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Datenanalyse: Das ist Norddeutschlands unzuverlässigste Bahnstrecke

Nirgendwo sonst im Norden gibt es so viele Zugausfälle, wie auf dieser Bahnstrecke. Der Fahrplan? Reine Glückssache. Meist fährt dort gar nichts. Diese Woche startet der x-te Versuch eines Neubeginns. Ist eine vorübergehende Stilllegung vielleicht der klügere Schritt für eine effektive Verkehrswende?
Christian Hinkelmann
Auf der Regionalbahnlinie RB76 zwischen Kiel und Oppendorf fährt nur äußerst selten ein Zug (Archivbild)
Auf der Regionalbahnlinie RB76 zwischen Kiel und Oppendorf fährt nur äußerst selten ein Zug (Archivbild)
Foto: Christian Hinkelmann

Ein nagelneuer, aber völlig verwaister Bahnhof. Obwohl hier stündlich ein Zug abfahren soll, verirrt sich niemand auf den Bahnsteig, denn der Fahrplan ist reine Makulatur. Hier kommt selten ein Zug vorbei. Schon seit rund einem Jahr. Verkehrswende in Schleswig-Holstein.

Es geht um die Regionalbahnlinie RB76, die Kiel mit dem Vorort Oppendorf verbindet. Eine ziemlich unbedeutende Strecke. Sie ist mit sieben Kilometern Länge eigentlich nur ein kurzes Teilstück einer viel längeren Bahnverbindung bis zum Schönberger Ostseestrand, auf der es seit vielen Jahrzehnten keinen regelmäßigen Personenverkehr mehr gibt, der in den nächsten Jahren aber wieder aufgenommen werden soll.

Der Regionalbahnverkehr bis nach Oppendorf wurde vor sieben Jahren als erste Zündstufe für dieses Reaktivierungsprojekt in Betrieb genommen. Und als sichtbares Zeichen für die Verkehrswende.

Doch nach einem hoffnungsvollen Start im September 2017 ist von Verkehrswende dort inzwischen keine Rede mehr. Gleich im ersten vollständigen Betriebsjahr (2018) waren die Ausfälle auf der Strecke beachtlich, weiß Arne Oellermann. Er betreibt die Facebook-Seite „Hein Schönberg Streckenblog“, die sich für die Reaktivierung der Gesamtstrecke bis Schönberg einsetzt. Oellermann führt seit Jahren akribisch Buch über Ausfälle auf der Linie. Seine private Statistiken, die auf eigenen Beobachtungen und vom NDR veröffentlichten Livemeldungen basieren, zeigen das Ausmaß schonungslos.

Ausfälle von Anfang an

Im Jahr 2018 kam es demnach an 35 Prozent der Tage zu mindestens einem Ausfall. In den Jahren danach stabilisierte sich der Betrieb vorübergehend – auch durch die Corona-Pandemie. 2021 ging die Zahl der Ausfälle dann wieder spürbar hoch. An mehr als einem Viertel aller Tage gab es demnach mindestens …

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Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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2 Antworten auf „Datenanalyse: Das ist Norddeutschlands unzuverlässigste Bahnstrecke“

Ja, das ist leider wirklich ein Jammer mit dieser Strecke. Erst braucht es ewig, bis einmal am Tag nach „Kiel Schulen am Langsee“ (20 Buchstaben und 3 Leerzeichen) gefahren wurde. Da ist dieser herrlich schöne schleswig-holsteinische Name länger als die Strecke bis dahin. 😅 Dann dauerte es weiter ewig, bis der Stadtverkehr bis Oppendorf verlängert wird. Und jetzt wird es weiter ewig dauern, bis das einzig sinnvolle Ende, nämlich Schönberger Strand erreicht wird. Vorher würde z.B. mir die Strecke gar nichts nützen. Bis dahin bleibt nur Alternative, anderthalb Stunden mit dem Bus durch die Gegend zuckeln oder Auto fahren.
Deshalb sehe ich es auch so: Am besten diese Linie solange dicht machen und durch innerstädtischen Busverkehr abdecken, bis die komplette Strecke reaktiviert ist. Und dafür lieber die anderen Akku-Linien verbessern.

Was sich das auf der RE 76 abspielt, ist sicherlich ein Tiefpunkt.
Insgesamt erinnern mich die Zustände in Deutschland im Moment an das was ich zwischen 2001 bis 2010 in Großbritannien erlebt hatte: die gleichen Probleme, die gleichen Ausreden, nur auf eins konnte man sich dort verlassen: Auf Preissteigerungen zwischen 6 und 15% pro Jahr (dazu ist es in Deutschland zum Glück nicht gekommen.) Letztlich ist es die Privatisierung: Ja die Bundesbahn war bürokratisch, ja es dauerte lange bis etwas umgesetzt wurde, auch hätten die Fahrzeuge öfters modernisiert bzw. ersetzt werden müssen, aber der Betrieb wurde von A bis Z von Fachleuten durchgeführt und war selbst bei Schneesturm idR stabil. Stattdessen wird heutzutage versucht, aus jeder Serviceleistung für die Gesellschaft ein Profitcenter zu machen. Das hat man in der Industrie mit der IT versucht vor 10 Jahren und ist dort krachend gescheitert.
Man kann Infrastruktur nicht privatisieren, das funktioniert einfach nicht und es wird Zeit, das man das auch auf EU Ebene endlich begreift. Wann soll eigentlich die Bahn endlich zum Schönberger Strand fahren und was ist mit dem Bau der Bahn nach Wrist?

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