Wird die Strecke der Bäderbahn zerlegt?

Die Deutsche Bahn wollte die Bäderbahn eigentlich erhalten. Doch neue Pläne zeigen: Ein wichtiger Abschnitt soll stillgelegt werden. Das hätte Folgen für die Regio-S-Bahn und die Verkehrswende in der Ostsee-Region. Wie viel bleibt von der Strecke künftig übrig?
Paul Meerkamp
Ein Regionalzug vom Typ LINT in der Frühlingssonne auf der Bäderbahn in Schleswig-Holstein.
Ein Regionalzug vom Typ LINT in der Frühlingssonne auf der Bäderbahn in Schleswig-Holstein.

Die überraschende Entscheidung der Deutschen Bahn (DB) im Juni 2024 klang nach einem Erfolg für diejenigen, die sich für einen Erhalt der Bäderbahn eingesetzt hatten: Die DB werde die Strecke behalten, die Lübeck mit mehreren Ostsee-Orten verbindet. Das angeschobene Stilllegungsverfahren werde eingestellt. Über eine neue Weiche in Ratekau würden die bestehenden Gleise an die Neubaustrecke Richtung Fehmarn und Dänemark angebunden.

„Die DB kommt damit ihrem Versprechen nach, im Sinne der Gemeinwohlorientierung keine Strecken mehr still zu legen“, hieß es in der Pressemitteilung des Staatskonzerns. Jetzt zeigen neue Pläne: Den kompletten Erhalt der derzeitigen Strecke der Bäderbahn bedeutet das nicht. Stattdessen könnten künftige Verbindungen entlang der Ostsee deutlich kürzer ausfallen. Was ist geplant? Und welche Folgen hätte das?

Parallel zur Bestandsstrecke der Bäderbahn soll in den kommenden Jahren eine Neubaustrecke entstehen. Über die soll dann einerseits der Personen- und Güterverkehr nach Fehmarn und Dänemark rollen, wenn die Feste Fehmarnbeltquerung 2029 fertig wird. Andererseits will das Land Schleswig-Holstein darüber den Regionalverkehr in die Badeorte der Lübecker Bucht abwickeln.

Karte: Die alte Bäderbahnstrecke (dünne Linie) und die geplante Neubaustrecke (dicke Linie).
Karte: Die alte Bäderbahnstrecke (dünne gelbe Linie), die geplante Neubaustrecke (dicke rote Linie) und der Teil der Bäderbahnstrecke, der weiter genutzt werden soll (gestrichelte Linie).

Ein Blick auf die

Der Kopf hinter diesem Artikel

Paul Meerkamp besitzt, seit er zehn Jahre alt ist, eine ÖPNV-Dauerkarte. Der Politik- und Datenjournalist wohnt in Kiel. Nach der Arbeit düst er gerne mit dem Rad oder der Fähre zum nächsten Strand. Seine Recherchen drehen sich oft um Statistiken und Gesetzesänderungen.

Auch interessant

Intermodaler Verkehr: HVV-Busse, Autoverkehr und Radfahrer teilen sich den Verkehrsraum in der Feldstraße in Hamburg

Koalitionsvertrag in Hamburg: Etwas weniger Verkehrswende

SPD und Grüne in Hamburg bleiben sich beim Thema Verkehrspolitik zwar grundsätzlich treu, aber der neue Koalitionsvertrag birgt auch Überraschungen. Einige einst hoch gehandelte Projekte tauchen gar nicht mehr auf, andere wurden zeitlich nach hinten verschoben – um bis zu 15 Jahre. Eine Analyse.

So stellt sich die KI Hamburgs Mobilitäts-Zukunft vor, wenn das Wahlprogramm der AfD zu 100 Prozent umgesetzt würde. (KI-generiertes Bild)

So würde Hamburgs Mobilität aussehen, wenn die AfD regiert

Heute in unserer Serie zur Bürgerschaftswahl: Was wäre, wenn die AfD die Bürgerschaftswahl in Hamburg gewinnt und die künftige Verkehrspolitik allein bestimmen könnte? Können Autofahrer dann in der ganzen Stadt kostenlos parken? Gibt es eine Kehrtwende bei E-Autos? Wird der HVV-Ausbau gestoppt? Ein Gedankenexperiment.

5 Antworten auf „Wird die Strecke der Bäderbahn zerlegt?“

Kleingeistige Kommunalpolitik und eine DB, die am liebsten nur Hochgeschwindigkeitsstrecken baut und eigentlich den ungeliebten Regionalverkehr los werden möchte, sind ein gefährlicher Cocktail, aus dem solche Entscheidungen die Bäderbahn zu kappen, entstehen. Das kleinteilige Rumgeeiere, sowie das eher unrealistische Lübecker Regio-S-Bahnkonzept verhindert eine zukufntsweisende Lösung. Diese wäre eine Küstenstraßenbahn von Travemünde entlang der Küste über Timmendorfer Strand, Schabeutz, Haffkrug, Sierksdorf, Neustadt und dann verlängert über Pelzerhaken bis nach Grömitz. eine solche Küstenstraßenbahn könnte die überlsteten Küstenstraßen in der sommersaison wirksam entlasten, könnte soviewohl den längerlaufenden als auch den regionalen Verkehr aufnehmen und wäre eine Touristenattraktion erster Güte. Wie das funktioniert kann man an der belgischen Küste beobachten, die in ihrer gesamten Länge von einer Straßenbahn (De Panne, Nieuwpoort, Ostende, Zeebrügge, Blankenberge bis nach Knokke/Heist) erschlossen wird. Die Bahn ist so beliebt, d.h. immer rammelvoll, sodass sie im Sommer im 10 Minutentakt und auf Teilstrecken mit Verstärkerzügen im 5 Minutentakt gefahren werden muss. Leider fehlt der schleswig-holsteinischen Kommunalpolitik, aber auch der Verkehrsministerium im Kiel ein wenig Weitblick.

So eine Küstenstraßenbahn wäre der „Knaller“ und man würde sich vor Fahrgästen nicht mehr retten können. Ein top Vorschlag, Herr Jung. Stehe voll dahinter !!

Wenn unsere Vorfahren so klein gedacht hätten wie die Scharbeutzer Bürgermeisterin, hätten wir nirgendwo eine Bahn, denn Bedenkenträger gab es vor über hundert Jahren genauso.

Man darf aber nicht auf sie hören. Dann wird auch was. Gerade in unseren kleinlichen Zeiten bringt uns eines am besten weiter: „Think big“ – groß denken !

Die neue Trasse entlang der Autobahn wird nur gebaut, weil vor allem TimmendorferStrand keinen Ausbau der bestehenden Trasse wollte, auch keine Elektrifizierung und keine Verbindung zwischen alter und neuer Trasse im Norden, um auch nur vorübergehenden durchgehenden Güterverkehr auf der alten Trasse zu vermeiden (bei späterem Umleitungsbedarf oder insbesondere falls bei Tunneleröffnung die Trasse an der Autobahn noch nicht fertig wäre). Daher überrascht mich das Fehlen der Verbindung in Haffkrug nicht. Ob das Kappen der Verbindung mit dem AEG vereinbar und ohne formales Stilllegungsverfahren möglich ist, kann ich nicht beurteilen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert