Mit dem Auto zur Arbeit oder mit den Öffis? In Hamburg macht das seit einigen Monaten keinen Unterschied mehr. Denn da gehört der private Pkw ganz offiziell nun auch zum öffentlichen Nahverkehr – zumindest bei den 17.000 Beschäftigten von Airbus. Sie können mit ihrem HVV-Klimaticket (Jobticket) seit März private Fahrgemeinschaften bilden. Wer woanders mitfährt, reist kostenlos. Wer jemanden im eigenen Pkw mitnimmt, bekommt sogar Geld. Bezahlt werden nicht nur Fahrten zum Airbus-Werk, sondern auch beliebige Strecken im gesamten HVV-Gebiet – ob zum Restaurant oder Schwimmbad.
Seit dem Start der Kooperation von HVV, Airbus und der Fahrgemeinschafts-Vermittlungsplattform Goflux ist inzwischen mehr als ein halbes Jahr vergangen. Zeit für einen Zwischenstand.
Goflux-Gründer Wolfram Uerlich erklärt im NAHVERKEHR HAMBURG-Interview, wie die aktuellen Zahlen aussehen, auf welchen Strecken und in welchen Monaten das Angebot besonders intensiv genutzt wird, wie viel Geld schon ausgezahlt wurde und was die Hauptmotivation der Airbus-Mitarbeitenden ist, das Angebot überhaupt zu nutzen.
NAHVERKEHR HAMBURG: Herr Uerlich, wie läuft die Vermittlung von Fahrgemeinschaften im HVV-Gebiet bis jetzt?
Wolfram Uerlich: Extrem gut, wir hatten damals gemeinsam mit dem HVV und Verkehrssenator Anjes Tjarks das Ziel ausgerufen, dass wir nach einem Jahr Projektlaufzeit 10.000 durchgeführte Mitfahrten erreichen wollen. Bis jetzt haben wir in Hamburg 7.500 Fahrgemeinschaften realisiert. Also werden wir wahrscheinlich spätestens im November das Jahresziel erreichen – nach nur acht Monaten. Wir rechnen inzwischen damit, dass wir nach Ablauf des ersten Jahres eher auf 15.000 bis 18.000 Fahrgemeinschaften kommen werden. Es läuft also insgesamt deutlich besser als erwartet. Und das neue Angebot hat unter den Airbus-Mitarbeitenden eine hohe Bekanntheit. Laut einer HVV-Marktforschung, für die 2.000 Beschäftigte befragt wurden, kennen bereits 60 Prozent unsere Fahrgemeinschaften. Mehr als 30 Prozent sagen, dass das HVV-Jobticket durch die Integration von Fahrgemeinschaften ein deutlich besseres Produkt geworden ist.
NAHVERKEHR HAMBURG: 7.500 Fahrgemeinschaften gut sieben Monaten klingt erst einmal viel – heruntergebrochen …
3 Antworten auf „„Wir werden unser Jahresziel schon nach acht Monaten erreichen““
Das ist eine spannende Idee, da ja anscheinend auch noch funktioniert, das freut mich. Sie zeigt aber auch, dass es in der Verkehrspolitik nicht die eine Lösung für alle gibt. Differenzierte Angebote nach Lage vor Ort, ist die Voraussetzung für eine erfolgversprechende Verkehrspolitik. Ich denke Hamburg ist mit Lösungen wie in dem Artikel beschrieben, mit hvv Hop in Harburg, mit dem StadtRAD und Lastenpedelec schon recht divers und gut aufgestellt. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle bei der Mobilitätsbehörde auch mal bedanken. Bislang war Verkehrspolitik in Hamburg ja eher schwerfällig wie ein Tanker, jetzt ist endlich mal Schwung in die Behörde gekommen, weiter so und her mit weiteren guten Ideen.
Interessanter Einblick! Bei mir bleibt allerdings die Frage offen, ob man nicht ab Stade/Elmshorn/Dammtor Expressbusse bis zum Werkstor zu den Schichtzeiten organisieren könnte. Trotzdem eine spannende Idee, die die Definition von ÖPNV ergänzen könnte.
Zustimmung. Denn anders als Herr Uerlich beschreibt gibt es doch bereits über ein Dutzend direkte Buslinien zu Airbus, auch von Altona und Stade. Einen X-Bus aber nur ab Harburg, da stellt sich sicher die Frage ob nicht z.B. eine der Linien von Stade auch über Autobahn geführt werden könnte?