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Wo Falschparker Hamburgs Busverkehr ständig im Weg stehen

Tausende Male blockierten falsch geparkte Autos im Jahr 2023 Haltestellen und Busspuren. Exklusive Datenanalysen von NAHVERKEHR HAMBURG zeigen erstmals, welche Orte besonders betroffen sind – und einige der Hotspots überraschen. Welche Folgen hat das für Fahrgäste, und wie könnten die Probleme gelöst werden?
Paul Meerkamp
Symbolbild: Blockierte Bushaltestelle in Hamburg.
Symbolbild: Blockierte Bushaltestelle in Hamburg.

Wo in Hamburg wie oft Falschparkerinnen und Falschparker erwischt werden, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Öffentlich zugänglich sind diese Daten eigentlich nicht. Doch nach monatelanger Recherche liegen NAHVERKEHR HAMBURG exklusiv anonymisierte Daten über alle Ordnungswidrigkeiten im sogenannten ruhenden Verkehr aus dem Jahr 2023 vor. Die Daten belegen, wo falschgeparkte Autos besonders oft anderen Fortbewegungsarten im Weg stehen.

Die Informationen könnten helfen, ständig zugeparkte Bushaltestellen, Geh- und Radwege so umzugestalten, dass sie sicher benutzbar bleiben. In einem ersten Schritt analysieren wir Konflikte zwischen dem Busverkehr und illegal abgestellten Autos: Wo liegen die Falschpark-Hotspots mit ständig blockierten Haltestellen und Busspuren? Welche Folgen haben diese für Fahrgäste? Und wie ließen sich die Probleme reduzieren?

An welchen Orten Privatpersonen besonders oft Falschparkerinnen und Falschparker anzeigen, etwa über die App Weg.li, lässt sich öffentlich einsehen. Für Ordnungswidrigkeiten, die primär von Hamburgs hauptberuflichen Ordnungshütern festgestellt werden, galt das bisher nicht. Im März 2022 stellte NAHVERKEHR HAMBURG deshalb eine erste Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz (IFG) über die Plattform Frag den Staat: Wo werden in Hamburg wie viele Falschparkerinnen und Falschparker erwischt?

Der Weg zur Transparenz ist lang, aber nicht umsonst

Es dauerte mehr als ein Jahr, kostete eine dreistellige Gebühr und erforderte das Eingreifen des Hamburgischen Beauftragten für Informationsfreiheit, bis die Fälle aus den Coronajahren 2020 und 2021 vorlagen. Monatelang zeigten die Verkehrsbehörde von Anjes Tjarks (Grüne) und die Innenbehörde von Andy Grote (SPD) mit dem Finger aufeinander: Die jeweils andere Behörde sei zuständig. Bis klar war, dass sich die Innenbehörde darum kümmern muss, waren die Daten schon wieder veraltet.

Die Innenbehörde stellte NAHVERKEHR HAMBURG in diesem Jahr jedoch als Antwort auf eine Presseanfrage aktuelle Daten zur Verfügung – ausnahmsweise gebührenfrei. Ihr Pressesprecher betonte: „Der Umfang Ihrer Anfrage stellt eine absolute Ausnahme dar, der das zumutbare Maß im Rahmen einer Presseanfrage überschreitet.“ Künftig sollte wieder der – in der Regel kostenpflichtige – Weg über das IFG gewählt werden.

Haltestellen sind stärker betroffen als Busspuren

Die Daten, die NAHVERKEHR HAMBURG mit technischer Unterstützung der Organisation CorrelAid analysiert hat, ermöglichen erstmals einen stadtweiten Einblick in Hamburgs Falschpark-Geschehen und dessen Folgen für den Nahverkehr: Bei rund 2.900 Ordnungswidrigkeiten standen im vergangenen Jahr Autos verbotenerweise dem Busverkehr im Weg.

Von den registrierten Ordnungswidrigkeiten betreffen 81 Prozent (2.350 Fälle) Haltestellen, an denen illegal geparkt wurde. Hamburgs Busspuren scheinen Autofahrerinnen und -fahrer seltener als Parkplatz zu nutzen. Hier wurden 266 Fälle wegen Falschparkens registriert, hinzu kommen 125 Ordnungswidrigkeiten für illegales Halten. Letzteres bedeutet, dass Autofahrerinnen oder -fahrer noch im Fahrzeug saßen und weniger als drei Minuten im Weg standen.

