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Ranking: Hamburg belegt letzten Platz für „Nachhaltige Mobilität“

Zu laut, zu schlechte Luft: Hamburg ist in einem Bundesländer-Ranking zum Thema "Nachhaltige Mobilität" des Eisenbahn-Verbandes "Allianz pro Schiene" auf dem letzten Platz gelandet. Während Berlin den ersten Platz belegt und Bremen gelobt wird, fällt die Kritik für die Hansestadt teilweise vernichtend aus.
Christian Hinkelmann
Autoverkehr bei Nacht in Hamburg
Tempo 30 in der Nacht: eine Möglichkeit des Lärmschutzes, der in Hamburg immer wieder angewendet wird.
Foto: Christian Hinkelmann

Hamburg ist Schlusslicht in einem Bundesländer-Ranking des Eisenbahn-Verbandes „Allianz pro Schiene“ zum Thema „Nachhaltige Mobilität“. Im jährlich erscheinenden „Bundesländerindex Mobilität“ belegt die Hansestadt nur Platz 16.

Die Spitzenposition des Rankings nimmt Berlin ein, danach folgen Thüringen und Baden-Württemberg. Bremen landet auf Platz 7, Niedersachsen auf 8 und Schleswig-Holstein auf Position 10.

Hamburg hat in dem Ranking vor allem in den Einzeldisziplinen „Lärmvermeidung“, Luftqualität“ und „Flächenschonung“ schlecht abgeschnitten.

Demnach erreicht die Hansestadt  beim Jahresmittel des Luftschadstoffs Stickstoffdioxid erreichte Hamburg eine der höchsten Immissionskonzentrationen aller Länder. Laut dem Eisenbahnverband sei „leider auch kein Wandel in Sicht“. Bei der Entwicklung sei das Land heute nur wenig besser als 2008.

Beim Thema Lärmschutz liegt Hamburg laut der Studie mit tagsüber 8,5 Prozent und nachts 11 Prozent Verkehrslärmbetroffenen im Ländervergleich in der Schlussgruppe und schneidet nur wenig besser ab als Berlin. Anders als in der Hauptstadt gebe es in Hamburg derzeit aber kein konkretes Lärmschutzziel, das den gesetzlich vorgeschriebenen Lärmaktionsplan flankiere, so der Vorwurf des Lobbyverbandes. Er bemängelt, dass dem Hamburger Senat konkrete politische Ziele fehlen.

„Hamburg ist ein Land mit Nachholbedarf,“ so die scharfe Kritik von Pro Allianz Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege. Das Wort Nachhaltigkeit müsse in Hamburg erst einmal richtig buchstabiert werden, so Flege laut Weser Kurier we…

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Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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9 Antworten auf „Ranking: Hamburg belegt letzten Platz für „Nachhaltige Mobilität““

3 Stärken hat HH laut der Studie:

1. „Beschäftigung öffentlicher Verkehr“ (Platz 3)

In Wahrheit ist das m.E. eine „Rote-Laterne-Kriterium“. In HH gibt es nur so viele Beschäftigte im Fahrdienst, weil man auf den Bus setzt und daher für wenig Verkehrsleistung viel Personal braucht. Der Fahrgast hat davon genau gar nichts.

2. Klimaschutz (Platz 4)

Hier hat Busfahrer schon die blumigen Konzepte erwähnt, die derzeit – im Gegensatz zur andernorts täglich gelebten Elektromobilität im ÖPNV – keinerlei Wirkung entfachen.

3. Sicherheit (Platz 5)

Kann ich absolut unterschreiben. Hier ist insbesondere die Hochbahn mit der Hochbahnwache im Vergleich perfekt. Bei der S-Bahn: Naja, wenn die DB Sicherheitsmitarbeiter die Treppe eilig hochlaufen, sollte man lieber nicht auf den Bahnsteig gehen ;-). Aber Spaß beiseite: Auch hier ist es m.E. im Gesamtblick in Ordnung.

D.h.: Auch ich würde zustimmen, dass die Studie wirklich stark zweifelhafte Kriterien anwendet. Allerdings ist die Tendenz derart eindeutig, dass man im Ergebnis in der Tat nicht ganz falsch liegen wird …

@Fahrgast
An den Haaren herbeigezogen ist das alles sicherlich nicht, aber was ist die Moral von der Gescht‘?
Dass Länder wie Bayern, Niedersachsen und Schleswig/Holstein mit Luftverschmutzung und Lärmbelästigung weniger Probleme haben, als Stadtstaaten ist doch logisch und insofern kein sinniger Vergleich.
Auch hat die Anzahl der Beschäftigten im ÖPNV wenig Aussagekraft, weil diese von Faktoren abhängig sein können, die rein gar nichts mit Nachhaltigkeit zu tun haben.
Beim Klimaschutz beispielsweise hat HH gute „Noten“ bekommen, weil man eine Masterplan hat. Das ist ja ganz toll, aber Pläne sind noch keine Ergebnisse. Also insgesamt macht das Ganze für mich wenig Sinn.

