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Bremst Personalmangel die Verkehrswende in Hamburg aus?

Fast 2.000 zusätzliche Mitarbeiter brauchen die Verkehrsbetriebe in Hamburg laut einer Studie, damit alle geplanten HVV- Angebotsausweitungen Realität werden können. Doch neues Personal ist knapp. Der Schichtdienst ist oft ein Knochenjob. Wie die Betriebe versuchen, mit neuen Ideen zu überzeugen - und welche Ansätze aus dem Ausland helfen könnten.
Martina Kalweit
Busfahrerinnen und Busfahrer sind heiß begehrt in Deutschland. Viele von ihnen gehen in den nächsten Jahren in Rente.
Busfahrerinnen und Busfahrer sind heiß begehrt in Deutschland. Viele von ihnen gehen in den nächsten Jahren in Rente.
Foto: Christian Hinkelmann

„Weil du es kannst.“ Mit diesem Slogan werben die Verkehrsbetriebe Hamburg Holstein GmbH (VHH) seit vier Jahren um Personal und für den Quereinstieg ins Unternehmen. Mit dem Willen zum Hamburg-Takt, mit zusätzlichen Strecken und etlichen Renteneintritten vor der Brust erweist sich der Personalmangel für alle Hamburger Verkehrsbetriebe als Herausforderung auf dem Weg zum verlässlichen ÖPNV. Wie HVV und Hochbahn blicken auch die VHH zuversichtlich in die Zukunft. Können sie das?

Die 2021 verfasste Verdi-Studie „Gute Arbeit im 5-Minuten-Takt?“(siehe hier) setzt ein dickes Fragezeichen hinter das Versprechen des Hamburg-Takts. Die Autorinnen und Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass für eine solche Angebotsausweitung bei den Verkehrsbetrieben insgesamt knapp 2000 neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nötig sind. Rechnet man neben der Angebotserweiterung (laut Studie bei der U-Bahn bis 2026 geschätzt 30 neue Fahrerinnen und Fahrer, bei der S-Bahn bei ca. 64 zusätzlichen Bahnen bis 2024 ein Mehrbedarf von 175 Angestellten) die anstehenden Renteneintritte mit ein, erhöht sich die Zahl auf insgesamt über 4000. Die Frage, ob und wie das zu schaffen ist, steht im Raum.

„Hochbahn und VHH haben ihr Angebot massiv ausgebaut und den dafür erforderlichen Personalkörper solide aufbauen können“, kontert Hochbahn-Sprecherin Constanze Dinse auf NAHVERKEHR HAMBURG-Nachfrage.

Bei der VHH drückt man sich etwas diplomatischer aus: „Es ist herausfordernd, genug Personal zu finden, aber nicht unmöglich“, so Sprecher Stefan Genz. Die Prognosen der Verdi-Studie möchten weder Dinse noch Genz kommentieren. Verständlich, in einer Zeit, in der Stadt, Länder und Bund gefühlt täglich mit neuen Ideen und Beschlüssen zum Ausbau des ÖPNV-Angebots um die Ecke kommen.

Zuwächse beim Personal in den letzten Jahren

Tatsächlich haben Hochbahn, VHH und S-Bahn zwischen 2010 bis 2020 ordentlich an Personal zugelegt. Die Verdi-Studie beziffert den Zuwachs für die Hochbahn auf 39 Prozent, für die VHH auf 43 Prozent und für die S-Bahn allein seit 2012 auf 38 Prozent. Im Busbereich nahm die Stellenanzahl von 2019 bis 2020 nochmal um 27 Prozent zu. Z…

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Der Kopf hinter diesem Artikel

Martina Kalweit arbeitet als freie Journalistin in Reinbek. Zuvor pendelte sie jahrelang in ihre Stammredaktion am Hamburger Hafen. Mit allen mobilen Angeboten vertraut, ist ihr der E-Roller heute am liebsten. Martina Kalweit schreibt für NAHVERKEHR HAMBURG und für verschiedene Medien über Film, Fernsehen und das Kulturleben im Norden.