Die meisten Falschparker blockierten den Busverkehr in Hamburg im Jahr 2023 in Haltestellenbereichen.

Mutmaßlich gibt es eine hohe Dunkelziffer. Die meisten kürzeren Behinderungen dürften gar nicht als Ordnungswidrigkeiten erfasst werden. „Je nach der konkreten Situation und dem Ausmaß der Behinderung wird di…

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Der Kopf hinter diesem Artikel

Paul Meerkamp besitzt, seit er zehn Jahre alt ist, eine ÖPNV-Dauerkarte. Der Politik- und Datenjournalist wohnt in Kiel. Nach der Arbeit düst er gerne mit dem Rad oder der Fähre zum nächsten Strand. Seine Recherchen drehen sich oft um Statistiken und Gesetzesänderungen.

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15 Antworten auf „Wo Falschparker Hamburgs Busverkehr ständig im Weg stehen“

Wenn man mal den Bezirk Mitte – dort werden wohl die wenigsten Fälle in Wilhelmsburg, Hamm, Horn oder Billstedt auftreten – als Sonderfall (höchste Busdichte, touristischer und einkaufsbezogener Hotspot) ausklammert, dann trifft sich dieses Ergebnis genau mit meinen Erwartungen. Und es wird mit der „Politikoffenbarung“ in Wandsbek sicher demnächst noch krasser werden. Am Fahrstil, Hupverhalten und vor allem der „Achtung“ roter Ampeln merke ich hier schon, dass einige Autofahrer denken, sie haben jetzt so richtig einen „Freifahrtschein“.

Als ich das Symbolbild hier auf die Schnelle gesehenen hatte, dachte ich im ersten Moment, das muss eine Szene aus meinem Bezirk sein: MAN-Dieselbus (erkennt man an den Kotflügeln) und übliche Häuserfront. Beim genauerem Hinschauen, erkenne ich aber einen DFI-Anzeiger, eine Betonbodenplatte, vermutlich einen Fahrkartenautomaten und viele Fahrräder. Es kann also nicht bei uns aufgenommen worden sein.

Auf der Linie 9 gibt es auch jede Menge Haltestellenkandidaten in denen mit hoher Wahrscheinlichkeit irgend jemand illegal parkt, vor allem stadtauswärts): Wendemuthstraße (normal und gegenwärtige Behelfshaltestelle), Holzmühlenstraße, Ölmühlenweg Süd. Dazu kommt Parken in der „zweiten Reihe“ (also der Fahrspur, in der normal die Busse fahren), vor allem zwischen Wandsbeker Allee und Wendemuthstraße, aber auch weiter Richtung Tonndorf, und das notorische Nichtherauslassen des Busses aus seiner Busbucht und Vordrängeln vor den Bus.
Das Desinteresse an dieser Situation, zeigt eigentlich nur, dass Busse hier als soetwas wie Arme-Leute-ÖPNV gesehen werden. Das zeigt sich ja auch daran, wo Schnellbahnen, zum Teil mit Luxusstationen, gebaut werden, und wo nicht, oder wo die Linien kurz zuvor „verenden“. Dass diesmal auch Steilshoop eine Station bekommt, ist da die große Selbstbeweihräucherungs-Ausnahme.

Danke für diese Recherche! Da ist mir mein Abo bei euch jeden Cent wert.
Die vielen Falschparker-Fälle auf den Busspuren zeigen doch eindeutig, dass es eine blöde Hamburger Unsitte ist, Busspuren am Straßenrand anzulegen und teils sogar noch für einzelne Stunden als Parkfläche freizugeben. Beides lädt zum Falschparken ein. Würde man Busspuren dagegen konsequent in der Straßenmitte führen, wie auf der Grindeallee, gäbe es dieses Problem gar nicht. Genau sieht es bei zugeparkten Busbuchen aus. Eigentlich wollte die Stadt die Busbuchten doch im Zuge des Busbeschleunigungsprogramms alle aufheben und durch Kaphaltestellen ersetzten. Ist leider kaum passiert. Hätte man das damals konsequent umgesetzt, könnten keine Haltebuchten, wie oben auf dem Foto, mehr zugeparkt werden. Für mich sind die Probleme daher hausgemacht und vermeidbar. Und sie sollten dringend gelöst werden, denn jeder Falschparker bremst den Busverkehr, was die Qualität senkt und gleichzeitig Kosten und Personalressourcen in die Höhe treibt. Wenn der Senat also den ÖPNV günstiger und effizienter machen will, könnte er hier wunderbar ansetzen.

