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Nagelneu und schon verlottert: S-Bahnhöfe Elbbrücken und Ottensen

Zwei fast baugleiche U- und S-Bahnhöfe an den Hamburger Elbbrücken: einer blitzsauber, der andere schmuddelig. Was macht die Hochbahn in puncto Reinigung dort anders als die Deutsche Bahn? Und warum ist auch der erst vor wenigen Monaten neu eröffnete S-Bahnhof Ottensen bereits so verlottert? Nachfrage bei den Verantwortlichen.
Katrin Wienefeld
Kein Ort zum Verweilen. Die Zugänge zum S-Bahnhof Elbbrücken an der Zweibrückenstraße sehen schauderhaft aus.
Kein Ort zum Verweilen. Die Zugänge zum S-Bahnhof Elbbrücken an der Zweibrückenstraße sehen schauderhaft aus.
Foto: Christian Hinkelmann

„Wie aus einem Science-Fiction-Film“, „filigran“ und „modern, wie die HafenCity sich zeigen will“ – die Worte waren groß als vor knapp vier Jahren, Mitte Dezember 2019, der neue S-Bahnhof an den Elbbrücken in Hamburg mit einem Jahr Verspätung endlich eröffnet wurde. Einen Glaspalast hatte die Deutsche Bahn da ans Elbufer gestellt. Eine Nahverkehrs-Kathedrale mit einem 90 Meter langen gewölbten Glasdach, das über Gleisen und Bahnsteigen schwebt. 70 Millionen Euro teuer. Fast doppelt so viel wie ursprünglich geplant. Entworfen vom Star-Architektenbüro gmp, das auch für den benachbarten U-Bahnhof Elbbrücken, den Berliner Hauptbahnhof und die neueren Terminals am Hamburger Flughafen verantwortlich war.

Doch nur wenige Jahre nach der Eröffnung scheint der Glanz verblasst. Die neue Vorzeigestation macht einen schmuddeligen Eindruck: Das ikonische Glasdach ist verdreckt, die Fensterscheiben siffig, die Zugänge an der Zweibrückenstraße mit Graffiti beschmiert, an den nackten Betonwänden vor den Bahnsteigzugängen hängen wild verlegte Kabel. Und die deutlich sichtbaren Schäden von einem Großbrand unter der Brücke vor mehr als einem Jahr sind bis heute nicht beseitigt. Alles wirkt provisorisch und wie auf einer Baustelle.

Bemerkenswert ist dabei der direkte Vergleich mit der benachbarten U-Bahn-Station Elbbrücken, die nur einen Steinwurf entfernt liegt, im gleichen Stil erbaut wurde, ähnlich alt ist und im Gegensatz zum S-Bahn-Bereich wie aus dem Ei gepellt wirkt. Sauber geputztes Glasdach, ordentliche Eingänge, kein Dreck, kein Schmutz. Ein Unterschied wie Tag und Nacht.

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Katrin Wienefeld arbeitet als freiberufliche Journalistin in Hamburg. Sie kennt ihre Heimatstadt als Autorin von Stadtführern aus dem Effeff, schreibt außer über Mobilität und Stadtplanung viel für evangelische Medien und würde nur aus einem Grund auf ihr geliebtes Fahrrad als Fortbewegungsmittel verzichten: Wenn es möglich wäre, durch Alster, Elbe und Bille von A nach B zu schwimmen.

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12 Antworten auf „Nagelneu und schon verlottert: S-Bahnhöfe Elbbrücken und Ottensen“

Als ich Ottensen das erste mal benutzt habe viel mir als erstes der Fußbodenbelag auf. Der sieht ziemlich billig aus, und schlecht gemacht aus. Zum Teil war er bereits etwas wellig, und dass die Pfeiler des Bahnsteigdaches anscheinend nachträglich eingesetzt wurden (wie auf dem einem Foto gut zu sehen and der schwarzen Teer-Umrandung des Flicken) ist auch komisch. Da würde es mich überhaupt nicht wundern wenn der in wenigen Jahren neu gemacht werden muss…

Man soll nicht naiv sein: der Bahn ist das Thema egal. Tatsächlich ist die Politik unfähig, einzuschreiten. Ottensen ist bis heute nicht fertig und wird es in den nächsten Jahren auch nicht werden. Aber wenn Tjierks meint, dass er sich die Bahn nicht zum Feind machen will und sich daher zuruexk haelt, dann weiss man auch welche Macht die Bahn hat. Der Vertrag über die S Bahn muss so schnell wie moeglich gekündigt werden und die Hochbahn übernehmen.

