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S4-Eröffnung verschoben – das sind die Gründe und Reaktionen

Der überraschend um zwei Jahre nach hinten verschobene Eröffnungstermin der neuen S-Bahnlinie S4 wirft Fragen auf. Was sind die Hintergründe? Das sagen Bahn, Verkehrsbehörde, Politiker und Fahrgastverbände dazu.
Christian Hinkelmann
Blick auf die Bauarbeiten an den Gleisen der S1. Im Vordergrund die Reste einer ehemaligen Kleingartensiedlung im Gleisdreieck Hasselbrook. Auf dieser Fläche sollen die Gleise der S4 verlaufen.
Blick auf die Bauarbeiten an den Gleisen der S1. Im Vordergrund die Reste einer ehemaligen Kleingartensiedlung im Gleisdreieck Hasselbrook. Auf dieser Fläche sollen die Gleise der S4 verlaufen.
Foto: Honorarpflichtig

Eigentlich sollten die ersten Fahrgäste schon in rund vier Jahren in die ersten Züge der neuen S-Bahnlinie S4 einsteigen können – zumindest auf einer Teilstecke zwischen Hamburg-Altona und Rahlstedt. Zwei Jahre später, also Ende 2027, sollte die neue Linie dann auf ganzer Strecke bis nach Bad Oldesloe nutzbar sein. Doch daraus wird erst einmal nichts.

Die rund 250.000 Menschen, die entlang der neuen S4-Linie erstmals ans Hamburger S-Bahnnetz angeschlossen werden sollen, müssen sich noch zwei Jahre länger gedulden. Das gilt sowohl für die Inbetriebnahme der Gesamtstrecke, die jetzt auf das Jahr 2029 verlegt wurde (wie bereits hier berichtet), als auch für die Teileröffnung bis Rahlstedt, die statt 2025 nun erst 2027 erfolgen soll. Das erfuhr NAHVERKEHR HAMBURG auf Nachfrage von der Deutschen Bahn.

Was sind die Gründe für die zweijährige Verspätung? Peter Mantik, der zuständige Bahn-Sprecher für die S4 erklärt das im Gespräch mit NAHVERKEHR HAMBURG so: „Die bisherigen Zeitangaben stammen noch aus der Vorplanung. Mit dem jetzt erfolgten Baubeginn im ersten Abschnitt und den laufenden Planfeststellungsverfahren auf den beiden weiteren Abschnitten konnten wir die Zeitplanung jetzt anpassen“. Laut Mantik lassen sich konkrete Zeitangaben ohnehin erst im Laufe der konkreten Entwurfs- und Genehmigungsplanung ableiten.

Umweltkartierung wird aktualisiert

Hintergrund für die mehrjährige Verzögerung sind offenbar die Planfeststellungsverfahren, die beispielsweise in dem Streckenabschnitt zwischen der Luetkensallee in Wandsbek und der Hamburger Landesgrenze bisher so langsam vorangekommen sind, dass die Umweltkartierung, die zum Zeitpunkt der Planfeststellung maximal fünf Jahre alt sein darf, nun droht, zu verjähren. Sie wird nach Angaben der Hamburger Verkehrsbehörde j…

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Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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6 Antworten auf „S4-Eröffnung verschoben – das sind die Gründe und Reaktionen“

Es ist doch klar, dass die in der Entwurfsphase gemachten Angaben zur Bauzeit nur erste Anhaltspunkte sein können.
Zumindest denjenigen, die ihr Hirn rechtzeitig einschalten.

Die Verzögerungen der S4 resultieren doch klar aus der TAtsache, dass hier zwei sachfremde Projekte miteinander verknüpft wurden. Der Bau von Güterverkehrsgleisen für die feste Fehmarnbelthinterlandanbindung und die Verbesserung des SPNV für den Hamburger Osten. Eine Taktverdichtung des SPNV – ob mit konventionellen Fahrzeugen oder als S-Bahn hätte man in wenigen jahren haben können, wenn man den Güterverkehr von dieser Strecke weggenommen und auf eine neue Güterverkehrstrasse parallel zur A1 gelegt hätte. Diese Chance wurde vertan und jetzt wird eine fette Verkehrsschneise in den Hamburger Osten geschlagen, die keinen verbindenden, sondern ein trennenden Charakter hat. Und eine Bahnfahrt entlang eintöniger – bestenfall Graffitti verzierter 6 Meter hoher Lärmschutzwände ist auch nicht wirklich attraktiv und ermundert keinen zum Umstieg auf den ÖPNV. – Nun, wenn schon vor Baubeginn die Fertigstellung um zwei Jahre nach hinten geschoben wird, dann kann man in der Realität davon ausgehen, dass das Gesamtprojekt nicht vor 2030 fertig wird. Gleiches dürfte dann auch für den (von vornherein zu eng geplanten) Bahnhof Diebsteich gelten, der mit seinen nur zwei S-Bahngleisen, an denen die S4 wenden soll, von vonherein keinen stabilen Betrieb der S4 ermöglichen wird. Und die S4-West wird Unterzeichner vermutlich nicht mehr erleben. Ein Trauerspiel erster Güte. Und der zweite Akt wird geschrieben, wenn nach den Bundestagswahlen Kassensturz gemacht und die überteuerten Projekte mangels Finanzierbarkeit eingedampft werden. Interessant ist nur, dass zu diesem Thema zwar markige Sprüche gemacht werden aber der grüne Verkehrssenator sich auffallend in Schweigen hüllt.

