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Hamburg-Pendler: Woher sie kommen und wie sie fahren

Von wo pendeln die meisten Menschen aus dem Umland nach Hamburg? Welche Verkehrsmittel nutzen sie dabei am häufigsten? Wer hat den weitesten Weg? Und was muss eine Bahnanbindung offenbar mitbringen, damit sie von Berufspendelnden auch wirklich viel genutzt wird? Eine Analyse.
Christian Hinkelmann
Hamburg-Pendler: Von woher kommen sie und wer hat die weiteste Strecke?
Hamburg-Pendler: Von woher kommen sie und wer hat die weiteste Strecke?
Foto: Christian Hinkelmann

7:30 Uhr morgens in Hamburg: Im Hauptbahnhof ist die Hölle los. Im Minutentakt rollen lange Regionalzüge aus allen Himmelsrichtungen ein: Menschenmassen schieben sich über die Bahnsteige und hinauf zu Wandelhalle und Südsteg. Hektik, Enge, Zeitdruck. Schnell noch einen Kaffee auf die Hand, dann geht’s weiter Richtung Büro oder zur U-Bahn.

Szenenwechsel: die Autobahn A7, Schnelsen. Stau. Stoßstange an Stoßstange. Kilometerweit. Bis zum Elbtunnel. Zwangspause. Das Radio zelebriert unerträglich gute Laune. Immerhin sitzt man bequem und allein.

Ganz Hannover pendelt von und nach Hamburg

Ein ganz gewöhnlicher Morgen für die rund 380.000 Menschen, die jeden Tag mit der Bahn, dem Auto, per Schiff oder mit dem Rad in die zweitgrößte Metropole Deutschlands pendeln. Der Großteil kommt direkt aus dem Umland, doch nicht wenige pendeln über viel größere Entfernungen an die Elbe. Zusätzlich verlassen täglich etwa 150.000 Hamburgerinnen und Hamburger ihre Stadt, um in umliegenden Gebieten zu arbeiten.

Um die Zahlen etwas greifbarer zu machen: Zusammengenommen sind das ungefähr so viele Menschen, wie in Hannover leben. Jeden Tag pendelt also fast ganz Hannover über die Hamburger Landesgrenze. Ein beeindruckender Verkehrsfluss, der wie Blut durch Adern fließt. Die dicken Adern sind die großen Bahn- und Autobahnstrecken, die sternförmig von Hamburg ins Umland führen. Innerhalb der Stadt verästeln sie sich zu vielen feinen Adern, die den Stadtstraßen, U- und S-Bahnlinien entsprechen.

Woher kommen die meisten und die wenigsten Hamburg-Pendlerinnen und -Pendler? Mit welchen Verkehrsmitteln sind sie am häufigsten unterwegs? Und wo leben die Menschen mit dem weitesten Arbeitsweg nach Hamburg.

NAHVERKEHR HAMBURG liefert Zahlen, Hintergründe und Einordnungen.

Vorab ein wichtiger Hinweis: Sämtliche Daten stammen von der Bundesagentur für Arbeit aus dem Jahr 2022 und von der Hamburger Verkehrsbehörde. Sie umfassen alle sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die ihren Arbeitsplatz in Hamburg und ihren Erstwohnsitz außerhalb der Stadt haben. Wie oft diese Menschen tatsächlich zu ihrem Arbeitsplatz fahren oder aus dem Homeoffice arbeiten, geht aus den Zahlen nicht hervor. Aus Gründen der Übersichtlichkeit bezeichnen wir sie im folgenden Text pauschal als pendelnde Personen.

Der Kreis Pinneberg ist Spitzenreiter

Die meisten Berufspendlerinnen und -pendler kommen aus dem Landkreis Pinneberg nach Hamburg. Rund 29 Prozent der etwa 53.300 Menschen fahren mit Bahn und Bus – ein guter Wert, der wohl hauptsächlich an der vergleichsweise guten Regionalzugverbindung von Elmshorn und vor allem an der S-Bahn von Pinneberg und Halstenbek nach Hamburg lie…

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Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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9 Antworten auf „Hamburg-Pendler: Woher sie kommen und wie sie fahren“

Ich bin ja mal gespannt, ob sich die Situation mit einem 10-Minuten-Takt auf der S4 irgendwann in den 2030ern so grundlegend ändern wird? Ein 9-Wagen-S-Bahn-Zug hat meiner Meinung nach weniger Platz als die gegenwärtigen Dostos der RB und RE. Kritisch wird das dann vor allem, wenn wie geplant in absehbarer Zukunft die Dostos durch die neuen 490er ersetzt werden sollen, bei Beibehaltung des Halbstundentakts. Da sehe ich die Gefahr, dass ein Großteil der noch verbliebenen Fahrgäste auch wegfallen werden.
Dazu entfällt der Vorteil z.B. der S3, immer vom gleichen Abfahrtsort (hier Pinneberg) und damit mit annähernder Gleichverteilung zu fahren. Wandsbeker werden versuchen, möglichst die drei Rahlstedter Einsetzerzüge pro Stunde zu nutzen, was dann wieder auf ein „Merken der Abfahrten“ herauslaufen wird. Am Schlechtesten wäre es, wenn der Oldesloer Zug pro Stunde genau die nachfragestärkste Fahrt für Hamburger Fahrgäste in der HVZ belegt. Dazu kommen die wohl schlecht verteilten Zugänge, die sich, wie mir bekannt ist, meist stadteinwärts vorn befinden werden. Da ist Tonndorf mit Zugang etwa in Zugmitte noch eine der Ausnahmen.