Yep, ich sehe ich ähnlich. Die DB ist ein Bundesunternehmen, da sollte es doch möglich sein dass eine rot-grüne Landesregierung mal mit der rot-grün-gelben Bundesregierung redet, und sagt so geht es nicht.

Oder am besten: der DB AG einfach die S-Bahn abkauft. Die Hamburger S-Bahn ist nun wirklich betrieblich fast 100% getrennt vom Rest der DB. Eigentlich ähnlich wie die AKN, und da klappt das ja auch. Und der Preis sollte den eigenwirtschaftlich erbrachten Einnahmen der S-Bahn-Hamburg entsprechen – sprich 0€.

Die Hochbahn könnte mehr Sauberkeit, würde aber im Betrieb scheitern, weil die Bahn sie ausbremsen würde: Man muss nur andere Bahnunternehmen fragen, wie sie im Betriebsalltag von der Bahn behandelt werden! Die Deutsche Bahn würde eine Hochbahn-S-Bahn an den Systemwechselstellen in Neugraben, Ahrensburg und Pinneberg nachrangig behandeln. Täglich würde das Netz weiter unter Störungen leiden. Das Problem bleibt die DB und das, was ich als inzwischen fahrgastverachtende Mentalität im Unternehmen sehe!

Die Bahnreform sollte einst die „Bahnbeamten-Mentalität“ vertreiben. Mitarbeiter wurden damals tausendfach zu solchen Gruppen-Coachings geschickt! Doch die haben schnell gemerkt, dass den neuen Führungskräften die Kunden sogar noch egaler sein mussten als früher. Heute schlimmer als zu Bundesbahnzeiten! Die schlechte Grundstimmung hat alle intern erfasst, so dass selbst mutige Vorstände wie Nagel dagegen machtlos sind! Ohne eine völlige Neuaufstellung wird es die Verkehrswende by Bahn nicht geben. Das Unternehmen ist im Innern gescheitert, weil der Kunde aus dem Blick verloren wurde.

Kapiert die Behörde das? Dann müsste sie ernsthafte Alternativen entwickeln. Der VET wäre die Jahrhundert-Chance, die S1 und wohl am besten die S2 als metroähnliche Linien voll in den Stadtverkehr zu integrieren und sich so einen Teil Kontrolle zurückzuholen. Aber die Kosten wären sehr hoch und wahrscheinlich fehlt dafür die politische Manpower. Also null Chance auf Besserung. In in ein, zwei Jahren wird der Frust über die S-Bahn und die DB so hoch, dass die ÖPNV-Wende einfach verpufft. Niemand mit Verstand wird sich dieser schlechten Beförderungsqualität dauerhaft aussetzen. Zwischen November und April sind solche Stationen ab 18 Uhr NoGo-Areas.

Weder im Artikel noch in den bisherigen Kommentaren wird auf die Hauptursache eingegangen. Die Verschmutzungen werden als selbstverständlich hingenommen und schuld soll die unzureichende Reinigung sein.

Aber ich werde es nie hinnehmen, dass wohl von einer relativ kleinen Gruppe unserer Gesellschaft diese gravierenden Verschmutzungen und Sachbeschädigungen ausgehen. Wenn es wirklich politisch gewollt wäre, könnte man gegen dieses höchst asoziale Verhalten wirkungsvoll vorgehen. Es handelt sich dabei nicht um ein „Kavaliersdelikt“, sondern beschneidet die Lebensqualität vieler Menschen (Stichwort vom Autor des Artikels: „Gruseliger Angstraum“).

