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Streik im HVV: Wie Sie trotzdem ans Ziel kommen und warum dies der Verkehrswende hilft

Neuer Streik legt am Freitag in Hamburg und Umland U-Bahnen und Busse lahm. Ein On-Demand-Shuttledienst könnte ebenfalls betroffen sein. Diese Unternehmen werden im HVV bestreikt, diese Alternativen gibt es und das kosten sie, so sind Entschädigungen für Fahrgäste geregelt und deswegen könnte der Streik für die Verkehrswende eine gute Sache sein.
Christian Hinkelmann
Ein verwaister Bahnsteig im U-Bahnhof Überseequartier in Hamburg.
Ein verwaister Bahnsteig im U-Bahnhof Überseequartier in Hamburg.
Foto: Christian Hinkelmann

Sie hören einfach nicht auf: die Streiks im Mobilitätssektor. Kaum ist der GDL-Streik bei der Bahn vorbei, kommt am Freitag der nächste Arbeitskampf im öffentlichen Nahverkehr. In rund 80 Städten sollen Busse, U-Bahnen und Straßenbahnen stillstehen, weil die Gewerkschaft Verdi zum Streik aufgerufen hat.

In Hamburg sind vom ÖPNV-Streik die Hochbahn und die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) betroffen. Dazu kommen noch zahlreiche weitere Busunternehmen in Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Auch ein On-Demand-Shuttledienst wird möglicherweise betroffen sein. Damit ist absehbar: abseits der Schienen wird am Freitag im HVV nur sehr wenig fahren wird.

NAHVERKEHR HAMBURG gibt einen Überblick:

  • Bei welchen Unternehmen genau gestreikt wird
  • Welche alternativen Mobilitätsangebote es innerhalb Hamburgs gibt und was sie kosten
  • Ob HVV-Kundinnen und Kunden Entschädigungen verlangen können
  • Wieso die vielen Streiks der Verkehrswende helfen könnten

Wann und wo genau im Norden gestreikt wird

In Hamburg werden die beiden größten Verkehrsunternehmen der Stadt bestreikt: die Hochbahn und die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH). Damit sind voraussichtlich also quasi alle Buslinien in Hamburg betroffen und die U-Bahn. Der Streik soll laut der Gewerkschaft Verdi am Freitagmorgen um 3 Uhr beginnen und 24 Stunden andauern – bis Samstagfrüh. Damit werden auch die Nachtbusse und der Nachtverkehr der U-Bahn in der Nacht zum Samstag betroffen sein.

Ferner sollen in Schleswig-Holstein die Mitarbeitenden der Kreisverkehrsgesellschaft Pinneberg (KViP), der Kieler Verkehrsgesellschaft (KVG), der Lübecker Stadtwerke Mobil, des Stadtverkehrs Neumünster und von AktivBus in Flensburg streiken.

Bei den privaten Busunternehmen im Norden sind alle Angestellten aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Dazu gehören unter anderem Autokraft (in Nordfriesland, Flensburg, Rendsburg, Kiel, Segeberg, Bad Oldesloe, Eutin, Heiligenhafen, Lübeck), Transdev (in Husum, Bredstedt, Rendsburg), Elite Traffic, Stambula Bustouristik in H…

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Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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7 Antworten auf „Streik im HVV: Wie Sie trotzdem ans Ziel kommen und warum dies der Verkehrswende hilft“

Vielen Dank für den schönen Artikel und auch für die Kommentare. Beim GDL-Streik wurde ja vielfach suggeriert, es sei ein Privatkrieg des GDL-Vorsitzenden gegen die Bahn. In Tat und Wahrheit haben die Verkehrsunternehmen nur eine Chance Mitarbeiter zu gewinnen, wenn sie die Arbeitsbedingungen den Arbeitsanforderungen anpassen. Vor 1918 gab es keinen Achtstundentag, aber die Arbeit hatte für die Mehrheit der Arbeiterschaft einen anderen Charakter als heute. gerade im Verkehrssektor liegen die Anforderungen (ausser bei den Kupplungsarbeiten im Güterverkehr) vor allem im Bereich Aufmerksamkeit und Reaktionsvermögen. Viel mehr als bei der Bahn sid Busfahrer im Straßenverkehr gefordert. Ausgleichszeiten und kürzere Arbeitszeiten könen dies nur zu einem Teil erleichtern. Unvermeidlich ist der Schichtbetrieb, und wie ich aus dem Gesundheitssektor kenne, ist das für viele Beschäftigte kurzfristig kein Problem, vor allem für junge Leute. Es ist aber ein schleichendes gift, welches an den Kräften zehrt und für viele auch Reduktion sozialer Kontakte bewirkt. Von Arbeitsmedizinern wird von Schichtbetrieb ab dem 50. Lebensjahr abgeraten, daran orientieren sich auch Empfehlungen einzelner Berufsgenossenschaften. Eine neu veröffentlichte Studie will gefunden haben, dass kognitive Defizite noch acht Jahre nach Nachtschichtarbeit nachweisbar sind. Zumindest sollten Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten für Schichtarbeitende grosszügig nachgebessert werden. Unaufmerksame und unkonzentrierte Busfahrerinnen und Busfahrer kann niemand wollen. Der Kostendruck bei den Verkehrsunternehmen ist nicht zu bestreiten, was aber nicht in Ordnung ist, den Druck durch ungünstige Arbeitsbedingungen auf die Beschäftigten abzuwälzen. Bei der DB geht das Angebot, die Arbeit vielleicht in einigen Jahren um eine Stunde zu verringern, und das nur bei Verzicht auf Gehaltserhöhung und nur, wenn sich genügend Nachwuchs findet, in die entgegengesetzte Richtung. Zu solchen Konditionen wird sich nicht genügend Nachwuchs finden.