Die Quote der ÖPNV-Nutzung von 18 % der Stormarner Pendelnden ist vergleichsweise niedrig, obwohl die zweitgrößte Stadt Stormarns einen S-Bahn-Anschluss hat. Und die größte Stadt Stormarns hat eine schnelle Regionalzugverbindung nach Hamburg. So schlecht ist die RE80/RB81 gar nicht!

Der wahre Grund für die enttäuschende Quote ist nicht ein unzureichendes ÖPNV-Angebot, sondern es sind die vergleichweise guten Straßenverbindungen, vornehmlich die Autobahnen 1 und 24, über welche den Pendelnden schnell, sicher und bequem das Zentrum von Hamburg erreichen. Ich weiß nicht, ob eine S4 an der Quote viel ändern wird.

Davon abgesehen, dass ein „so schlecht ist die Linie XY nicht“ nicht zum Wechsel zum ÖPNV ausreicht und für die Verkehrswende zu wenig ist:

Als leidgeprüfter Nutzer der RB81 muss ich Ihnen auch widersprechen. Es gibt bei dieser Verbindung keinen Tag, an dem alle Züge pünktlich, mit vernünftig gewartetem Wagenmaterial und zuverlässig fahren.

Kurze Anmerkung zu Frank: sehe ich auch so, die Binnenpendler fehlen. Sind aber m.E. hier nicht Teil der Betrachtung, geht ums Umland. Allerdings würde ich Zahlen zu den Binnenpendlern auch gern lesen, so es sie gibt.
Mich würde weiter interessieren, was ÖPNV-Verbesserungen in der Vergangenheit gebracht haben, sprich wieviel weniger Auto, wie viel mehr ÖPNV. Zum Beispiel die Auswirkungen der Verlängerung der S3 nach Stade. Wie war da die Fluktuation? Hat die Verlängerung auch völlig neue Klientel angezogen? Öfter zum Einkaufen nach HH… Das könnte man sicher hochrechnen auf zu erwartende Veränderungen bei ÖPNV Verbesserungen, macht man vielleicht auch schon.
Ich denke jedenfalls, kurz- und mittelfristig ist der ÖPNV nicht unfroh über Autopendler.

Die Leute aus dem Kreis Harburg und Stade fahren vermutlich auch zu einem großen Teil zu Airbus. Da kommt man mit dem ÖPNV schlecht oder zumindest nicht besser als mit dem Auto von der Seite hin.

Generell ist das Problem in Hamburg meiner Meinung nach, dass der ÖPNV zu sehr auf das Hamburger Zentrum ausgerichtet ist. Wenn jemand aus Pinneberg nach Hamburg Nord, z.B. zum Flughafen zum Arbeiten will, wird der oder die eher nicht die Bahn nehmen um erstmal in die Stadt und dann wieder raus zu fahren. Und auch zum Airbus Gelände kommt man von Pinneberg aus vermutlich schneller mit dem Auto, selbst wenn Stau ist.

Ich bin etwas entsetzt darüber, wie gering die Öffiquote ist, wenn 29% schon ein guter Wert sein soll. Wenn bei diesem Wert die Öffis schon aus allen Nähten platzen, aber es immer noch bequemer ist, mit dem Auto zu fahren, sagt das viel über die Verteilung der Kapazitäten auf die Verkehrswege, die sich dringend zu Gunsten des Umweltverbundes Umverteilung werden muss.

Was nützen Kapazitäten, wenn es niemand gibt, der die zusätzlichen Züge und Busse fährt? Ein Bahn-Boss gab Freitag zu, dass bei der Arbeitsmarktlage schon zehn Prozent mehr Personal nicht mehr aufzutreiben seien. Wer soll dann bitte die Züge für den Deutschlandtakt oder die Verdoppelung der Fahrgastzahlen fahren? Leute aus der Praxis wussten schon lange, dass solche Versprechungen völlig von der Realität entkoppelt waren und sind.

Wenn Sie bei dieser Rechnung mit der Stadt Hannover mal hinkommen…
Es fehlen Studenten, Beamte, Soldaten und die vielen Menschen mit nicht sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen.
Zudem fehlen die „Binnenpendler“, die von Poppenbüttel nach Altona, von Neugraben nach Bergedorf und anderswohin fahren.
Touristen, Menschen die Umsteigen, zum Flughafen oder auf Kreuzfahrt wollen und deren eigentliches Ziel gar nicht unsere Hansestadt ist.

Mit ihren und diesen Überlegungen merkt man schnell, da kommt was auf uns zu. Und Bahn oder Straße stehen jeden Tag erneut vor dem Kollaps. Aber keine Panik! Es wird ganz schnell viel besser. Pünktlich 2045 ist alles fertig…

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