Die S-Bahnlinie S1 im äußersten Hamburger Westen ist ein ganz besonderer Abschnitt im S-Bahn-Netz. Hier scheint die Zeit seit Jahrzehnten stehen geblieben zu sein. Alte Formsignale prägen das Bild an den Gleisen, 100 Jahre alte Stellwerke leiten den Verkehr und die letzten vier Bahnübergänge der Hamburger S-Bahn befinden sich ebenfalls dort. Am Bahnhof Sülldorf steht die Tür zum Stellwerk fast immer offen und lädt zum kleinen Schwatz mit dem Fahrdienstleiter ein und wenn ein Zug kommt, senkt sich am Bahnsteigzugang kurz eine kleine Schranke, denn der Weg zur Plattform führt direkt über das S-Bahn-Gleis. Ein kurioser Sonderfall, den es in der Hansestadt nirgendwo sonst mehr gibt. Kaum zu glauben, dass dieses Eisenbahn-Idyll Teil der Hamburger S-Bahn mit ihrem dichten Taktverkehr ist.
Doch dieses urige Flair wird es nicht mehr lange geben. Die Stunden für die alten Stellwerke und Signale sind endgültig gezählt. Schon bald will die Deutsche Bahn dort umfassend modernisieren und abreißen. Vor allem der Bahnhof Sülldorf wird nicht mehr wiederzuerkennen sein. Er wird größtenteils abgerissen. Und ein längst verschwundener Güterbahnhof neben den S-Bahngleisen könnte ein überraschendes Comeback erleben.
Lesen Sie in diesem Hintergrundartikel ausführlich, was alles neu gebaut werden soll, was verschwinden wird, warum sich die Wege am Bahnhof Sülldorf in Zukunft verlängern, wann die Arbeiten starten, bis wann sie fertig werden sollen und welche langen Sperrungen auf die S1-Fahrgäste zukommen werden. Dazu zeigen wir Ihnen viele Bilder von der Strecke.
Refit für die älteste Hamburger S-Bahn-Strecke
Die S-Bahn-Strecke von Altona über Blankenese bis nach Wedel gehört zu den ältesten Strecken im ganzen Hamburger S-Bahn-Netz. Im Jahr 1867 wurde das erste Teilstück bis nach Blankenese eröffnet, 16 Jahre später folgte dann die Verlängerung nach Wedel. Auf diesem letztgenannten Teilstück tickten die Uhren schon immer etwas langsamer als im restlichen Hamburger S-Bahn-Netz. Die eingleisige Strecke über Sülldorf und Rissen hatte Dorfbahncharakter, es gab nebenher noch einen ausgeprägten Güterverkehr und bis 1954 fuhren die S-Bahnen zwischen Wedel und Sülldorf sogar noch mit Dampfloks.
Zwischen Ende der 1970er und Mitte der 1980er-Jahre gab es an der Strecke dann einen großen Modernisierungsschub: Die Haltestelle Iserbrook wurde auf einen Damm verlegt, in Rissen wurde die komplette Bahnlinie um einige Meter verschoben und in einen Graben verschoben (Rissener Canyon), um Platz für eine Umgehungsstraße zu machen. In Wedel wurde der his…
17 Antworten auf „Dieser S-Bahnhof in Hamburg wird sein Gesicht radikal verändern“
Hat dass Abendblatt eigentlich abgeschrieben? Kann sich die CDU kein Nahverkehr-Hamburg-Abo leisten?
Ja es freut mich, dass es endlich auf dieser alten Strecke weitere moderne Technik diese alten Techniken ablöst. Und was mir aufgefallen ist: In Wedel wird östlich des jetzigen Stellwerk ein Gebäude errichtet. Was wird es wohl werden? Frank L.
Mal eine Frage an die technisch versierten: Wie funktionieren die Bahnübergänge trotz Stromschienen ohne Gefahr für die querenden Farhzeuge und Menschen?
Weshalb kommt das neue Stellwerk nicht einfach nach Rissen, sodass der BÜ als Zugang weiter betrieben werden kann?
Übrigens gibt es im Hamburger Abendblatt heute einen längeren Artikel über Prellbock und Herrn Jung: https://www.abendblatt.de/hamburg/altona/article241973322/Sternbruecke-Co-Hamburger-Verein-ueberrollt-Bahn-mit-Klagen.html
Das Engagement ist ja auch anzuerkennen. Und der alternative Brückenentwurf ist um einiges schöner, und auch ich würde ihn lieber umgesetzt sehen, wenn er die nötige Statik für vier viel befahrene Gleise gewährleistet.
Aber warum dann immer diese oftmals immer gleiche Beratungsresistenz bei bestimmten Themen? Warum dieses Nichtverstehenwollen anderer, gleichfalls berechtigter Wünsche?
Tja, wohin die Moderniesierung von S-Bahn Stationen zeigt gerade beim Beispiel Neugraben, wie hässlich diese neuen Stadtionen sind. Denn Neugraben kenne ich aus meiner Kindheit, auch als Station mit Flair. Aber was hat die Bahn nur gegen Behinderte ebenerdiege Wege? Das die Bahn nur Minimal Moderniesierung in ülldorf macht, kommt auch daher das die Bahn dann wieder später ein Grund hat Steuergelder ab zu greifen
Ich finde es ulkig, wenn sich darüber beschwert wird, wenn der Bund den Umbau bezahlt (also Steuerzahler) und die DB keine Euro aus eigener Tadche berappt.
