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Bäderbahn-Stilllegung: „Das Land ist vor der DB eingeknickt“

Lübecks Verkehrswende-Beauftragter Michael Stödter kritisiert die geplante Stilllegung der Bäderbahn scharf. Die überraschende Zustimmung der Landesregierung zum Aus bezeichnet er im NAHVERKEHR HAMBURG-Interview als „irritierend“. Die Strecke werde für ein anderes Ziel geopfert – zum Schaden der Region.
Christian Hinkelmann
Ein Lint-Triebwagen fährt auf der Bäderbahn (Vogelfluglinie) in Schleswig-Holstein durch die Natur von Scharbeutz.
Ein Lint-Triebwagen fährt auf der Bäderbahn (Vogelfluglinie) in Schleswig-Holstein durch die Natur von Scharbeutz.
Foto: Christian Hinkelmann

Der finale Beschluss von Bund, Bahn und dem Land Schleswig-Holstein, die Bäderbahn stilllegen zu wollen, ist nicht nur in den unmittelbar betroffenen Orten teilweise auf Protest und Unverständnis gestoßen, sondern wird auch im 20 Kilometer entfernten Lübeck kritisiert.

Der Verkehrswende-Beauftragte der Hansestadt, Michael Stödter, spricht im NAHVERKEHR HAMBURG-Interview von einem „schweren Schlag für die Verkehrswende“ und vermutet, dass die viel genutzte Bahnlinie einem Ziel zum Opfer fallen soll, das möglicherweise ohnehin kaum noch erreichbar ist.

Welche konkreten Auswirkungen die Stilllegung für die Region Lübeck hätte, welches Verkehrsprojekt damit torpediert würde, wer die treibende Kraft hinter den Stilllegungsplänen sein könnte und warum Lübeck weiter Hoffnung auf einen Erhalt der Bahnlinie hat, lesen Sie hier.

NAHVERKEHR HAMBURG: Herr Stödter, wann und wo haben Sie von der geplanten Stilllegung der Bäderbahn erfahren?

Michael Stödter: Ich erfuhr davon im Vorfeld des letzten Dialogforums durch einen Anruf der Gemeinde Timmendorfer Strand, mit der wir eng zusammenarbeiten. Ich bin ehrlicherweise aus allen Wolken gefallen – auch deswegen, weil die Nachricht umgehend im Dialogforum öffentlich verkündet wurde.

NAHVERKEHR HAMBURG: Welche Gedanken gingen Ihnen durch den Kopf?

Stödter: Meine ersten Gedanken waren Überraschung und Irritation. Die Entscheidung ist aus Sicht der Verkehrswende schlicht nicht nachvollziehbar. In den vergangenen Monaten gab es auf fachlicher Ebene in unserer Wahrnehmung immer eine andere Einschätzung, nämlich dass die Bäderbahn erhalten bleiben könnte, ohne negative Auswirkungen auf die Neubaustrecke. Daher sind wir enttäuscht darüber, dass das Land nun offenbar gegenüber der DB Netz eingeknickt ist.

NAHVERKEHR HAMBURG: Die Deutsche Bahn war treibende Kraft bei der Stilllegungsabsicht?

Stödter: Jedenfalls hat die DB das formale Stilll…

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Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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7 Antworten auf „Bäderbahn-Stilllegung: „Das Land ist vor der DB eingeknickt““

Es ist beeindruckend, dass die Bahn von Lübeck nach Timmendorfer Strand nur 13 Minuten braucht. Aber wenn man dort aussteigt, kann man den Bauern erst mal beim Pflügen seines Felds beobachten. Erst nach einer knappen halben Stunde Fußweg kommt man dann ans Ziel seiner Träume. Ein Bus dagegen würde direkt das Zentrum oder gar die Promenade ansteuern.

Ich glaube nicht an eine Renaissance der Schiene auf dem Lande: zu teuer, zu unflexibel und häufig am Bedarf vorbei. Bei dieser emotionalen Diskussion wird immer nur an die wenigen heißen Sommerwochenenden gedacht. Aber an den allermeisten Tagen im Jahr sagen sich an der Ostholsteinischen Bäderbahn Fuchs und Hase gute Nacht.

