Spatenstich für U4-Verlängerung – Hamburg wartet auf Förderzusage

Bau der U4-Verlängerung startet in den kommenden Wochen. Gestern war symbolischer Spatenstich - per Videokonferenz. Noch hat der Bund keine Förderzusage für das Millionenprojekt erteilt.
Matthias Schinck
Visualisierung: So der neue U4-Bahnsteig an der bestehenden Haltestelle Horner Rennbahn in Hamburg aussehen
Visualisierung: So der neue U4-Bahnsteig an der bestehenden Haltestelle Horner Rennbahn in Hamburg aussehen

Nach einem Jahr vorbereitender Arbeiten wird der neue U-Bahn-Anschluss für 13.000 Menschen in der Horner Geest jetzt richtig greifbar. In wenigen Wochen sollen die tatsächlichen Bauarbeiten für die Verlängerung der U4 von der Horner Rennbahn zur neuen Endhaltestelle Horner Geest mit dem Zwischenhalt Stoltenstraße richtig beginnen.

Gestern lud die Hochbahn zum symbolischen Spatenstich ein – aufgrund der Corona-Pandemie allerdings nur virtuell und entsprechend nüchtern per Videokonferenz.

Live zugeschaltet waren Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne). Aus dem Bundesverkehrsministerium grüßte Verkehrsstaatssekretär Enak Ferlemann mit einer Videobotschaft in die Runde. „In diesen Zeiten ist alles etwas Ungewöhnlich“, sagte Ferlemann und freute sich mitzuteilen, dass der Bund die Mittel für den U-Bahn-Ausbau in Deutschland versechsfacht habe. „Ja Sie hören richtig!“, so Ferlemann. Konkret: Hamburg profitiere davon mit 212 Millionen Euro, die der Bund zum Bau der U4 beitrage.

Was Ferlemann allerdings nicht sagte: Noch hat der Bund seine finanzielle Unterstützung für die U4 gar nicht offiziell zugesagt. Die Fördermittel aus dem so genannten Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG), mit denen der Bund große Nahverkehrsprojekte in den Bundesländern unterstützt, sind bislang noch nicht bewilligt, wie NAHVERKEHR HAMBURG auf Nachfrage von der Hochbahn erfuhr.

Hochbahn wartet auf Förderbescheid

Demnach hatte Hamburg im vergangenen Oktober einen entsprechenden Förderantrag beim Bund eingereicht. Basis dafür war eine standardisierte Bewertung, die den gesamtwirtschaftlichen Nutzen der U4-Verlängerung mit einem Nutzen-Kosten-Faktor von 1,1 nachwies. Seitdem wartet das Verkehrsunternehmen auf einen Förderbescheid aus Berlin. “Wann der kommt, wissen wir nicht“, erklärte Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum.

Insgesamt sollen die Kosten für die rund 2,6 Kilometer lange Neubaustrecke bei 465 Millionen Euro liegen, was vergleichsweise hoc…

Der Kopf hinter diesem Artikel

Matthias Schinck ist hauptberuflich Informationsgrafiker, Artdirector und Zeitungsmacher. Daneben schreibt er darüber, was ihn bewegt: Bus, Bahn und Rad. Für eine Weile lebte er in einem Van und ist Experte für mobiles Arbeiten. Der Liebe wegen hat er in Hamburg den Anker geworfen.

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2 Antworten auf „Spatenstich für U4-Verlängerung – Hamburg wartet auf Förderzusage“

Naja, meist wird der prozentuale Anteil bei städtischen Systemen nur in klammen Kommunen aufgestockt, da sie die hohen Eigenmittel reicher Gemeinden wie Hamburg nicht haben. Zudem hat Hamburg eine spezielle Planungsberechnung (Stichwort Senatsdrucksache „Kostenstabiles Bauen“) und der Bund fördert in seinen Programmen, anders als die EU, nur Fremdleistungen. Sprich, die festangestellten Planer der Hochbahn werden so wenig wie Kostenvarianzen zu 50% bezahlt, was aber auch nachvollziehbar ist und nicht bedeutet, dass bei Eintritt letzterer keine zusätzlichen Mittel fließen. Ebenso sind die Kriterien weiter in Bearbeitung, um den Umweltverbund zu verbessern.

Letztendlich kann man aus Erfahrung aber eh davon ausgehen, dass die angekündigten Mittel auch kommen. Zur Vermeidung der NOx- und CO2-Debatten in zukünftigen Wahlkämpfen sitzt das Geld weiterhin locker. Der fossil-deutschen Autolobby, die strengere Auflagen für ihre Flotten befürchtet, sei „Dank“.

Gut vor allem, dass die Eigenheim-SUV-Boomer mit ihrem Miniaufstand keinerlei Bedeutung mehr haben. Für ein Bundesgesetz ist so eine U4-Verlängerung ja leider zu unwichtig, um die Maßnahme in ein Gesetz zu gießen, damit nicht durch alle Instanzen geklagt und verzögert werden kann. Das stimmt bei anderen Projekten optimistisch, zum Beispiel Diebsteich, U5, S21, S32, S4 und ggf. weiteren fantastischen Ideen für ein Hamburg des 21. und natürlich auch des 22. Jahrhunderts.

Bin gespannt, wann die aktuell laufende Studie zur dringend benötigten U4 nach Wilhelmsburg bzw. Harburg veröffentlicht wird. Dann vielleicht noch — man wird ja noch träumen dürfen — ein Alsterhalbring im Westen ab Schlump (statt Altona!) mit Übergang zu den Elbbrücken (oder ggf. als U4-Süd-Verstärker wie die U4-West auf der U2) und den Rest macht das flexibelste, günstiges und mit Abstand spannendste sowie bürgernähstes Verkehrsmittel im ÖPNV: der Bus.

Mehr braucht es dann nicht, abgesehen von besseren Rad- und Fußwegen, versteht sich. ??

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