Autos haben auf Fahrradinfrastruktur eigentlich nichts zu suchen. Wenn sie verbotenerweise doch dort abgestellt werden, zwingen sie Radfahrerinnen und Radfahrer zu gefährlichen Ausweichmanövern. Eine neue exklusive Analyse von NAHVERKEHR HAMBURG und dem NDR Datenteam belegt: Konflikte zwischen dem Radverkehr und Falschparkerinnen und Falschparkern gehören in Hamburg zum Alltag.
Insgesamt 8.820-mal registrierten die Behörden 2023 illegal abgestellte Autos auf den Radwegen, Radfahrstreifen und Fahrradstraßen der Hansestadt. Zwei Bezirke waren dabei besonders betroffen. Außerdem gibt es klare Schwerpunkte, teilweise mit mehreren Hundert Falschparkerinnen und Falschparkern im Jahr.
Teil 2 der Analyse von Hamburgs Falschpark-Hotspots
Wo in Hamburg wie oft Falschparkerinnen und Falschparker erwischt werden, war lange ein gut gehütetes Geheimnis. Monatelang zeigten die Verkehrsbehörde von Anjes Tjarks (Grüne) und die Innenbehörde von Andy Grote (SPD) bei einer ersten Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz von NAHVERKEHR HAMBURG mit dem Finger aufeinander. Die jeweils andere Behörde sei dafür zuständig, eine Liste aller Ordnungswidrigkeiten des sogenannten „ruhenden Verkehrs“ zu übermitteln.
Im vergangenen Jahr stellte die Innenbehörde dann doch exklusiv einen riesigen Datensatz zur Verfügung – ausnahmsweise gebührenfrei. Wegen der enormen Datenmengen werten wir die Ordnungswidrigkeiten Schritt für Schritt aus. Im vergangenen Jahr hatten wir bereits analysiert, wo Falschparkerinnen und Falschparker sehr oft den Busverkehr behindern.
Jetzt belegt der zweite Teil unserer XXL-Datenrecherche, welche Radwege häufig unbenutzbar sind. In diesem Artikel findet sich auch wieder eine Tabelle der Spitzenplätze – inklusive Downloadmöglichkeit. Außerdem erklären wir, wie sich die schlimmsten Schwerpunkte entschärfen ließen. Aber werden diese Daten von Hamburgs Behörden selbst überhaupt ausgewertet, um die Fahrradinfrastruktur dauerhaft freizuhalten? Wir haben nachgefragt.
Die Analyse von NAHVERKEHR HAMBURG und dem NDR Datenteam zeigt: In zwei Bezirken werden besonders viele Falschparkerinnen und Falschparker auf Fahrradinfrastruktur erwischt. Betroffen waren 2023 laut den Daten der Innenbehörde vor allem die Bezirke Hamburg-Mitte (2.333 Ordnungswidrigkeiten) und Hamburg-Nord (2.298 Ordnungswidrigkeiten).
Mehr als die Hälfte der Fälle in Mitte und Nord
Zusammen machen die Fälle aus diesen beiden Bezirken mehr als die Hälfte der Ordnungswidrigkeiten auf Fahrradinfrastruktur aus, bei denen Autos verbotenerweise abgestellt wurden. Die hohen Zahlen dort könnten an häufigeren Kontrollen liegen, an einem stärkeren „Parkdruck“ oder schlechter gestalteter Infrastruktur, die illegales Parken nicht baulich verhindert.


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4 Antworten auf „Wo Falschparker besonders oft Hamburgs Radwege blockieren“
Also wenn ich Falschparkern auf Rad- und Fußwegen ausweichen muss, dann schaffe ich es häufig nicht richtig, irgendwie komme ich um die Außenspiegel oft nicht vollständig rum…
Wenn die Knöllchenpreise für Parken auf Radwegen so hoch wären, wie beim Parken vor Feuerwehreinfahrten oder Behindertenparkplätze (i.d.R. 55 Euro und ein Punkt in Flensburg), dann käme man dem Problem schnell bei. Noch schneller vielleicht, wenn man die ab 1.2.2025 gültigen Bußgeldsätze der Niederlande anwenden würde: Bei Parkverstößen fängt der Spaß bei 120 Euro (Minimum) an, nach oben hin offen, weil Einkommensabhängig gestaffelt!
Das Parken auf Radwegen kostet zwischen 55 und 80 Euro: https://www.bussgeldkatalog.org/parken-auf-radweg/
Punkte in Flensburg gibt es nur bei Behinderung/Gefährdung oder Falschparken für länger als eine Stunde.
ich habe in 2023 und 2024 mehr als 200 von diesen (leider wird das ja nicht als Vergehen verfolgt) angezeigt. Es handelt sich hier idR um Kriminelle, die ihr Auto als Werkzeug benutzen, um in den Strassenverkehr einzugreifen. Aber was will man machen, wenn die „CSU im Norden“ Autos weiter fahren lassen will, neue Parkplaetze bautund im uebrigen meint, dass Leute auf ein Auto angewiesen sind. Das trifft in der Weise auch auf einen Raucher zu, der auf seine Zigarette „angewiesen“ ist. Nur es ist nicht Aufgabe des Staates das Rauchen bzw. das Autofahren zu unterstuetzen.