Nach dem Grundsatzurteil des Bundesverwaltungsgerichts will Hamburg als erste deutsche Stadt Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge verhängen. Die entsprechenden Verbotsschilder könnten noch heute bestellt werden, teilte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) gestern mit. Voraussichtlich Ende April sollen die Fahrverbote in Kraft treten, heißt es aus der Behörde.
Laut Luftreinhalteplan sind zwei Verbotszonen in der Stresemannstraße und der Max-Brauer-Allee geplant, die zusammen rund zwei Kilometer lang sind.
Diese Straßen in Hamburg werden für ältere Diesel gesperrt
Die Max-Brauer-Allee soll auf dem rund 500 Meter langen Abschnitt zwischen der Julius-Leber-Straße und Holstenstraße für ältere Diesel-PKW und Lastwagen gesperrt werden. Die Stresemannstraße wird auf dem 1,6 Kilometer langen Abschnitt zwischen dem Kaltenkircher Platz und dem Neuen Pferdemarkt dagegen nur für ältere Lastwagen gesperrt.
Anlieger, Rettungswagen, Müllautos und Lieferverkehre sind von dem Verbot ausgenommen. Für notwendige Kontrollen ist laut Umweltbehörde die Polizei zuständig. Es soll gerade zum Beginn der Regelung vermehrt Schwerpunkt- und Stichprobenkontrollen geben.
Beide Straßenabschnitte sind stark von Stickoxid-Belastungen betroffen, die weit über den erlaubten EU-Grenzwerten liegen. Diesel-Autos gelten – neben der Schifffahrt – als Hauptverursacher für Stickoxid-Belastungen.
Fahrverbote sollen Druck auf Autoindustrie erhöhen
SPD, Grüne und Linke begrüßen die Maßnahmen grundsätzlich. R…
10 Antworten auf „Hamburg verhängt als erste Stadt Diesel-Fahrverbote“
Die 600 Meter Fahrverbotsstrecke an der Max-Brauer-Allee sind ein Witz. Es gibt zwei mögliche Szenarien: Entweder werden sie von den Betroffenen über die Julius-Leber-Straße / Harkortstraße / Stresemannstraße kleinräumig umfahren. Dann werden dort Verkehrsbelastung und Luftverschmutzung überproportional steigen, weil zusätzliche Kilometer gefahren werden. Sowohl Julius-Leber-Straße als auch Harkortstraße werden ja durch den Bau neuer Gebäude gerade zu Straßenschluchten, in denen sich die Luft so richtig schön stauen kann.
Oder es hält sich niemand dran, weil sich man auf einer Straße, an der Kioske, ein Sportplatz, Recycling-Container und das Gericht liegen, im Zweifelsfall leicht als Anlieger (ein Anlieger ist kein Anwohner) bzw. Besucher ausgeben kann. Wie die Kontrollen der Polizei aussehen werden, kann man sich vorstellen: 3-4 mal im Jahr, zwei Stunden vormittags. Je nachdem, wo sie stehen, biegen die Leute dann halt vorher in eine Seitenstraße ab.
So oder so wird sich an der realen Belastung im Viertel nichts ändern, sondern im besten Fall (für die Umweltbehörde) schönen sich die Messwerte unmittelbar an der Messstation. Diese Trickserei hatte man vor drei Jahren ja schon mit der Verlegung der hochfrequentierten Bushaltestelle Gerichtstraße versucht, war damit aber zu Recht vor die Wand gelaufen.
Am besten ist es wohl die Verbote einfach zu ignorieren anstatt durch die Wohngebiete zu zuckeln. Allerdings, kann man die 30-Kmh-Beschränkung ja aufheben wenn da weniger Lkws durchfahren. Dann hätte es zumindest etwas Gutes.
Es ist, wie so oft, Stückwerk; Omnibusse werden in der Ausnahmegenehmigung nicht erwähnt und das Alter, ab dem Diesel nicht mehr an den fraglichen Stellen fahren dürfen, auch nicht spezifiziert, von der Frage, wie das kontrolliert werden soll, nicht zu reden.
Manchmal frage ich mich ob ich der einzige bin, der hier Schildbürgertum sieht. Zwei Messtellen melden, dass die Grenzwerte überschritten werden. Nun darf man an diesen Messstellen nicht mehr vorbeifahren.
Und niemand spricht davon, an den Ausweichstrecken neue Messstellen aufzustellen.