Ein sehr richtiger Kommentar, der allerdings einen Aspekt übersieht. Natürlich ist es nur eine verschwindend kleine Minderheit, die für die Beschädigungen (Graffiti etc.) verantwortlich ist.

Auf der anderen Seite ist es aber auch eine Mentalitätsfrage, wie der Deutsche mit öffentlichen Eigentum umgeht. Da wir die halbleere Flasche stehengelassen, wenn der Müllbehälter voll ist, wird der Müll danebengeworfen usw. Und wenn es dann schon vermüllt aussieht, macht sich der nächste auch keine Mühe mehr, die eigenen Hinterlassenschaften mitzunehmen.

Wer einmal in Tokio oder Seoul mit der U-Bahn unterwegs war, sieht dass es auch anders geht. Kein Mülleimer weit und breit aber auch kein Müll, „man“ packt den eigenen Müll einfach ein und entsorgt ihn dann zu Hause oder wenn der nächste Mülleimer auftaucht. Und kein Graffiti weit und breit.

Aber es geht auch noch schlimmer als in Hamburg. Im Vergleich zur S- Bahn und Metro in Kopenhagen sieht es bei uns noch ganz ok aus, die Nachlässigkeit liegt dort auf einem ganz anderen Level. Die Füße fast grundsätzlich auf der gegenüberliegenden Bank abgelegt und Müll allerorten. Saturierte Wohlstandsgesellschaft.

Ichhabe auch den Eindruck, dass die Bahn , wenn sie saniert, renoviert, neu baut, nie etwas völlig zu Ende bringt. Bauzäune bleiben stehen, Kabel hängen in der Gegen rum u.a.. Außerdem scheint es mit der Planung nicht sprecht zuklappen. Als Beispiel sei die Station Stadthausbrücke der S-Bahn genannt. Nachdem , gefühlt, Jahrzehnte lang die Station saniert wurde – real waren es nur einige Jahre- schienen nun die Arbeiten beendet. Wenige Wochen später, wurden dann die Rolltreppen rausgerissen und erneuert. Hätte das nicht während der allgemeinen Bauarbeiten erfolgen können? Auch das gehört zu den Fragen die wohl offen bleiben werden. Ich hatte mal vorgeschlagen, Planungen und Bau des schienengebundenen ÖPNV generell der Hochbahn zu übertragen.

Haben Sie Ihren Senator einmal gefragt, warum er sich das alles von der Bahn bieten lässt? Tjarks will die Leute auf die Bahn zwingen, aber gleichzeitig zeigt er täglich, dass es ihm völlig egal ist, welch unwürdige Beförderung die Menschen da erdulden müssen. Und wenn es ihm nicht egal ist, dann zeigt er, dass die Politik gegen die Bahn machtlos ist! Learning: Nur als Autofahrer muss man sich diesen Dreck nicht antun.

Wäre es nicht wirklich sinnvoll, dass die nur von der S-Bahn genutzten Stationen bzw. Stationsteile (sicher in z.B. Hbf oder Dammtor schwer zu trennen) aus der DB Station & Service ausgegliedert und direkt der S-Bahn Hamburg GmbH übereignet und ihr auch das Servicepersonal entsprechend zugeordnet werden? Dann bestände zumindest (m.M.) eine analoge Situation zur Hochbahn. Zudem sollte die S-Bahn mit der Hochbahn bezüglich des Vorgehens für eine effektiven Reinigung in Erfahrungsaustausch treten. Das sind doch bestimmt keine Betriebsgeheimnisse. Außerdem müssten ja Stadt und >hvv auch ein Interesse an sauberen Stationen haben. Und ich vermute, dass die S-Bahn mit dieser gegenwärtigen Situation auch nicht zufrieden ist.
Was die baulichen Bedingungen betrifft, sind natürlich blanke und große Betonflächen eine Einladung zu Graffitischmierereien. Da sollte nachgebessert werden. Das Beispiel Elbbrücken zeigt ja, dass die Verklinkerung bei der U-Bahn-Station a) viel schöner aussieht und b) offenbar Schmierfinken weniger anzieht (plus natürlich ein effektive Reinigung). Wenigstens scheint ja wohl meine Idee mit einem „organisierten Gegengraffiti“ für Ottensen nun auf fruchtbaren Boden zu fallen, wenn ich den Text richtig verstehe. ☺️ Wenn das erfolgreich sein sollte, kann so ein Konzept auch an andere Stationen umgesetzt werden.

