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BahnCard 100: Weiterhin meist nur Sichtkontrollen im Zug

Wer eine BahnCard 100 kauft, bekommt die schwarze Flatrate-Karte in einem edlen Couvert geliefert. Was im Zug auffällt: es gibt nur Sichtkontrollen. Warum?
Christian Hinkelmann
Die BahnCard 100 wird in einem schwarzen edlen Couvert geliefert
Die BahnCard 100 wird in einem schwarzen edlen Couvert geliefert

Rund drei Wochen nach dem Kauf meiner BahnCard 100 habe ich jetzt endlich das langersehnte schwarze Plastikkärtchen im Briefkasten gehabt!

Die BahnCard steckte in einem quadratischen schwarzen Couvert aus Pappe. Hätte ich von der Deutschen Bahn nicht so edel und aufwändig erwartet. Definitiver Pluspunkt!

Stolz wie Bolle riss ich den Umschlag noch direkt am Briefkasten auf: Wow! Da war sie! Meine kleine schwarze Bahn-Flatrate! Meine Eintrittskarte in den Club der Vielreisenden! Mein Ticket, dass mir jederzeit jede Bahn-Tür öffnet!

Die BahnCard 100 wird in einem schwarzen Brief-Couvert geliefert
Die BahnCard 100 wird in einem schwarzen Brief-Couvert geliefert

Marketing-Heft soll BahnCard 100-Besitz emotionalisieren

Neben der BahnCard 100 war in dem schwarzen Couvert noch ein Begleitheft enthalten, das die Netzkarte und das anstehende „Kilometer abreißen“ emotionalisieren soll: „Wir verwandeln Entfernungen in Erlebnisse“, heißt es da auf hochwertigem Kartonpapier, oder: „Ganz gleich, wohin ihre Reise Sie führt – wir sind immer für Sie da“, steht da in schönen Marketing-Hülsen – dazu edel wirkenden Mobilitätsmotive in schwarz-weiß.

Apropos Schwarz: Ich bin doch erstaunt, wie sehr die Deutsche Bahn in ihrer BahnCard 100-Kommunikation mit diesem Attribut spielt: Schwarze BahnCard, schwarzes Couvert und im schwarzen Marketing-Heft steht dann auch noch: „Willkommen in der Welt der schwarzen Karte“. Aus Marketing-Sicht gut durchkomponiert! Man erkennt immerhin einen…schwarzen Faden 😉

Praktisch: Eine Faltkarte listet alle Verkehrsverbundes auf, in denen die BahnCard 100 gilt
Praktisch: Eine Faltkarte listet alle Verkehrsverbünde auf, in denen die BahnCard 100 gilt

So fühlt sich eine Ticketkontrolle mit BahnCard 100 an

Und wie fühlt es sich bei Fahrkartenkontrollen an, nur noch kurz die BahnCard 100 zücken zu müssen? Hervorragend! Ich konnte es am vergangenen Wochenende auf dem Weg zu einer Hochzeit von Hamburg nach Kulmbach in Bayern gleich mehrfach ausprobieren.

Erste Kontrolle im ICE: „Ah, die große Schwarze“, meinte der Zugbegleiter lächelnd. Im nächsten Zug wurde die Karte mit einem breiten Grinsen quittiert. Läuft!

In einem Begleitheft zur BahnCard 100 zielt die DB vor allem auf Emotionen ab
In einem Begleitheft zur BahnCard 100 zielt die DB vor allem auf Emotionen ab

Warum wird die BahnCard 100 nicht digital gescannt?

Was mir nur aufgefallen ist: Nie wurde die Karte bei der Kontrolle digital erfasst – dabei könnte die Bahn doch somit – aus ihrer Sicht – wunderbare „Bewegungsprofile“ ihrer BahnCard 100-Kunden erstellen und abschätzen, wann, wo und wie oft sie fahren.

Und wenn die Bahn erst einmal solche Daten hat, könnte sie in nächster Konsequenz vielleicht bestimmte und sehr überfüllte Verbindungen für BahnCard 100-Besitzer sperren oder nur gegen Aufpreis verfügbar machen.

Ein Traum für jeden Betriebswirten – und für mich eine extrem gruselige Vorstellung!

BahnCard 100 wird in der Regel nur per Sichtkontrolle geprüft

Glücklicherweise ist all das wohl derzeit nicht geplant, obwohl es Ende vergangenen Jahres entsprechende Gerüchte und große Aufregung unter BahnCard 100-Nutzern gab. Ab Januar 2018 würde die Deutsche Bahn jede BahnCard 100 bei Kontrollen elektronisch erfassen und damit Bewegungsprofile der Kunden anlegen, wurde in Internetforen kolportiert.