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8 Antworten auf „Bremst Personalmangel die Verkehrswende in Hamburg aus?“

Es fehlt in ALLEN Branchen Personal. Wer Arbeit sucht, kann sich den besten Job aussuchen. Schichtdienst stresst und passt nicht zu den Erwartungen der jungen Generation. Da kann man jeden Bäcker fragen. Die meisten machen zu, weil sie keinen Nachfolger finden: Um 3 Uhr will niemand mehr in der Backstube stehen. Warum sollten dann Menschen um 3 Uhr aus dem Haus gehen um Frühbusse zu fahren?

Ich meine, die Nahverkehrsunternehmen verharmlosen die Situation, denn sonst müssten sie einräumen, dass ihre ganzen Versprechen zur Verkehrswende unreallistisch sind. Man sollte mal von unabhängiger Seite überprüfen lassen, ob die Verdoppelung der Fahrgastzahlen bis 2030 wirklich realistisch sind. Wenn nicht, andere Lösungen suchen oder den Menschen ehrlich sagen, dass sie alle weniger unterwegs sein müssen. Statt radikaler Sanierung von Bahn-Hochleistungsnetz radikale Ehrlichkeit. Könnte viel Geld sparen.

Die Lösung für U-und S-Bahnen liegt m.E. in der Automatisierung der Strecken (wie bei der U5 geplant). Solche Konzepte sind für straßengebundene Systeme (Bus oder die als Dauerbrenner gehandelte Straßenbahn) zur Zeit reine Utopie. Da helfen wohl nur höhere Löhne.

Für ein Gehalt von 2000-2.700 Euro brutto kann man sich in Hamburg keine Wohnung leisten, die kaum unter 900 Euro warm zu haben ist. Das geht dann nur wenn der Partner auch verdient. Würden Hochbahn und VHH Werkswohnungen anbieten, dass wäre die Fahrer:innen Rekrutierung sicher kein Problem. Ferner dürfte es einfacher sein, Fahrpersonal für Straßenbahnen zu finden als für Busse, weil Busfahen einfach stressiger ist. Aber dieser Frage muss sich Hamburg ja nichts stellen, da bzgl. der Wiedereinführung der Straßenbahn in Hamburg ein politisch verordnetes Denkverbot herrscht. – Was nützt das hamburg Takt versprechen, wenn es mangels Personal nicht umgesetzt werden kann.

Wieder mal wie üblich ein Kommentar von Prellbock bei dem die Fakten nicht ganz stimmen. (Googlen wäre wirklich nicht zu viel verlangt): Gehalt von 2.000 bis 2.700 Euro? Die Anfangsvergütung bei der Hochbahn (nach Ausbildung) liegt bei 2.757 € (also schon über der Spanne von Herrn Jung). https://www.hochbahn.de/resource/blob/10716/c1847c661c4a44115e866031139a79fc/fahrdienst-d-busflyer-data.pdf Bei der VHH übrigens ähnlich: „Nach dem Ende der Probezeit verdient man im Fahrdienst bei der VHH 2.709,- Euro (ab 2023 sind es 2.758,- Euro).“ (Daten natürlich ohne Zulagen für Feiertage oder Nacht).
Und die Hochbahn bietet konzerneigene Wohnungen an. (Dass das vielleicht zu wenig sind, mag ja sein. Aber keine wie von Herrn Jung behauptet ist auch falsch.)

Was übrigens noch weniger Fahrdienstpersonal braucht als Bus und Straßenbahn ist übrigens die autonom fahrende U5. 🙂

Ich denke, daß bei deKosten, die in HH nun einmal herrscht und der Verantwortung, die ein Fahrer von Bus und U Bahn mit sich bringen muß, ein Gehalt von mindesten 40.000 EURO angemessen ist. Allerdings gebe ich Ihnen recht, ich würde das niemals in Zusammhang mit der U5 oder der herbeigewünschten Bimmelbahn bringen.

Ein Faktor bleibt natürlich auch die für eine sehr teure Stadt wie HH mäßige bis schlechte Bezahlung. In London verdient ein Tube Fahrer mehr als 50.000 GBP und es gibt eigene Genossenschaftswohnungen. In Hamburg geht es wohl bei 33.000 Euro ohne Zuschläge los.
( in London ist das Wohnen teuer, nicht etwa die sonstigen Lebenshaltungskosten, die bewegen sich auch einem ähnlichen Niveau wie in Deutschland)

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