PS: Liebes NAHVERKEHR HAMBURG Team, bleibt bitte auch an den „gigantischen“ Verzögerungen beim AKN-Ausbau, und den bei der S4 genauso zu erwartenden, dran!

Vielen Dank für diesen ernüchternden Bericht und dafür, dass Ihr regelmäßig über diese traurigen Zustände berichtet! (Noch trauriger ist allerdings, dass ihr darüber regelmäßig berichten müsst!)

Leider entsprechen die hier beschriebenen Zustände von S- und U-Bahnhof meinem Eindruck nach dem generellen unterschiedlichen Zustand der Bahnhöfe und der Bahn-Infrastruktur von S-Bahn und Hochbahn hier in Hamburg.
Beispiele, wie die S-Bahn ihre Anlagen verloddern lässt, gibt es genug – man schaue sich nur die Tunnelbahnhöfe südlich der Elbe an, die schon seit Jahren in einem erbärmlichen Zustand sind und durch die halbherzigen Renovierungen noch schlimmer als vorher aussehen. Das einzige, was diese Bahnhöfe regelmäßig bekommen, sind warme Worte von der S-Bahn-Leitung, die dann ebenso regelmäßig verpuffen.
Die Aufgänge der Bahnhöfe Holstenstraße und Sternschanze sind ebenfalls immer schmuddelig und verdreckt.

Und wenn die S-Bahn mal etwas an der Infrastruktur tut, wird gefühlt keine der Sanierungsmaßnahmen vollständig abgeschlossen; Beispiel: der Zaun an der S21 nach Bergedorf.
Laut S-Bahn-Homepage sollen die Arbeiten dafür schon 2021 !! abgeschlossen gewesen sein.
Als ich vergangenes Wochenende dort unterwegs war, sah ich Höhe Tiefstack immer noch Lücken im Zaun, und die gelagerten Zaunelemente waren schon von Pflanzen überwuchert, gammeln also auch schon länger vor sich hin.

Ein Doppelleben führt die S-Bahn-Station Hammerbrook: Der nördliche Ausgang, der zufällig direkt zur S-Bahn-Zentrale führt, ist fast immer in einem guten, sauberen Zustand. Der südliche Ausgang hingegen – nun ja.

Spannend wäre noch zu erfahren, was der hvv zu diesem traurigen Zustand der Bahnhöfe sagt. Vom Verkehrssenator ist da ja eher wenig Interesse oder gar Druck zu erwarten, da sich dessen Kern-Geschäftsgebiet auf Eimsbüttel zu beschränken scheint.

Ein sauber und gründlich recherchierten Bericht, sehr lobenswert dass nahverkehrhamburg.de hier den Finger in die Wunde legt und das Versagen der DB bei der Reinigung und Unterhaltung dieser beiden neuen Stationen schonungslos aufzeigt.

Ebenso wie die Sauberkeit der Stationen lässt die S-Bahn Hamburg auch die aggressive Bettlei in den Zügen immer weiter ausufern, während die Hochbahn dieses Problem offensichtlich im Griff hat.

Ich kann allen Kommentatoren nur zustimmen. Sauberkeit ist bei der S-Bahn im Vergleich zu Hochbahn eine Katastrophe.
Gründe sind sicherlich eine organisierte Verantwortungslosigkeit im DB-Konzern.
Generell würde ich langfristig einen Wechsel der S-Bahn zur Hochbahn favorisieren. Mit der DB, so wie sie zur Zeit organisiert ist, wird das nichts.

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