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Zug-Entgleisung in Elmshorn: Es war eine fehlende Schiene

Fünf Tage nach dem Bahnunglück von Elmshorn steht jetzt fest: Der entgleiste Zug hat eine Weichenverbindung befahren, die wegen Bauarbeiten eigentlich gesperrt war.
Christian Hinkelmann
Möglicher Fotobeweis: Unter dem verunglückten Zug fehlt ein Stück Schiene
Möglicher Fotobeweis: Unter dem verunglückten Zug fehlt ein Stück Schiene
Foto: Jens Heinitz

Der unmittelbare Auslöser für das Bahnunglück vergangene Woche in Elmshorn steht fest. Der Regionalzug hat eine Weichenverbindung befahren, die wegen Bauarbeiten eigentlich gesperrt war.

So steht es in einem Unfallbericht der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung, der am vergangenen Freitag in der Datenbank ERAIL der Europäischen Eisenbahnagentur veröffentlicht wurde (siehe hier).

„Bei der Ausfahrt des RE 11004 aus Gleis 101 entgleiste dieser in der Weichenverbindung W113/114. Aufgrund von Bauarbeiten war diese Verbindung als nicht befahrbar und gesperrt benannt, da ein Teil der Verbindung ausgebaut war“, heißt es dort.

Weichenverbindung hätte gar nicht befahren werden dürfen

Die Sperrung der Weichenverbindung war demnach auch in einer bahninternen Betriebs- und Bauanweisung vermerkt. In solch einer so genann…

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Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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5 Antworten auf „Zug-Entgleisung in Elmshorn: Es war eine fehlende Schiene“

Die Unfallursache in Elmshorn zeigt wieder einmal wie es um die Organisation der DB AG bestellt ist. Durch die Aufspaltung des Konzerns in unzählige GmbH´s die alle ihre Aktivitäten miteinander koordinieren müssen, ist ein unerträglicher Verwaltungswasserkopf entstanden, wo die rechte Hand nicht weiß, was die linke tut. Und auf der operativen Ebene fehlen schlicht qualifizierte Leute. In der Tat ist die Frage zu stellen, wie konnte eine Strecke nach Bauarbieten freigegeben werden, wenn da noch Schienenstücke fehlen? Man kann soetwas organisierte Verantwortungslosigkeit nennen. Wenn die DB AG schon so einfache Arbeiten nicht mehr hinbekommt, was haben die Fahrgäste dann bei der Großbaustelle Diebsteich in den nächsten 6 Jahren zu erwarten. Da dürfte das viertägige Bahnchaos in Elmshorn nur der Vorgeschmack gewesen sein. Daher liebe Bahn, lasst den Bahnhof in Altona, und modernisiert ihn an Ort und Stelle. Geht schneller, einfacher und ist Fahrgast- und Bürgerfreundlicher.

Naja ist eigentlich ganz einfach. Ein Lokführer fährt nicht auf Sicht. Es gibt oft Situationen, in denen der Lokführer nur einen Bruchteil seines Bremsweges einsehen kann. z.B. bei Nacht, Nebel oder bei hohen Geschwindigkeiten wo der Bremsweg enorm steigt.
Fehlende Teile in einer Weiche dürften erst kurz vor dem Befahren auffallen. Um da noch rechtzeitig anzuhalten, dürfte man mit nicht mehr als 25km/h fahren.

Tja, warum hatte der Lokführer nicht mal ebenso ein Stück Schiene in der Tasche, die er bei Bedarf an fehlenden Stellen ergänzen kann. Da wäre ja kein Platz mehr fürs Frühstück. Klingt blöde, ist aber so!
Das System Schiene ist darauf ausgelegt, dass der Lokführer fürs Fahren zuständig ist und andere für die Sicherheit. ( Signale, Weichen, freie Fahrwege, defekte Schienen, usw.) . Anders wäre es gar nicht möglich mit bis zu 300 km/h und daraus resultierenden Bremswegen von ca 5km sicher zu fahren. Selbst bei Regionalbahnen mit durchschnittlich 140 km/h kommen noch 1200 m Bremsweg zustande. Der Lokführer kann also gar nicht den Fahrweg auf Schäden kontrollieren. Er muß sich darauf verlassen, was andere für ihn machen. Daher ist die Frage, wofür sitzt eigentlich der Lokführer da vorne , respektlos gegenüber diesem Berufsstand und zeugt von Ahnung auf Bildzeitungsniveau!

@ Max Hansen: Lokführer suchen sich den Fahrweg nicht aus, sie überwachen nur die Einhaltung und halten z.B. bei einer Fehlleitung auf ein falsches Gleis an. Dazu muß man wissen, dass es gesperrt ist (z.B. durch entsprechende Signaltafeln – bitte „Sh 2“ googeln) und das man falsch ist (Thema „Strecken-/Bahnhofskunde“).

Den Fahrweg legen die Fahrdienstleiter fest. Sie müssen wissen, welche Gleise gesperrt sind. Mängel an den Schienen erkennt man übrigens nicht unbedingt schnell genug, siehe auch unten.

@Thomas Schmidt: Natürlich sind auch Lokführer für die Sicherheit verantwortlich! Ihr Verhalten und die professionelle Zusammenarbeit mit anderen Mitarbeitern im Bahnbetrieb (z.B. Fahrdienstleiter, Zugführer) bestimmen, wie sicher der Betrieb ist. Schäden an den Schienen erkennt man als Lokführer oft als erster, z.B. Schienenbrüche, aber halt erst durch Überfahrung. Das hatte ich auch schon, zum Glück ohne Entgleisung. Ich habe Meldung gemacht und der Abschnitt wurde nach Reparatur erst wieder befahren.

Was die Bremswege angeht – diese sind „signalgeführt“ 400, 700 oder 1000 Meter lang. Ich fahre als Lokführer regelmäßig eine Strecke mit 100 km/h mit 700 Meter Bremsweg. Im Notfall leite ich eine Schnellbremsung ein, bei der ich in unter 500 m zum Stehen komme. Sie nennen Bremswege, die einen komfortablen Halt am Bahnsteig bedeuten, wenn der Zug pünktlich ist. Der Nenn-Bremsweg eines ICE 3 aus 330 km/h ist übrigens 3.300 Meter lang, aber Züge, die mit mehr als 160 km/h verkehren, fahren auch nicht signalgeführt, sondern mit Führerstandsanzeige und dauernder Überwachung (CIR-ELKE/LZB/ETCS).

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