Als der Bau der HafenCity vor rund 20 Jahren begonnen hatte, spielten Fahrräder in der damaligen Verkehrsplanung kaum eine Rolle. Radwege auf den Bordsteinen wurden damals längst nicht überall eingeplant, Radfahrstreifen auf den Fahrbahnen gab es sogar gar nicht.
Und selbst die dürftigen Radwege, fielen teilweise schon kurz nach ihrem Bau dem Autoverkehr zum Opfer. So wurde beispielsweise im Jahr 2007 die Hauptachse zwischen Speicherstadt und HafenCity – die Straße Am Sandtorkai – vierspurig für den Autoverkehr ausgebaut, wofür ein nur wenige Jahre alter Radweg auf mehreren hundert Metern ersatzlos wegfiel (siehe hier und hier).
Der fließende Autoverkehr genoss damals höhere politische Priorität – angefangen beim damaligen rot grünen Senat, der die HafenCity-Planung bis 2001 anschob, über die CDU-FDP-Schill-Partei-Koalition, unter der der Bau des neuen Stadtteils startete, bis hin zur CDU-Alleinregierung ab 2004, unter der die Entscheidung fiel, den Radweg Am Sandtorkai teilweise wieder abzureißen.
Historische Kurskorrektur
Vor diesem Hintergrund kann man es durchaus als historische Kurskorrektur beschreiben, dass der vierspurig fließende Autoverkehr Am Sandtorkai gestern auf ganzer Länge zumindest eine Spur wieder zurückgeben musste. Quasi eine Rolle rückwärts nach 14 Jahren – zumindest vorübergehend.
Arbeiter markierten nämlich gestern auf der Nordseite der Straße mit gelber Farbe eine Fahrspur für den Radverkehr ab – auf ganzer Länge zwischen dem Spiegel-Verlagsgebäude an der Oberbaumbrücke bis kurz vor den U-Bahnhof Baumwall. Radfahrende haben dort in Zukunft eine 2,80 bis 3,73 Meter …
6 Antworten auf „Neuer Pop-Up-Radweg in HafenCity: Das sind die Vor- und Nachteile“
Wäre tatsächlich mal interessant zu wissen, wie sich diese Kosten aufschlüsseln. Könnte Nahverkehrhamburg da mal nachhaken?
Die waren bei den anderen “Pop-Up”-Radwegen auch schon auffallend hoch.
Schon wieder so eine Showeinlage unseres Verkehrssenators. Warum nicht konsequent in beiden Fahrrichtungen einen Radweg abmarkieren? Der darf dann aber nicht zum Halten von Lieferfahrzeugen genutzt werden, wozu dieser Radweg am Sandtorkai geradezu einlädt, da es sich hier nicht um eine protected Bikelane handelt.
Viel wichtiger wäre die Bestandsradwege, davon gibt es in Hamburg deutlich mehr als die meisten annehmen, Instand zu setzen und zu pflegen (Grünschnitt, Kehren, Schlaglöcher ausbessern usw.). Dann könnte man mit relativ wenig Geld deutlich mehr erreichen als mit den groß propagierten Velorouten, die a) nicht fertig werden, b) nicht die Hauptverkehrsströme aufnehmen und c) wo sie denn fertig sind (Chemnitzstraße auf der Veloroute 1) nicht beschildert sind. Statt aufweniger Velorouten und propagandistischer Pop.up-Bile-Lanes sollten wenig befahrene Nebenstraßen zu Radvorragstraßen erklärt und entsprechend beschjildert werden, so dass RAdler nicht gezwungen sind, von den viel zu schmalen Radwegen längs der Hauptverkehrsachsen auf die Straße auszuweichen, wo sie sich, und andere gefährden.
Es ist gut mehr für den Radverkehr zu tun. Zu lösen ist aber auch die Frage, wie RAdfahrstreifen und Busverkehr konfliktfrei miteinander auskommen können. Hier braucht der Bus – wenn er pünktlich bleiben soll – einen Vorrang, d.h. Radfahrer müssen stoppen, wenn ein Bus an die Haltestelle fährt. Hier wäre eine Haltelinie auf der Radstreifen auch eine pop up Maßnahme. Bessere Ideen sind willkommen
Ja, das treibt mich als ÖPNV-Nutzer auch schon länger um.
Was in Hamburg fehlt, ist eine von Politik, HVV und Verkehrsunternehmen forcierte Kampagne für mehr Respekt dem ÖPNV gegenüber. (Das wäre im Senat eigentlich der Part der SPD.) Bezüglich des Radverkehrs wurde ja inzwischen ein Umdenken bei größeren Teilen der Bevölkerung erreicht. Aber die Hauptlast für einen umweltfreundlichen Verkehr erbringt immer noch der ÖPNV. Nicht jede oder jeder kann oder will Rad fahren.
Und an diesem Respekt fehlt es leider nicht nur bei Autofahrer*innen, die die Busse nicht aus der Bucht lassen oder sich vor den Bus drängeln und ausbremsen, sondern auch bei Radfahrer*innen, die die Busse eben auch ausbremsen, manchmal sogar regelrecht demonstrativ. Ob da Frust im Spiel ist? Aber dadurch wird nicht umweltschädliches Autofahren behindert (die können an den Rädern immer noch vorbei), sondern nur der umweltfreundliche ÖPNV, der eigentlich Partner sein sollte.
Diesem Problem wird in Hamburg meiner Meinung nach zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet.
Ich wollte mich ja eigentlich freuen über solche Nachrichten… Aber warum ist der Weg nur auf einer Seite komplett markiert worden? Ist das eine Platzfrage oder sind da die Verantwortlichen mal wieder halbherzig an die Sache herangegangen und hatten Angst dem Autoverkehr in beiden Richtungen auf voller Länge eine Spur wegzunehmen?
Ich freue mich sehr über diese Maßnahme. Was mich allerdings wundert ist, dass dieses Provisorium 182.000 Euro gekostet haben soll. Das kann doch nicht richtig sein – oder? Wenn doch, gibt es dafür eine grobe Aufschlüsselung? Ansonsten klingt mir das leider wie ein perfektes Argument zu Ungunsten von Pop-Up-Radwegen.