Das Verdi jetzt die Chance der Knappheit an Arbeitskräften nutzt, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern ist nur allzu fair. Nur so wurden durch Gewerkschaften in den vergangenen hundert Jahern ein sozialpolitischer Fortschritt (bezahlter Urlaub, Überstundenbezahleung, Lohnfortzahlung im Krankeitsfall) durchgesetzt. Aber auch die Hochbahn muss sich an die eigene Nase fassen: Durch das Sub-Sub-Modell der Beschäftigung von Billig-Busfirmen hat man selber einen massiven Beitrag ur Erodierung der Arbeitsbedingungen beigetragen. Und zu einem modernen Betrieb gehört auch die Arbeitnehmer für den strukturellen Wandel zu motivieren und mitzunehmen. Wenn dauernd über autonomes Fahren und Züge ohne Lokführer geschwafelt wird, dann bleibt es nicht aus, dass sich keiner für einen Job interesseirt, der ja in 5-10 Jahren durch den angeblichen technischen Fortschritt wegrationalisiert wird. Und ein Lob für Herrn Weselsky: Ohne den Arbeitskampf der GDL hätte Verdi sicher weniger Rückgrat bewiesen.

Ich sehe auch in der Verbesserung der Arbeitsbedingungen langfristig eine Chance den ÖPNV zu verbessern und davon profitieren wir alle. Für gute Arbeit , gutes Geld von dem man auch in einer Großstadt leben kann.

Also was die Ich denke was mal interessant wäre, wäre eine detaillierte Übersicht über Theorie und Praxis bei der Arbeit der Hochbahn und VHH (und S-Bahn). Was die vermeidlichen ’schlechte Arbeitsbedingungen‘ angeht kann man dass gerade in Zeiten wo die Arbeitslosigkeit relative gering ist an den offenen Stellen ablesen – bzw. bei ÖPNV-Unternehmen bei den Ausfällen durch fehlendes PÜersonal und die Gesamtzahl der Überstunden.

die Geschäftsmodelle auch der Verkehrsunternehmen sind eben aus einer Zeit als es mehr Jobsuchende gab als offene Stellen. Anstatt die Rahmenbedingngen zu verbessern und das hätten die Verkehrsunternehmen schon seit Jahren Schritt für Schritt umsetzen können – wollen die einfach weitermachen mit den gleichen Angeboten an die Mitarbeiter wie bisher. Nur es gibt für Arbeitssuchende Alternativen heutzutage.
Fairerweise muß man aber auch sagen, daß das ja nicht die Verkehrsunternehmen betrifft. Es ist doch absurd, daß es zu wenig Pflegekräfte gibt gleichzeitig aber nur etwas mehr als der Mindestlohn bezahlt werden soll. Auch mit I wird Busfahrer nicht ersetzen können und fahrerlose Bahnen sind von der Umsetzung ziemlich aufwendig und allzuoft fährt zur Sicherheit ja immer noch ein Fahrer mit.

Streiks wären schon vermeidbar, wenn die Arbeitgeber vernünftige Angebote auf den Tisch legen. Da hoffe ich, dass die Geschäftsführung bzw. der Vorstand von VHH und HHA nicht so krumme, falsche Spielchen wie der DB-Tower spielt und lieber stimmungmachend neue Streiks provoziert. Und in einem (halben) Jahr sind dann ja die Verhandlungen um den Lohn bereits dran, ebenso die die S- und Regionalbahner der EVG.

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