Meiner Beobachtung nach entstehen die meisten Verzögerungen im Stadtverkehr (und in der Folge auch Staus) nicht durch Falschparker, sondern durch Ampelschläfer. Ich meine nicht nur die Autofahrer, welche durch ein Hupen geweckt werden müssen, sondern vor allem auch diejenigen, welche erst mit einem großen Abstand losfahren. Ich habe dabei die Smartphones in Verdacht.

Bitte nicht die Falschparker verteufeln! Wohl niemand macht es gern, sondern in den meisten Fällen nur aus der Not heraus – oder aus Unachtsamkeit.

Ich würde sagen, der Großteil der Falschparker machen es nicht aus der Not heraus, sondern aus Bequemlichkeit. Mal eben geparkt, sind ja nur die anderen, die darunter zu leiden haben.

Das Problem ist virulent und tagtäglich sei es nun als Radfahrer, Busgast oder auch als PKW-Fahrer (wenn der Bus dann auf der Straße statt in der Haltebucht anhalten muss) erfahrbar. Dagegen helfen nur drastisch höhere Bußgelder, und auch Anzeigen im Nachhinein, d.h. der Busfahrer muss mit dem Handy das parkende Auto fotografiern und das nach Dienstschluss zu einer Stelle geben, die dann die Anzeige erstattet. Erst über die Leitstelle die Polizeit zu rufen, dauert zu lange. Daher warten die Busfahrer lieber bis der Brötchenholfahrer wieder in seinem Auto (meist Objekte der Oberklasse) einsteigt und unternimmt nichts, weil er Scherereien vermeiden will. Aber so kommt man dem Problem nicht bei. Gleiches gilt für die in 2. Reihe parkenden DHL,UPS, Hermes, etc. Fahrzeuge. Die verengen eine vierspurig ausgebaute Straße auf 2 Spuren und bremsen besonders den Busverkehr aus. Hamburg müsste wie in den Niederlanden dezidierte Parkplätze für die DHL/Amazon etc. Fahrzeuge schaffen. Wenn dort ein PKW parkt, dann wird es richtig teuer, häufig wird sofort abeschleppt. Hamburg ist in dieser Hinsicht viel zu nachgiebig.

Wir müssen hier sortieren. Wer in einer Bushaltebucht parkt, behindert damit nicht nur den Busverkehr, sondern ggf. auch den fließenden Verkehr, wenn die Straße durch den haltenden Bus blockiert ist. Da gibt es keine Entschuldigung!

In der Harksheider Straße dürften viele unabsichtlich falsch parken. Ich finde dieses sechsgliedrige Schild unzumutbar. Als Autofahrer kann man während der Anfahrt die Regeln nicht unbedingt sofort erfassen und verstehen.

Harburg ist schwierig. Dort sind in den letzten Jahren viele Parkplätze verloren gegangen. Vielleicht wurde dort übers Ziel hinausgeschossen. Das Foto zeigt den Klassiker: einen Lieferanten. Was bitte soll der gute Mann oder die gute Frau tun, wenn er oder sie die Kneipe mit schweren Getränkekisten beliefern muss? Und wie wir auf dem Foto gut erkennen können, ist dort eine Busspur aufgrund des geringen Verkehrs gar nicht nötig. Vielleicht wäre hier ähnlich wie in Poppenbüttel eine zeitliche Splittung angebracht: Busverkehr/Lieferverkehr.

Ja, man kann sich jeden der Hotspots gut einmal einzeln anschauen und überlegen, was das Problem ist. Modelle wir in der Harksheider Straße sind – zumindest in Hamburg – so selten, dass ich mir gut vorstellen kann, dass die nicht alle auf dem Schirm haben.

Und auf die Lieferzonen bin ich bewusst eingegangen, da mir an mehreren Stellen aufgefallen ist, dass dort viele Kurzzeitparker vermutlich Businfrastruktur halten. Das sieht man auch an anderen umsteigelastigen Haltestellen in der Tabelle.

Da bräuchte es Lösungen, die die StVO inzwischen aber auch ermöglicht. Inklusive der Möglichkeit, unmittelbar abzuschleppen, wenn die Ladezone von Anderen zweckentfremdet wird.