Der Luftreinhalteplan spricht explizit davon, dass die Ergebnisse evaluiert werden sollen. Es kann ja nämlich sein, dass die beiden Mini-Abschnitte als Testlauf nicht ausreichen und die Fahrverbote weiter ausgeweitet werden müssen. Dafür gibt’s zudem mobile Messstellen, um genau dies zu ermitteln, zumal man nicht haargenau alle Quellen und Senken der Verkehrsverflechtungen kennt, um mitzuteilen, wer genau auf welche Straße ausweicht. Von etwas noch nicht gehört zu haben, ist nicht weiter schlimm, aber man sollte davon nicht ableiten, dass es folglich nicht irgendwo bedacht sein könnte.
Wir haben in Hamburg nur insgesamt 4 Messpunkte! Wird der Verkehr der Stresemannstraße meinetwegen über Lokstedt umgeleitet, dann wird in Lokstedt aber nicht gemessen. Abgesehen, dass die DieselLKW nun eine 5-fach so lange Strecke mitten durch Hamburg fahren müssen. Hauptsache die Strese ist über ein Jahr lang unter dem Grenzwert, dann darf dort nämlich der Messpunkt abgebaut werden und in Bergstedt wieder aufgebaut 😉 Problem erkannt?
Ja die Stadt lässt die Autos umleiten durch Wohngebiete damit die Werte an den Hauptstraßen wieder stimmen!!
Das kann in der Tat nützlich sein, da nicht die Gesamtzahl der Stickoxide das Problem ist, sondern die Konzentration an einzelnen Orten. Wenn bspw. in einer Straße 50 µg/m³ gemessen werden und in anderen anderen 20, dann wäre das Problem gelöst, wenn in beiden zukünftig 35 µg/m³ gemessen werden, da der Grenzwert bei 40 liegt. Am sinnvollsten hingegen natürlich eine Verkehrsvermeidung durch attraktive Alternativen, aber die sind kurzfristig nicht umsetzbar. Wer eine Idee hat, wie man in kurzer Zeit sehr effektiv die Werte einhalten kann, der sollte mal quer durch Europa pilgern und sich eine goldene Nase verdienen.
Vielleicht sollte sich der Senat eher mal mit der Landversorgung der Kreuzfahrtschiffe auseinandersetzen als hier blinden Aktionismus ohne tiefere Wirkung zu praktizieren
Auch ein verstärkter Ausbau eines zuverlässigen ÖPNV trägt bestimmt besser zu Luftreinhaltung bei
Warum werden seit 2010 immer noch Taxen mit Dieselmotor zugelassen und nicht hier der Einsatz alternativer Antriebe verbindlich gefordert
Bei Kreuzfahrtschiffen sind die Probleme eher CO2 und SO2, nicht NOx und PM5/10. Früher gab’s keine Landstromanlagen und die CDU hat gemeckert, der SPD-Senat würde sich dahinter verstecken, dass sowas nach diversen Machbarkeitsstudien fernab jeder Wirtschaftlichkeit sei. Nun hat man eine Anlage in Betrieb, schreibt entsprechend rote Zahlen (was ja per se nicht schlimm ist, wenn es darum geht, die volkswirtschaftlichen Schäden zu reduzieren durch eine bessere Stadtluft) und die selben Oppositionsheinis jammern nun darüber, dass es ein Zuschussgeschäft wird.
An den betroffenen Straßen ändert es an dem Problem aber auch nicht viel, weshalb so ein Whataboutism herzlich wenig bringt. Darüber zu klagen, dass vor acht Jahren irgendetwas nicht umgesetzt wurde, ist auch müßig. Dann können wir auch auf die 90er zurückgehen, als die WHO erstmals mithilfe von Meta-Studien entsprechende Grenzwerte vorschlug und die EU sie auch zehn Jahre später beschloss, während es in Deutschland — egal ob Bund, Länder oder Kommunen — einfach niemanden interessierte. Hätte man damals massiv in den Umweltverbund investiert, wären uns Fahrrestriktionen in bestimmten Vierteln erspart geblieben. Aber das ist eben “hätte, hätte, Fahrradkette” und hilft im Jahre 2018 nicht weiter.
Es gibt in Hamburg übrigens etwas mehr als 3.000 Taxen. Aufgrund ihrer Fahrleistung werden sie auch schneller ersetzt und sind daher im Schnitt moderner/abgasärmer als die Kfz von Privatpersonen. Insgesamt gibt es (2017) in Hamburg fast 900.000 Fahrzeuge. Davon sind rund 270.000 Diesel-Pkw, und 490.000 Benziner. Im Alltag kommen noch 300.000 Pendler sowie Tagesreisende aus dem Umland hinzu, die größtenteils den MIV nutzen. Auf Taxen zu schießen bringt auch unter Berücksichtigung ihrer jährlichen Fahrleistung also erstmal sehr wenig.