Hmm, ich finde ulkig das eine Gruppe die sich ja doch sehr mit der Bahn beschäftigt glaubt dass es da irgendeinen praktischen Unterschied gibt
Das ist wieder einmal eines der überflüssigen, kundenfeindlichen Bauprojekte der Deutschen Bahn, die jahrelang für Behinderungen sorgen und am Ende für alle Beteiligeten nur Verschlechterungen darstellen. Im Prinzip nichts anderes als herausgeworfene Steuergelder, denn die DB berappt für dieses Projekte vermutlich mal wieder keinen Euro aus der eignene Tasche, sondern greift nur frech Steuergelder vom Bund und aus Hamburg, am Ende von uns Bürgern, ab. Wenn man strukturelle Verbesserungen erzielen will, dann wäre es höchste Zeit die Strecke zwischen Blankenese und Wedel durchgängig zweigleisig auszubauen, damit der Fahrplan der S1 stabilisiert und ein 10 Minuten Takt nach Wedel möglich wird. Ferner – und das sollte heute selbstverständlich sein, gehört dazu ein vollständig barrierefreier Ausbau der Stationen und eine Verbesserung der Zugänglichkeit, d.h. neue Ausgangswege zu neuen Wohngebieten und Supermärkten. Dass Stadt und EBA am schnuckeligen S-Bahnhof Sülldorf, der nach der “Modernsierung a´la DB” sicher so gesichtslos aussieht, wie alle von der DB “renovierten” Stationen, als Bahnsteigzugang statt des einfachen ebenerdigen Zugangs nur eine aboslut nicht barrierefreie Treppenkonstruktion wie in Ottensen Westausgang genehmigen, ist an Missachtung gegenüber mobilitätseinschränkten Reisenden nicht zu überbieten! Auch mag man über die hundert Jhare alten Stellwerke lächeln, aber sie haben länger zuverlässig ihren Dienst getan, als es je ein elektronsiches Stellwerk wird tun können! Fazit: das was nötig wäre (zweigleisiger Ausbau) wird nicht getan, aber für Überflüssiges viel Geld verschwendet. Leidtragende sind wie immer die Fahrgäste! Die Frage stellt sich, wie kann man der DB ihr so zerstörerisches Handwerk legen, was kann von dem Unsinn noch verhindert werden?
Aber Herr Jung: die Digitalisierung wird auch Ihnen heaven. nutzen Sie in Zukunft KI z.b. chat 4, dann sagt ihnen KI sofort, wo Sie falsch liegen. Beim Thema Sülldorf allerdings ist ein itensen 2.0 zu befürchten.
Interessanter Artikel.
Aber leider schade, dass offenbar keines der Stellwerke für die Nachwelt erhalten bleibt. Oder, dass man die immerhin drei Generationen Stellwerke auf der Wedeler Strecke in einem kleinen Museum untergebracht hätte, am besten im Stationsgebäude von Sülldorf.
Hier:
https://s-bahn.hamburg/magazin/s-bahn/wir-machen-den-weg-frei.html
steht nun leider gar nichts zu deren “Nichtperspektive” drin. Ich hoffe sehr, dass die Mitarbeitenden, die ihre Arbeit ja alle mit Herzblut erledigen, woanders gut unterkommen werden.
Zum “abgespeckten” Ausbau enthalte ich mich mal besser mit einem Kommentar. Ich sage nur: wieder eine vertane Chance. Und ich hoffe sehr, dass jetzt nicht wieder die nervige Diskussion bezüglich Stromschienen auf der AKN-Strecke los geht.
Ich warte neben der Stromschiene noch auf den Kommentar, dass das ganze Digitalisierungszeug doch Quatsch ist, ein Signalstab ausreicht, die S-Bahn es eh nicht rechtzeitig hinbekommt (obwohl InfraGO zuständig ist) und es doch komplett unter rollendem Rad realisierbar ist.
Ja, das “ganze Programm” trifft’s natürlich. 😉 Ich hatte hier nur an den nicht zu beseitigend geplanten BÜ gedacht.
Heißt das, dass der Zugang zur S1 in Sülldorf derzeit barrierefrei ist, und es zukünftig nicht mehr sein wird? Oder sind Aufzüge geplant?
Ganz so eingleisig ist die Strecke dann doch nicht: immerhin gibt es zwischen Rissen und Wedel einen längeren zweigleisigen Abschnitt. Was aber hier überhaupt nicht thematisiert wurde, ist die Frage nach Alternativen zum Treppensteigen. Es drängt sich doch die Idee auf, die Züge auf dem in Fahrtrichtung jeweils linken Gleis einfahren zu lassen. Wenn nach dem Umbau der Zug Richtung Wedel links einfährt, hält er in jedem Falle vor dem – heutigen Fußgänger-Überweg. Das ist ausreichend sicher, erspart Treppen und einen wartungsintensiven Aufzug.
Wie wir hier gelernt haben, öffnet die Schranke jeweils sofort nach Einfahrt des Zuges in Richtung Hamburg. So können recht spät gekommene Fahrgäste den Zug dennoch erreichen.
Wenn dagegen das südliche Gleis von den Zügen in Richtung Wedel genutzt würde, müsste die Schranke ebenfalls vor Einfahrt des Zuges schließen, könnte jedoch erst nach Abfahrt des Zuges öffnen. Das wäre also eine Verschlechterung sowohl für einsteigende als auch für aussteigende Fahrgäste.
Merke: Niveaugleiche Übergänge sollten nach Möglichkeit immer hinter dem Bahnsteig liegen und nicht davor.