Glücklicherweise stimmte das nicht ganz, wie die Website Zugreiseblog.de durch eine kurze direkte Nachfrage bei der Deutschen Bahn herausgefunden hat.

Demnach erlaubt die DB ihren Zugbegleitern seit Januar 2018 lediglich, die BahnCard 100 bei Kontrollen IN AUSNAHMEFÄLLEN auch mit mobilen Lesegeräten digital zu erfassen, um im Verdachtsfall einen Missbrauch besser zu verhindern.

Sichtkontrollen sind demnach bei der BahnCard 100 weiterhin der Regelfall. Gut so! Ich hoffe, es bleibt dabei!

Übrigens: Wenn ihr euch fragt, ob sich eine BahnCard 100 für euch lohnt und wie oft ihr dafür monatlich fahren müsst, dann kann ich euch diesen Artikel empfehlen. Dort habe ich meine Berechnungen aufgelistet.

Und wenn ihr wissen wollt, wo in Deutschland die meisten BahnCard 100-Besitzer leben, dann empfehle ich euch diesen Blogartikel.

Über den Autor:
NahverkehrHAMBURG-Redakteur Christian Hinkelmann besitzt seit Juli 2018 eine BahnCard 100 und hat sich damit (neben der beruflichen Notwendigkeit) einen Lebenstraum erfüllt: Ein Jahr lang freie Fahrt in allen Zügen der Deutschen Bahn und in vielen Verkehrsverbünden! Nie wieder Tickets kaufen, am Fahrkartenautomaten stehen oder sich durch Online-Schnäppchen wühlen. Über seine Erfahrungen und Eindrücke schreibt er in diesem Blog – meist direkt aus dem Zug.

Hinweis: Dieser Beitrag ist nach bestem Wissen und Gewissen verfasst worden und spiegelt allein die persönliche Meinung des Autors wider. Er ist ausdrücklich nicht durch versteckte Werbung, Sponsoring, o.ä. finanziert.

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Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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6 Antworten auf „BahnCard 100: Weiterhin meist nur Sichtkontrollen im Zug“

> Was mir nur aufgefallen ist: Nie wurde die Karte bei der Kontrolle digital erfasst – dabei könnte die Bahn doch somit – aus ihrer Sicht – wunderbare „Bewegungsprofile“ ihrer BahnCard 100-Kunden erstellen und abschätzen, wann, wo und wie oft sie fahren.
Und wenn die Bahn erst einmal solche Daten hat, könnte sie in nächster Konsequenz vielleicht bestimmte und sehr überfüllte Verbindungen für BahnCard 100-Besitzer sperren oder nur gegen Aufpreis verfügbar machen.

Das wäre ja auch noch zu schön für die 100% 4000€ – Karte nochmal mehr zu verlangen….

Also wenn ich dieses Couvert sehe dann wirkt dass alles erneut für mich wie ein Relikt aus alten Zeiten. Würde mir einen Artikel über vernüftige Ticketsysteme freuen…

Bitter: Auf der Khao San Road in Bangkok konnte man schon 2011 gefälschte BC100-Scheckkarten mit dem eigenen Namen und Passbild kaufen. Wenn nie elektronisch geprüft wird, dann wird man auch nie die Dunkelziffer erfassen.

Lustig sind die Kontrollen von Tickets des HandyTicket Deutschland, welches in einigen Verbünden und Städten in Deutschland zum Einsatz kommt. Es gibt bei der Smartphone-App zwar einen Barcode und auch ein täglich wechselndes Codewort im Klartext, aber gescannt wurde noch nie und das Codewort alleine schützt auch nicht vor Missbrauch. Zudem kann das Ticket auch per SMS zugesandt werden. Hier müsste zur Überprüfung die Nummer des Prüfmediums manuell eingegeben werden. Noch schlimmer ist es bei DB-Online-Tickets bei der Nutzung des City-Tickets. Hier wird meiner Erfahrung nach fast nie geprüft, ob der „+City“-Zusatz vorhanden ist, geschweige denn ob das Ticket gerade tatsächlich gültig ist.

Irgendwie habe ich das Gefühl, die haben bei der Bahn alle keine Lust aufs Scannen. Meine HVV-Karte wird im Regio auch nur kurz angeguckt und nicht überprüft, ob ich eine für die Fahrt gültige Fahrkarte hab. Möglich ist es, einer hat es mal gemacht, aber irgendwie zeigte das Gerät erst eine schon abgelaufene Karte an und der Zugbegleiter musste die gültige aus der Liste raussuchen..
In der Nordbahn stattdessen wird sie immer eingescannt und es wird sofort ein grüner Haken im Gerät angezeigt.
Ich kann mir vorstellen, dass die DB Zugbegleiter entweder nicht ordentlich geschult wurden und/oder dass das Gerät der DB Regio einfach zu nutzerunfreundlich ist.

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