Moin in die Runde,
ein kleiner Blick zurück: Ausgang: die Gemeinden an der Bäderbahn wollten die Güterzüge nicht mehr vor ihrer Haustür haben, wenn die feste Fehmarnbeltquerung realisiert wird. Die DB plante zunächst dort keine Neubaustrecke, aber dann änderten sie ihre Meinung…Nach einigem Hin und Her sollte die Bäderplan doch erhalten bleiben (Aussage der damaligen Landesregierung). Dann kam von der DB: Befürchtung zu wenig Regionalverkehr auf der Neubaustrecke für die Berechtigung, die Strecke zweigleisig auszubauen. Der Druck auf die Landespolitik wurde so groß, dass sie einknickte und sich von der Bäderbahn verabschiedete. Der Aufschrei in der Region war zunächst gering. Das hat sich inzwischen geändert.
Im Statement zum Aus der Bäderbahn durch die gegenwärtige Regierung ist eine Formulierung zu finden, die (wieder) auf eventuelle juristische Schwierigkeiten hinweist bei einer Anfechtung vor dem Verwaltungsgericht zur Berechtigung der Baumaßnahmen.
Ist das vielleicht sogar der Hauptgrund? Das könnte für deutliche Verzögerungen sorgen…
Zu sehen und zu hören: 16 min Interview mit dem Staatssekretär auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=SxD6F0fLonU

Man muss sich hier die Frage stellen, wer ist die Deutsche Bahn, wer kontrolliert das Mangement der DB? Da muss dann Druck über den grünen Bundeswirtschaftsminister auf die DB ausgeübt werden. Da sitzt ja die Staatssekretärin aus Habecks Ministerium Frau Anja Haiduk im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn. Über diese Schiene sollte interveniert werden. Gleiches gilt für Frau Dortohee Martin, die für die SPD im Aufsichtsrat der DB sitzt. Dort müssen so hochpolitische Themen diskutiert werden. Auf der reinen Verwaltungsebene wird sich nichts bewegen lassen. Aber Lübeck muss auch seine S-Bahn-Pläne detulich besser in der Öffentlichkeit kommunifizieren und selber ein Gutachten erstellen lassen, wie sich die Neubaustrecke und der Bau der S-Bahn miteinander vertragen.

Die Entscheidungen der DB werden immer mysteriöser. Erst zieht man sich aus einem boomenden Geschäft wie Nachtzüge zurück. Dann will man Gröfatz Projekte voranbringen wie der Stuttgarter Kathastrophenbahnhof und bald auch zwei überflüssige Projekte ( Diebsteich und Hauptbahnhof) in Hamburg und nun das. Wer will hier die Bahn ruinieren oder zumindest die Kund*innen vergraulen unddasBahnfahren unattraktiv machen?

Die DB hat ihre Nachtzüge ja nicht eingestellt, sondern durch ICEs ersetzt. Und der Grund war 2016, das das rollende Material am Ende seiner Betriebszeit angelangt gewesen ist und es hätte Hunderte von Millionen gekostet, diese zu erneuern bzw. zu ersetzen. Auch jetzt wird die DB keine eigenen Wagen haben, sondern wenn überhaupt welche mieten.
Diebsteich ist die Konsequenz daraus, daß die FHH Altona alt – die Flächen – für Wohnungen nutzen will und deshalb das Areal 2014 gekauft hat. die DB hat auf diesen Umstand mit einer Verlegung reagiert. Von einem Größfaz zu sprechen ist im Zusammenhang mit Diebsteich lächerlich.
Zum HBF: Da geht es eher darum, was gemacht werden soll: In der Tat ein Haufen Unsinn mit nur geringfügig mehr Schienen und Bahnsteigen. Aber das es so wie im Moment auch nicht weitergehen kann, sollte eigentlich Jedem klar sein.

Naja, wer hat den die Nachtzüge auf Verschleiß gefahren, anstelle dafür zu sorgen dass da immer genug brauchbares Material zur Verfügung steht? Passiert doch mit den ICEs auch nicht, oder mit anderem spezialisierten Zügen. Und die ÖBB schaft dass doch auch mit Nachtzügen.

Das liegt in Deutschland halt auch daran, daß die Industrie (Siemens) natürlich mit Zügen mehr Geld verdienen kann als mit dem Bau von Neubaustrecken. Auch wird in keinem Land der ICE so absurd eingesetzt wie in Deutschland:
– Nachtzüge mit voller Beleuchtung und lärmenden Zugbegleitern.
– reihenweiser Einsatz auf Strecken, die max. 200km/jh zulassen.
– in der Tat: Mängel über Mängel (siehe Klimanlage).

Der Shinkansen in Japen hat all diese Probleme nicht und ist daher dort wirklich auf Strecken von mehr als 500km eine Alternative. In Italien hat man Deutschland längst überholt, was Qualität und Pünktlichkeit angeht, in Frankreich sowieso (wesentlich sinnvolleres Konzept (kein Mischverkehr): von China, Korea, Taiwan, Spanien will ich gar nicht anfangen.

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