Naja, ganz so an den Haaren herbeigezogen kann das Ranking nicht sein. Es wird wissenschaftlich von der Universität St. Gallen begleitet und es gab für diesen Index schon eine Auszeichnung des Nachhaltigkeitsrates der Bundesregierung. Auch die Verkehrsministerkonferenz hat sich in den letzten Jahren schon mit den Ergebnissen beschäftigt und andere Verkehrsverbände unterstützen das Projekt.

@HVV-Kennxperter

„Übrigens, Kopf hoch – positiv denken:
Immerhin ist Hamburg in diesem Ranking einen Platz besser als der HSV in der Bundesliga.“

Guter Vergleich. Und zwar, weil der Erfolg des HSV in etwa den selben Zusammenhang zur Nachhaltigkeit der Mobilität darstellt, wie die o.g. Studie:-)
Eine Studie, die mehr sinnvolle Kriterien beinhaltet hätte, würde nämlich sicherlich mehr zur Verbesserung beitragen, quasi Argumente liefern, um mehr zu tun.

@ursusmutus:

Sehe ich auch so. Andererseits würde die HH-Politik sich gern dafür feiern, hätten sie einen besseren Platz belegt. 🙂

Übrigens, Kopf hoch – positiv denken:
Immerhin ist Hamburg in diesem Ranking einen Platz besser als der HSV in der Bundesliga.

@ursusmutus
100% Zustimmung!
Als ich das gelesen habe, habe ich mich fast tot gelacht. Wenn man jetzt eine Studie gemacht hätte, wo es darum geht, wer in Deutschland am tollsten Seilhüpfen kann, hätten die Ergebnisse in etwa die selbe, nichts aussagende Tragweite für den ÖPNV (der Mobilität) gehabt:-)

Also ich finde das gesamte Ranking sehr eigenartig. Mir wird aus diesem Artikel und der Grafik nicht wirklich deutlich, was dort tatsächlich bewertet wurde (und nein, ich mache mir nicht die Mühe mir die Studie komplett duchzulesen).

Aber was bedeutet z.B. Beschäftigung öffentlicher Verkehr? Was wurde dort bewertet und was hat das mit Nachhaltigkeit zu tun?
Genauso Flächenschonung: Wie quantifiziere ich das? Etwa durch Versiegelungsraten pro Jahr?
Und zum Thema Lärmvermeidung: Es werden immer mehr Tempo-30 Zonen eingerichtet, der A7-Deckel ist auch Lärmvermeidung. Aber genauso hier die Frage, was wurde hier quantifiziert? Wie lässt sich eine Vermeidung messen.

Auch die Auswahl der Rubriken erzeugt eine willkürliche Gewichtung. So taucht der Sicherheitsaspekt sowohl im öffentlichen, als auch im Straßenverkehr auf.

Aber eine Sache ist doch auch bemerkenswert: Das ach so tolle München steht mit Bayern genauso schlecht da wie Hamburg.
Mir jedenfalls sagt diese Studie sehr wenig. Die Themen (mit Nachholbedarf) Lärmschutz, Flächenschonung und Luftqualität sind ja auch nichts neues für HH. Ich denke da vor allem an die immer mehr werdenden Tempo-30-Zonen. Auch über City-Maut bzw. Umwelt-Zone wurde ja schon viel gesprochen.
Worauf ich hinaus möchte ist, dass man seine Politik nicht darauf auslegten sollte, in Studien irgendeines Lobbyvervandes ganz oben zu landen.

Wie peinlich für Hamburg! Ich kann mir die Kommentare schon vorstellen: „Wir sind zwar auf dem letzten Platz, aber ein Vergleich mit anderen Bundesländern ist so nicht zulässig.“ Es wird sicher auch die Vorhülse geben: „Letzter Platz, ja, bedauerlich, aber wir sind auf einem guten Weg.“ Womöglich muss dann noch diese irrsinnige Busbeschleunigung als Beispiel für Hamburgs „heraussragendes Engagement“ herhalten. Oder: „Wir sind als Verkehrsunternehmen nicht zuständig, verantwortlich ist die Poitik.“ Oder „Wir als Politiker können nichts machen.“ Möglich ist es allerdings auch, dass von der Politik dieses Bundesländer-Ranking nicht einmal ignoriert wird.

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