Hallo, vielen Dank für den Artikel. Welche Daten haben sie denn erhalten, kann man die irgendwo einsehen? Mich interessiert, an welchen konkreten Stellen der Busverkehr regelmäßig durch falschgeparkte Fahrzeuge behindert wird. Wenn die Daten etwas älter sind, stört mich das nicht. Sie erreichen mich auch per Mail.

Die kompletten Rohdaten haben wir nicht veröffentlicht, aber die Auswertung der besonders betroffenen Haltestellen und Busspuren finden Sie im Artikel oben in der Tabelle. Diese hat acht Seiten, die man durchblättern kann. Diese Auswertung lässt sich auch herunterladen über den entsprechenden Button.

Die StVO sollte deutlich strengere Strafen für Falschparken vorsehen. Leider mangelt es an ausreichendem Personal, um solche Verstöße konsequent zu kontrollieren und zu ahnden. Zudem führen solche Einsätze häufig zu brenzligen Situationen für Verkehrsüberwacher.

Die deutschen Datenschutzgesetze erschweren es, wirksamer gegen Falschparker vorzugehen. Eine Überwachung mit Kameras und automatischer Kennzeichenerkennung, wie sie in Großbritannien eingesetzt wird, wäre eine effektive Lösung. Allerdings wird in Deutschland oft der Vorwurf einer totalen Überwachung laut. Dabei sollte für diejenigen, die sich an die Vorschriften halten, kein Grund zur Sorge bestehen. Ironischerweise geben viele ihre Daten ohnehin freiwillig an Plattformen wie Facebook und Co. weiter.

Falschparker, die Haltestellen blockieren oder Busse und den allgemeinen Verkehr aufhalten, verursachen jedoch massive Probleme. Ihr Verhalten führt nicht nur zu erheblichen Fahrzeitverlängerungen, sondern auch dazu, dass Anschlüsse verpasst werden. Bereits eine Minute Verzögerung kann für Fahrgäste schnell zusätzliche Wartezeiten von 10 bis 40 Minuten oder mehr bedeuten. Leider ist es für Privatpersonen kaum möglich, die Verursacher solcher Behinderungen zur Verantwortung zu ziehen.

Das Problem bei S Harburg Rathaus kann ich kann ich bestätigen. Da seht eigentlich durchgängig immer irgendwo ein Auto auf einer Haltestelle. Wenn da jemand steht wird eigentlich auch immer ein Bus dadurch aufgehalten, so viele Busse wie da fahren. Und das obwohl der nächste Parkplatz (am Sand) nicht mal 100 m weg ist. Vermutlich ist der nicht gut genug ausgeschildert. Hab aber noch nie drauf geachtet, wie gut der ausgeschildert ist. Meistens sind es übrigens keine Lieferfahrzeuge, die da stehen, sondern normale PKW.

Vielleicht wäre eine Kamera an den Bussen, die automatisch falsch parkende Autos meldet mal eine effektive Maßnahme.

Einen Artikel zu blockierten Radspuren würde ich auch gut finden. Ein verdächtiger auf einen top Listenplatz ist auch nicht weit vom Harburger Rathaus, und zwar an der Bremer Straße stadtauswärts, kurz vor dem Penny. Ein paar Poller an der Stelle würden das Problem ganz einfach beheben.

Diese Parkvandalen behindern mit ihrem Verhalten ja nicht nur den ÖPNV, sie gefährden auch Radfahrer (die ja die Busspur oft mit den Bussen teilen) und die Fußgänger: an die denkt in Hamburg eh niemand (mehr). Das Bsp. zeigt auch, daß das Autofahren in Hamburg ‚(und nicht nur hier) immer noch viel zu sehr toleriert wird. Es führt kein Weg daran vorbei. Wenn man eine Verkehrswende will, dann geht das nur über Strassensperren und Fahrverbote. Ich radel (im Sommer) oft am frühen Morgen durch die Stadt und ja da merkt man ganz deutlich, welchen Schaden dieser ganze Blecheimerfetischismus (Autofahren) auch für das Leben in der Stadt anrichtet bzw. wie angenehm und entspannt die Stadt ist wenn Autos wenig bis gar nicht unterwegs sind.

Lieber Fliegwech,
bitte mäßigen Sie Ihre Wortwahl. Begriffe wie „Parkvandalen“ und „Blecheimerfetischismus“ braucht es in einer sachlichen Diskussion, wie wir sie auf unserer Seite gern pflegen, nicht. Vielen Dank.

Beste Grüße

Christian Hinkelmann

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