The same procedure as every year…

Glauben Sie wirklich die A1-Variante wäre planungs- und bautechnisch schneller gewesen? Und vor allem billiger?

Wie viele Pendler*innen würden täglich weiter das Auto nehmen, um den Anblick auf die Graffitti-Wände zu vermeiden? Haben Sie da eine Verkehrsstromanalyse für mich? Kosten und Zeit sind wohl eher relevant. Es fährt ja keiner mit dem Auto von Stade nach Elmshorn über die Elbbrücken, weil der Elbtunnel so dunkel, langweilig ist. Der Pendler im Zug schaut aufs Smartphone und Tablet und nicht raus.

Zur angeblichen Nichtfinanzierbarkeit und dem Kassensturz: Die S4 ist längst durch finanziert, Diebsteich gleichfalls: Bei der von Ihnen so verhaßten U5 (Ost) liegt eine Finanzierungsermächtigung vor. Die U4 wird bereits gebaut (obwohl das laut Ihrer Prophezeiungen niemals hätte geschehen sollem bzw. können).
Wenn Sie, Herr Junge, merken, daß die nur von Ihnen nicht gewollten Projekte nicht verhindert werden können, dann kommen Sie mit dem albernen „Kein Geld“ mehr an. Diese Ideologie des Monetarismus wird selbst in Deutschland nicht mehr vertreten. Und sehen Sie einmal in die USA. Dort wird gerade ein Konjunkturprogram von 3 Billiarden auf den Weg gebracht. Auch wegen der Klimakrise ist da von auszugehen, daß die meisten Bahnprojekte umgesetzt werden vielleicht etwas getreckt; es wäre psychologisch in Hamburg auch nicht mehr vertretbar angesichts der vielen Straßenprojekte Bahnprojekte zu opfern.
Eins mag allerdings stimmen: Natürlich besteht die Möglichkeit, daß Befürworter oder auch Gegner die Fertigstellung z.b. der S4 aufgrund ihres Alters nicht mehr erleben. Dafür werden diese Projekte aber auch nicht gebaut, sondern für zukünftige Generationen.
Man fragt sich insbesondere bei Gegnern in höheren Alter auch, worüber die sich überhaupt aufregen. Ich habe eh denn Eindruck, daß Bürgerinitiativen zur Verhinderung von Eisenbahninfrastrukturprojekten eh nur noch als Zeitvertreib für Rentner dienen, die ihren Lebensabend vielleicht besser mit Ihren Enkeln verbringen sollten. Alternativ sei eine Modelleisenbahn angeraten. Da kann man schnell und ohne Planfeststellung sich die Strecken so zusammenbasteln wie man mag.

Vielen Dank für diese Recherche zu den Gründen der Verzögerungen, die doch sehr ernüchternd sind. Also heißt es doch für mich, dass ich nicht mehr mit der S4 auf Arbeit fahren werde. ? (Deswegen werde ich jedoch nicht meine Lebensplanung über den Haufen werfen.) Ich wohne seit 20 Jahren in Hamburg, und so lange wurde auch schon die S4 versprochen. Manchmal war sie ganz nahe dran, dann waren wieder andere Prioritäten gesetzt und die S4 in weiter Ferne.

Vielleicht sollten Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und vor allem das „Bahnabbau und -nichts-mach-land“ Mecklenburg-Vorpommern (dort wurden sogar schon Oberleitungen zugunsten von Dieselbetrieb abgebaut) mal in Baden-Württemberg in Lehre gehen. Dort wird ein SPNV-Projekt nach dem anderen in kurzer Zeit durchzogen.

Einfache Frage an die Stadt Hamburg: Wie beabsichtigt Sie die Verzögerung dieses wichtigen Elements der Mobilitatswende und damit der Klimaziele zu kompensiern. Welche Maßnahmen werden ergriffen damit die eingeplanten CO2 Ersparnissen auf andern Wegen erreicht werden. Das errreichen der Klimaziele darf nicht von dem gelingen einzelner Maßnahmen abhängen, kommt es zu Verzögerungen / greifen Maßnahmen nicht wie geplant. Muss an andere Stelle nach gesteuert werden.

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