehr Kapazitäten bringen und den Bahnverkehr auf der Strecke nach Lübeck zuverlässiger machen. Doch eine neue Studie der Technischen Universität Braunschweig zeichnet ein gegenteiliges Bild: Mehr Verspätungen, mehr Störungen und erhöhte Staugefahr auf den Gleisen im Raum Hamburg.
Die Untersuchung, die von der Stadt Lübeck in Auftrag gegeben wurde, kommt zu dem Schluss, dass die geplante S4 voraussichtlich von Beginn an zu einer Überlastung des Bahnnetzes führen wird.
Lesen Sie hier, welche Gründe die Untersuchung nennt, was für Widersprüchlichkeiten in der Planung offenbar stecken und welche Lösungsmöglichkeiten die TU vorschlägt.
Gutachten im Auftrag der Stadt Lübeck
Vordergründig geht es in dem Gutachten des Instituts für Verkehrswesen, Eisenbahnbau und -betrieb an der TU Braunschweig, das den sehr allgemein formulierten Titel „Kapazitäre Betrachtung der Schienenwege in Norddeutschland“ trägt, um ein ganz anderes Thema: um die geplanten Generalsanierungen der Bahnstrecken von Hamburg nach Berlin, Lübeck, Bremen und Hannover in den kommenden Jahren.
Die Stadt Lübeck hatte die Untersuchung in Eigenregie in Auftrag gegeben, weil sie befürchtet, dass sie vor allem während der geplanten sechsmonatigen Vollsperrung der Bahnstrecke zwischen Hamburg und Lübeck im Jahr 2027 komplett vom Schienenverkehr abgehängt werden könnte. Insbesondere wegen ihrer Häfen ist die Hansestadt alarmiert, denn der Güterverkehr dorthin müsste alternativ über Büchen und Ratzeburg, bzw. Bad Kleinen geführt werden – beides eingleisige Dieselstrecken, auf denen derzeit kaum Platz für zusätzliche Züge ist. Zudem soll eine de…
18 Antworten auf „Studie: S4 könnte für Überlastungen im Bahnverkehr sorgen“
Weil es immer wieder angesprochen wird: Ich würde eine Bahnstrecke entlang der A1 nach dem Motto, die dortigen Anwohner sind eh schon lärmgeschädigt, als rücksichtslos und zynisch empfinden. Gerade wegen der Lärmbelästigung durch die Autobahn darf es dort keinen Zugverkehr und damit noch mehr Lärm geben!
Das Problem sind die fehlenden Gleise, ursprünglich war ja mehr geplant. Und nur mit einme eignen S-Bahn-Gleis, am besten bis Bad >Oldesloe kann man das Problem lösen. München hat ja bereits aus vergleichbaren Fehlern gelernt und baut eigne S-Bahn-Gleise
Der Vorschlag von Doege/Ode löst das Problem der fehlenden Gleiskapazitäten überhaupt nicht. Die ZUgzahl über den nur 2gleisigen wird ja nicht deutlich geringer. Und dort gibt es nicht nur Regionalverkehr sondern SPFV und SGV vom Fehmarnbelt-Tunnel
Das Ergebnis der Studie der TU Braunschweig kommt nicht wirklich überraschend. Dass sich im Mischverkehr ab Ahrnesburg-Gartenholz Kapazitätsengpässe auf der weitern Streckenach Lübeck ergebfen haben verschiedenen Einwänder gegen die Planfeststellugnsutenrlagen des S4 Projektes schon vor Jahren vorgebracht. Sinnvoller wäre es das S4 ost Projekt auf den Streckenabschnitt bis Rahlstedt (und dann auch nur mit Stromversorgung aus der 3. Schiene) zu beschränken und den Regionalverkehr auf der restlichen Strecke für die bessere Bedienung von Ahrensburg, Bargteheide und Bad Oldesloe zu verdichten. Das Konzept wird in der Studie der Gutachter Doege/Ode plausibel dargelegt. Aber die Poltiik und vor allem die DB scheint sich für diese Fragen nicht zu interessieren.
Ich fasse das Mal zusammen: Die TU Braunschweig kommt zu dem Ergebnis, dass auf der Strecke so viel Verkehr ist, dass die Einfädelung in Ahrensburg – Gartenholz den Betrieb stört. Herr Jung meint, dass man sich die Vier- bzw. Dreigleisigkeit ab Rahlstedt sparen sollte und auf die verbleibenden zwei Gleise zusätzlich noch Regionalzüge schicken sollte, wo die Studie doch sagt, dass da zu viel Verkehr ist. Herr Jung, wie erklären sie sich selbst denn eigentlich diese Dissonanz
👍😊
Der muss natürlich auch gemacht werden, und auch Lübeck-Bad Kleinen. Letzterer hätte eigentlich schon längst fertig sein müssen, gerade wegen der Totalsperrung nächstes Jahr. Hier hängt soviel zurück.
