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Deswegen kauft eine private Initiative Schwarzfahrende in Hamburg frei

Schwarzfahren ist laut Gesetz von 1935 eine Straftat. Wer nicht zahlen kann, landet im Knast. Eine Initiative will das ändern und kauft Sträflinge frei. Der Gründer Arne Semsrott über seine Motive, wie viel Geld er dem Staat erspart und warum Sozialtickets aus seiner Sicht keine gute Lösung sind.
Thomas Röbke
Ein Hochbahn-Mitarbeiter steht vor einem einfahrenden U-Bahnzug in der Station Wandsbek Markt in Hamburg
Ein Hochbahn-Mitarbeiter steht vor einem einfahrenden U-Bahnzug in der Station Wandsbek Markt in Hamburg
Foto: Christian Hinkelmann

Wer ohne gültigen Fahrschein in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, begeht eine Straftat. Und wer die Vertragsstrafe von 60 Euro an den Verkehrsbetrieb nicht zahlen kann, wird zu höheren Geldstrafen und ersatzweise Gefängnis verurteilt. Ein Gefängnistag kostet den Staat im Schnitt 150 Euro.

„Völlig unverhältnismäßig“, findet der gebürtige Hamburger Arne Semsrott. Seine in Berlin gegründete Initiative „Freiheitsfonds“ übernimmt Strafen für die, die nicht zahlen können und holt sie so aus dem Gefängnis.

Im Gespräch mit NAHVERKEHR HAMBURG-Autor Thomas Röbke erklärt er, was ihn antreibt, wie viel Geld der Staat durch seine Initiative bereits gespart hat, warum Sozialtickets, wie im HVV, aus seiner Sicht keine Problemlösung sind und wie der Freikauf von Schwarzfahrerinnen und Schwarzfahrern in der Praxis funktioniert.

NAHVERKEHR HAMBURG: Wie viele Menschen hat Ihre Initiative Freiheitsfonds aus dem Gefängnis freigekauft?

Arne Semsrott: Ehrlich gesagt, kommen wir gerade nicht hinterher mit dem Aktualisieren auf der Website. Es sind nicht nur Berliner, sondern auch Leute, die in Hamburg in der JVA in Bremen, Hannover, und Münster sitzen. Stand heute sind wir bei 84 Personen, haben knapp 100.000 Euro ausgegeben, knapp 7000 Hafttage ausgelöst, das entspricht einer Ersparnis für den Staat von über einer Million Euro.

NAHVERKEHR HAMBURG: Da kann der Staat Ihnen ja dankbar sein.

Semsrott: Das finden wir auch. Er kann es auch einfacher haben und Paragraf 265a entkriminalisieren, dann braucht er uns nicht mehr.

„Jährlich sitzen knapp 7.000 Menschen wegen Schwarzfahrens ein“

NAHVERKEHR HAMBURG: Wie viele Menschen überhaupt wegen Fahrens ohne Fahrsch…

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Der Kopf hinter diesem Artikel

Thomas Röbke ist freier Redakteur in Hamburg und schaut bei der Arbeit direkt auf den ZOB. Nach Aussage seiner Mutter war sein erstes Wort „Bus”. Vorm Einschlafen schaut er gerne bei Youtube Videos mit Hamburger Straßenbahnen. Wenn er wach ist, schreibt er über alles außer Sport.

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5 Antworten auf „Deswegen kauft eine private Initiative Schwarzfahrende in Hamburg frei“

Liebes NAHVERKEHR HAMBURG Team,

auch von mir einen herzlichen Dank für eure Recherche, euer kritisches Nachhaken und einfach nur für eure aktuellen Berichte!
Euch und der ganzen NAHVERKEHR HAMBURG Community ein frohes Weihnachtsfest und ein hoffentlich besseres 2022!

Lieber Jens,

vielen Dank für die motivierenden Worte. Wir freuen uns auch schon auf ein gemeinsames 2022 mit Ihnen.

Herzliche Grüße,

Christian Hinkelmann

Vielen Dank, dass ihr euch nicht nur mit den infrastrukturellen Themen in Hamburg befasst, sondern auch solche hintergründigen Artikel zur bundesdeutschen Verkehrspolitik und Rechtsgrundlagen erarbeitet.
Gerne mehr davon.

sehr gut; so kann man den Unsinn, den gerade auch in Deutschland der „Rechtsstaat“ produziert wunderbar begegnen. Und es scheint auch legal zu sein. Ich finde es auch toll, daß soviele Leute spenden, damit das System auch funktioniert. Daher gleich mal 100 EURO überwiesen.

Diese Ini ist eine wirklich gute Idee. Denn auf Grund der wieder Mal snstehen Fahrpreiserhöhung hier in Hamburg, kann ich mir erst Recht keine Fahrkarte Leisten. Denn da diese deutlich mehr als wie im Regelsatz vorgesehene Fahrpreise ist. Denn ich muss in der Erweerbsunfähiksberentung Leben, WEIL ich nicht mehr Arbeiten kann. Denn die Senate der SPD (Hauptsächlich) haben kein Interesse ein wirkliches Sozialtiket in Hamburg ein zu führen. Denn da ich mein Geld aus Berlin bekomme. Also zwingt man mich, obwohl mir Mobilität z.B. durch das Teilhabe Gesetz sogar Gesetzlich vorgegeben ist. wieder werden Gesetzte für Msnchen so wieder ab ad surdum damit erklärt, nich war Herr Buschhüter und Her Tjarks?

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