In der vergangenen Nacht war es soweit: Erstmals seit vielen Jahrzehnten fuhr heute Früh zwischen ca. 0:30 Uhr und ca. 4:30 Uhr kein einziger HVV-Bus in der Stadt, an den kommenden beiden Wochenenden sollen nachts auch fast alle S- und U-Bahnen stillstehen.
Grund ist die nächtliche Ausgangssperre in Hamburg, die den HVV-Nachbetrieb bis mindestens zum 18. April ausbremst. Stattdessen fahren Shuttlefahrzeuge von Moia und Ioki zum HVV-Tarif durch die Nächte und auch viele Taxiunternehmen bieten Sonderkonditionen für HVV-Fahrgäste an (alle Preise und Bedingungen hier lesen).
Jetzt gibt es scharfe Kritik vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) am nächtlichen „HVV-Lockdown“. Er bezeichnete die Streichungen der Nachtverbindungen als „fatales Signal“ und „deutlichen Rückschritt“. Menschen, die auf die Nachtbusse angewiesen seien, müssten nun alleine zusehen, wie sie eine Alternative für sich organisieren, kritisierte Alexander Montana, Vorstandsmitglied des VCD Nord und forderte, dass in den frühen Morgenstunden zumindest zu den ersten U und S-Bahnen HVV-Zubringerbusse fahren sollten.
VCD fordert Nachtbusse im Stundentakt
Zudem bemängelt der Verband, dass die alternativ zum HVV-Preis fahrenden Shuttledienste Moia und Ioki nur per Smartphone buchbar seien. „Menschen ohne Smartphone bleibt nur das Taxi – zu deutlichen Mehrkosten“, so Montana. „Zudem ist eine Buchung der Dienste nicht über den HVV möglich.“
Der Verband fordert vom HVV, statt der vollständigen Streichung aller Nachtfahrten ab 21 Uhr abends einen 20-Minuten-Takt und auf …
7 Antworten auf „Verkehrsclub kritisiert eingestellten HVV-Nachtverkehr – das sagt der Verbund“
Ich finde es ist tatsächlich ein sehr schlechtes Signal und ich habe in Deutschland kein Beispiel für eine weitere Großstadt mit so einer Maßnahme gefunden. Es ist der leicht weltfremde Wink mit dem Zaunpfahl, dass Leute Zuhause bleiben sollen, weil es die Ausgangssperre gibt. Aber Menschen, die nachts arbeiten, suchen sich das nicht unbedingt freiwillig aus. Letztlich sorgt die Politik und Arbeitsweise der Unternehmen für den Mobilitätsbedarf und nicht das Angebot des Hvv, also ein leicht zulösendes Henne-Ei-Wahrnehmungsproblem. Wenn da der HVV sagt, dass sie nicht mehr fahren und dass die Kunden auf MOIA umsteigen sollen wirkt das auf mich wie eine Teilkapitulation. Anstatt nach immerhin 13 Monaten Krise nun ein Notkonzept auf dem Tisch liegen zu haben, fragt man vor allem Privatkonzerne wie MOIA/Volkswagen den Job des HVV mit „mehr Komfort“ besser zu machen. Oder man steigt gleich aufs Auto um! Der eigene On-demand-service ioki darf derweil in äußersten Randlagen fahren, wo sich MOIA nicht freiwillig blicken lässt. Warum klappt da kein schneller pragmatischer Ausbau? Ich finde die Verantwortlichen verstecken sich in Hamburg zu sehr hinter Vorschriften und liebgewonnenen Arbeitsweisen. Hat jemand vielleicht noch nicht begriffen, dass wir uns in der wohl größten Krise seit vielen Jahrzehnten befinden?! Auch wenn dies alles bestimmt nur wenige Kunden direkt betrifft, es ist ein Signal an alle, aus meiner Sicht.
Mit dem nun hamburgweit fahrenden Moia ist eine recht flexible Lösung gefunden, um die Kosten, die der Nachtverkehr mit sich bringt, etwas reduzieren zu können.
Dass tagsüber trotz geringerer Fahrgastzahlen das volle Programm (wortwörtlich) gefahren wird, ist schon ein deutliches Signal pro ÖPNV.
Nachts für die wenigen Fahrgäste ein flexibles (und vermutlich kostengünstigeres) Modell anzubieten, ist nur angemessen.
Da stellt sich mir aber die Frage, für wen es am Ende flexibler ist? Für den Fahrgast oder für den HVV? Zum Beispiel hab ich keine Ahnung, wie lange es zum Beispiel dauert, mit Moia von Harburg in die Hamburger Innenstadt zu fahren. Oder wie lange ich in Harburg auf das Shuttle warten müsste. Und zu den Kosten kann ich mich nicht äußern. Da wissen Sie vielleicht mehr als ich. Aber meine Vermutung ist, dass es nicht unbedingt viel günstiger ist als der reguläre oder ein etwas ausgedünnter Nachtverkehr.
In der Tat erschien mir das Kostenargument das einzige, was diese Änderung des Angebots rechtfertigen würde, deswegen habe ich die für mich nicht hinterfragt.
Alle Fragen bezüglich der Fahrtdauer und des Fahrbeginns können ggf. über das Internet recherchiert werden. Man muss wohl davon ausgehen, dass diejenigen, die momentan nachts unterwegs sein müssen (und dürfen), auch soweit internetaffin sind oder zumindest eine Taxizentrale telefonisch erreichen können.
Und für die Randbereiche Hamburgs ist die nächtliche Ausweitung des Moia-Gebietes auf die komplette Stadt im Grunde eine Angebotsverbesserung (die wegen der Ausgangssperre nur leider kaum jemand nutzen darf).
Das sehe ich auch so.
Der NDR berichtet heute von 6000 Fahrgästen in 4 Nächten.
Auch wenn nicht klar ist, wieviele Menschen bei Einstellung des Nachtverkehrs aufs Auto umgestiegen sind:
Ich vermute, für die wenig Personen lassen sich die Kapazitäten von Moia und den Taxizentralen flexibler steuern, als bei Beibehaltung des regulären Nachtverkehrs.
Wir haben hier doch echt nur Unbekannte. Ich weiß natürlich nicht, was die Behörden wissen. Aus meiner Perspektive und ich kann natürlich nur spekulieren, wie wohl viele hier könnte ich die Zahlen aber in verschiedene Richtungen deuten. Ja, 5.000 Fahrgäste, da könnte man sagen, das passt perfekt: wenig Nachfrage und superflexible Angebote. Wenn wir aber theoretisch annehmen, dass die Nachfrage (deutlich) größer war, dann wirkt es nicht mehr so gut. Wo sind dann die anderen Fahrgäste? Sind die jetzt alle aufs Auto umgestiegen? Fahren einige mit dem Fahrrad? Kommen diese Fahrgäste wieder zurück zum HVV? Letztlich wissen wir nicht, was hier passiert. Ich kenne nicht die Fahrgastzahlen aus der zweiten Lockdownphase. Ich weiß nicht wie viele derzeit nachts unterwegs sind / sein müssten, weil sie arbeiten. Also wer kann möglichst objektiv behaupten, ob hier etwas gut oder schlecht läuft? Sie befinden, dass es ist gut. Ich tue das nicht.