Aber die S4 eben auch in voller Länge, d.h. viergleisig bis Bargteheide und dreigleisig bis Bad Oldesloe. Dafür wäre aber ein Überwerfungsbauwerk in Gartenholz schlecht, da es die Perspektive verbauen würde. Die S-Bahn-Gleise müssen auf der Nordwestseite liegen, da sie dort in Bad Oldesloe gebraucht werden. Deshalb muss besser Bargteheide entsprechend umgebaut werden.
In Bargteheide bedauern wir, dass das ursprünglich geplante separate Gleis für die S4 mit Halt in Delingsdorf nicht gebaut wird. Immerhin wird der S-Bahnhalt in Bargteheide nicht mehr auf der Ost- sondern auf der Westseite geplant. Damit besteht eine Möglichkeit der Weiterführung der S-Bahn-Trasse über Ahrensburg-Gartenholz hinaus.
Genau auf das Problem haben wir vom VCD Landesverband Nord e.V. letztes Jahr bereits hingewiesen und im Planfeststellungsverfahren eine Einwendung eingebracht: https://nord.vcd.org/joghamburg/pm-s4-ost-verspaetungen-vorprogrammiert
Wir fordern ein Überwerfungsbauwerk bei Ahrensburg-Gartenholz und dort findet sich auch unsere Einwendung.
Schön, dass die Studie zum gleichen Schluss kommt, aber wenig überraschend: Ein Überwerfungsbauwerk war ja ursprünglich geplant, wurde aber aus Kostengründen gestrichen.
P.S.: Wer übrigens unsere Arbeit unterstützen will – finanziell oder sehr sehr gerne auch durch mitmachen: vcd-nord.de/mitgliedschaft
Gibt übrigens auch das Nahverkehrhamburg-Abo vergünstigt 😉
Ein Überwerfungsbauwerk sollte stets so angelegt werden, dass sich nachträglich noch der HP Delingsdorf einschieben lässt.
Besser als ein Überwerfungsbauwerk ist ein mehrgleisiger Ausbau nordöstlich von Gartenholz. (siehe meinen Beitrag zuvor)
Im Grunde genommen muß bis Lübeck viergleisig ausgebaut werden. Oder ergänzend eine Neubaustrecke an der A1 entlang. Gerade was den Skandinavienverkehr angeht, sind die angenommen Zahlen naiv. Es ist einfach unfassbar wie provenziell Deutschland ja nicht nur bei diesem Infrastrukturprojekt agiert. Es mag vielleicht 2-3Mrd mehr kosten, die Strecke nach Lübeck auszubauen, aber dann wäre endlich eine echte Alternative zum Güterverkehr auf der Straße gegeben. Unabhängig davon: Ist die Strecke nach Fehmarn eigentlich für 200km/h vorgesehen oder solchen die ICEs mit 160 durch die norddeutscheTiefebene kriechen?
Warum muss Lübeck-Hamburg viergleisig ausgebaut werden? Was ist denn mit dem ursprünglich anvisierten Ausbau der Strecke Lübeck-Büchen geworden?
Beides ist erforderlich. Es geht um den Skandinavien verkehr. Hamburg Lübeck wird in 20 Jahren eine ähnliche Bedeutung haben wie Augsburg- München.
Ging leider schief, kann nicht mehr korrigiert werden. Meine Antwort steht oben.
In meinen Augen macht die Studie keine Lösungsvorschläge, die sich angesichts langwieriger Genehmigungs- und Vorbereitungszeiten umsetzen ließen. Auch der Verzicht der kompletten Sperrung wird angesichts der postiven Erfahrungen, die gerade in Südhessen gesammelt werden (gute Nutzung der knappen Ressourcen), keine Unterstützung bei der Deutschen Bahn finden. Hätten die Autoren wenigstens auch die „kleine Lösung“ Dreigleisigkeit bis Bargteheide mit Kreuzungsmöglichkeit in Delingsdorf untersucht, um die höhengleiche Einfädelung von dreimal auf nur einmal pro Stunde und Richtung zu reduzieren, okay, das hätte noch die größten Chancen einer baldigen Realisierung, weil der Nutzen für alle Beteiligten klar erkennbar wäre.
Aber so kann die Studie nur dazu dienen, wofür sie beauftragt wurde, nämlich das die Stadt Lübeck sich beschweren kann.
Moin zusammen,
bevor jetzt wieder vorhersehbar diverse Kürzungs- und Einstellungsideen kommen:
1. zwei S-Bahn-Gleise bis Bargteheide
2. ein S-Bahn-Gleis Bad Oldesloe
Dann ist die S4 unabhängig von sämtlichem anderen Bahnverkehr.
Wo anders wird doch auch in der Planung geklotzt: S Ruhrstraße in fußläufiger Nähe zu S Ottensen usw.
Übrigens:
S4-Veranstaltung am Donnerstag 18 Uhr im UCI Kino Wandsbek, Saal 7, Friedrich-Ebert-Damm
Kleiner Fehler im Text: nach Stade fährt (inzwischen) die S5.
Hallo Daniel,
danke für Ihren Hinweis.
Beste Grüße
Christian Hinkelmann