Dass Politiker Verbesserungen versprechen, passiert häufig. Dass diese Verbesserungen dann auch tatsächlich so kommen, passiert seltener. Und dass Verbesserungen dann in der Realität sogar noch besser als versprochen ausfallen, hat Seltenheitswert.
In Hamburg ist dieser äußerst seltene Fall gerade eingetreten – zumindest aus Sicht der Radfahrerinnen und Radfahrer.
Am Ballindamm, der seit Monaten grundlegend umgebaut wird, sollte eigentlich Hamburgs breiteste Radfahrspur entstehen. Bis zu 2,75 Meter sollten Radfahrende dort auf der Fahrbahn zugeteilt bekommen. Damit wollte die Hansestadt neue Maßstäbe setzen und eine Verkehrswende im Kleinen demonstrieren, denn in den vergangenen Jahren waren neue Radfahrspuren in der Stadt kaum breiter als 1,85 Meter ausgefallen – oft war es sogar noch weniger.
Dass dieses neue Versprechen auch wirklich eingelöst wird, machte Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) vor drei Monaten mit einem Pressetermin noch einmal öffentlichkeitswirksam deutlich. „Wir bauen den Radweg am Ballindamm in einem XXL-Format, das es so noch nicht gegeben hat“, verkündete er damals stolz (siehe hier).
Und jetzt die Überraschung: Bei diesem XXL-Format sollte es nicht bleiben. Denn vor wenigen Tagen hat die Stadt kurz vor der offiziellen Fertigstellung der Bauarbeiten am Ballindamm die XXL-Radspur noch einmal um zwei Meter verbreitert: Bis zu 4,75 Meter haben Radlerinnen und Radler jetzt dort Platz – für eine Fahrtrichtung. Quasi ein Radweg im X-XXL-Format.
Die Autofahrspur daneben, die laut den ursprünglichen Umbauplänen eine Überbreite von 5 Metern erhalten sollte, ist damit jetzt entsprechend schmaler ausgefallen.
Das sind die Gründe für die Spontan-Verbreiterung
Was sind die Gründe für diese Last-Minute-Radwegverbreiterung? Soll die Spur wirklich dauerhaft exklusiv für Radler reserviert bleiben? Und warum wurden die Parkbuchten vom Straßenrand nicht zwischen Fahrrad- und Autospur verlegt, damit ein- und ausparkende Autos die Radfahrspur nicht mehr überfahren müssen?
NahverkehrHAMBURG hat bei der Hamburger Verkehrsbehörde nachgefragt. Laut Behördensprecher Dennis Heinert fiel die Entscheidung, die Radspur im Ballindamm noch einmal um zwei Meter zu verbreitern, tatsächlich erst sehr kurzfristig vor den bereits terminierten Markierungsarbeiten. Zu diesem Zeitpunkt waren die Autoparkplätze am Straßenrand und die Wasserablaufrinne, die jetzt mitten in der neuen Radspur verläuft, bereits fertiggebaut.
„Die Entscheidung, den Radfahrstreifen noch einmal zusätzlich zu verbreitern, fußt auf der Einschätzung, dass nach Sperrung des Jungfernstiegs für den motorisierten Individualverkehr der Autoverkehr auf dem Ballindamm deutlich abnehmen wird“, so Heinert. „Daraus folgte der Entschluss der Behördenleitung gemeinsam mit dem Bezirksamt Mitte, dem Radverkehr hier noch einmal mehr Platz einzuräumen – denn hier rechnen wir für die Zukunft mit einer starken Zunahme des Radverkehrs.“
Kein Busverkehr auf neuer Radspur geplant
Laut dem BehÃ…
4 Antworten auf „4,75 Meter: Deswegen ist Hamburgs breitester Radweg jetzt noch breiter“
Als ich Kind war gab es überall in Hamburg die auffällig rot gepflasterten Radwege. Später sogar mit den glatten gut befahrbaren roten Pflastersteinen. Diese waren aber nicht auf der Straße, sondern auf dem Bürgersteig. Das fand ich deutlich sicherer, weil die ein/ausparkenden Autos nicht in die Quere kamen. Die Fahrradwege auf der Straße sind für Radfahrer als auch für Autofahrer ein echter Minuspunkt.
tja eigentlich ja richtig im Ansatz….aber
– aufgemalte Striche sind keine wirkliche Trennung. Es müssen wie in London z.b. mittels Bordstein einen wirkliche Abgrenzung erfolgen.
– dann die idiotische Idee, daß Fahrzeuge zum Parken den Radweg kreuzen müssen. Das verstößt nach meiner Meinung gegen §1 der StVO , die ja eindeutig feststellt, dass man Gefahren im Straßenverkehr vermeiden soll.
Fazit: Mit Grinse GRÜ Verkehr Senator und dem Autofetischismus der freien Autostadt Hamburg wird das nix mit der Verkehrswende.
Der Parkstreifen am Ballindamm sollte am besten links vom Autofahrstreifen sein. Parkende Autos neben Radwegen sing eigentlich immer problematisch. Auch das Berliner Beispiel nicht gerade gut, denn sobald da links eine Tür aufgeht steuern Radfahrer direkt rechts in den Kantstein.
Da der Ballindamm weiterhin einen Mittelstreifen hat bietet sich zumindest dort eine einfache und sichere Lösung an – Parkstreifen links, Autofahrstreifen Mitte, Radfahrstreifen rechts…
Mit der Jungfernstiegsperrung scheinen sich auch noch viele schwer zu tun ^^ Am Freitag war das aber sogar einer Polizeistreife egal, die da niemanden der Falschfahrer herausgefischt hat. Kulanz in den ersten Tagen ist ja okay; hoffe nur, dass da irgendwann zugunsten der Busse, Taxen und Radfahrer entschieden wird.