Frust über HVV-App: Spezialistin entwickelt in Eigenregie ein besseres Konzept

Als die indische UX-Designerin Sanjeevani Goraksh Arjun vor einem Jahr nach Hamburg kam, frustrierte sie die HVV-App täglich: Verwirrend, unklar, nicht intuitiv – so ihr Urteil. Also nutzte sie ihre Expertise, befragte andere Pendler und entwickelte einen Gegenentwurf. Im Interview erklärt sie, was daran besser ist.
Christian Hinkelmann
Ein Handyticket in der HVV-App in Hamburg an einem U-Bahnhof
Ein Handyticket in der HVV-App in Hamburg an einem U-Bahnhof

Fast ein Jahr ist es her, dass Sanjeevani Goraksh Arjun aus Indien ihrem Mann nach Deutschland folgte – für sie eine Chance, sich in einer neuen Kultur persönlich und beruflich weiterzuentwickeln.

Eines ihrer ersten Werkzeuge in der neuen Umgebung in Hamburg war die HVV-App auf ihrem Handy. Doch statt einer verlässlichen Hilfe war sie für die Neueinsteigerin eine Quelle täglichen Frusts. Verwirrend, unklar, nicht intuitiv, so empfand sie in der App die Suche nach grundlegenden Informationen.

Für die meisten wäre das nur ein stilles Ärgernis. Aber für Arjun, eine erfahrene Expertin für nutzerzentriertes digitales Design und forschungsbasierte Problemlösungen, wurde aus der Verwirrung ein Ansporn.

Anstatt nur zu kritisieren, machte sie sich an die Arbeit, eine bessere Lösung zu entwickeln. Ohne Auftrag des HVV, sondern aus reiner professioneller Neugier und als Teil ihrer Online-Weiterbildung für Nutzerdesign. Sie analysierte die HVV-App bis ins kleinste Detail, befragte andere Pendler nach ihren Erfahrungen und entwickelte in wochenlanger Arbeit einen kompletten, durchdachten Gegenentwurf.

Im NAHVERKEHR HAMBURG-Interview erklärt Sanjeevani Goraksh Arjun, was sie an der HVV-App am meisten stört, was Mobilitäts-Apps in ihrem Heimatland Indien besser machen, warum schon kleinste Design-Veränderungen eine riesige Auswirkung auf den Erfolg einer App haben können und welche nächsten Schritte sie mit ihrem Prototyp plant.

NAHVERKEHR HAMBURG: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, die HVV-App zu optimieren?

Sanjeevani Goraksh Arjun: Als Neueinsteigerin in Hamburg war die HVV-App eines der ersten Werkzeuge, auf das ich mich verlassen habe. Aber die Nutzung war nicht immer intuitiv. Ich habe mich oft in den Ticketkategorien verloren oder war unsicher, in welche Zone ich reise. Da kam in mir ständig die Frage auf: „Warum ist das so unklar?“ Als ich dem UX Gym von Anudeep Ayyagari beitrat, wusste ich, dass dies das Projekt war, in das ich mich vertiefen wollte. Ich wollte mehr über die App erfahren. Die Idee entstand aus meiner täglichen Verwirrung als Nutzerin und meiner wachsenden Neugier als Designerin. Es war persönlich und praktisch.

NAHVERKEHR HAMBURG: Da Sie erst seit einem Jahr in Hamburg leben, haben Sie eine frische Perspektive von außen auf die App. Was war Ihr erster Eindruck?

Sanjeevani Goraksh Arjun: Ehrlich gesagt fand ich sie verwir…

Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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3 Antworten auf „Frust über HVV-App: Spezialistin entwickelt in Eigenregie ein besseres Konzept“

Vielen Dank, Herr Hinkelmann, für das inspirierende Interview. Ich bin beeindruckt, dass Frau Arjun nicht einfach nur die HVV-App kritisiert, sondern gleich professionelle Lösungsideen entwickelt und testen lässt. Diesen Spirit würde ich mir in Hamburg öfter wünschen: Nicht so viel meckern, sondern einfach besser machen. Ich hoffe, dass sich der HVV bei Frau Arjun meldet.

Die Öffis in Hamburg benutze ich nur gelegentlich – seit Corona bisher noch nicht wieder. Glücklicherweise wohne ich in der Nähe einer Haltestelle, wo es noch einen Fahrkartenautomaten gibt. Ansonsten wäre ich bzgl. des Ticketkaufs wohl aufgeschmissen.

Ich habe vor Monaten eine aufgeladene „HVV Prepaid Card“ geschenkt bekommen, für den Fall, dass ich mit meinem Wagen mal liegenbleiben sollte. Aber ich habe mich bisher noch nicht mit der Bedienungsanleitung beschäftigt.

Als ich meine allererste Fahrkarte vor rund fünfzig Jahren kaufte, legte ich dem Busfahrer drei Groschen hin, er kurbelte an einem Gerät und gab mir den Fahrschein in die Hand. Gute alte Zeit!

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