Massenhafte Ausfälle, zusammengestrichene Fahrpläne und schwer genervte Fahrgäste. Seit Monaten ist bei der einst so zuverlässigen AKN der Bahnverkehr aus dem Takt geraten. Akuter Personalmangel und der Umbau der wichtigen AKN-Linie A1 zu einer S-Bahn sorgen beinahe täglich für Fahrgast-Frust.
Die Situation eskalierte am 21. September, als die AKN quasi ohne Vorankündigung mitten im Berufsverkehr den Betrieb der A1 einstellte und statt des üblichen 10-bis-20-Minuten-Takts teilweise nur alle anderthalb Stunden einen Ersatzbus fahren ließ.
Im Gespräch mit NAHVERKEHR HAMBURG erklärt AKN-Chef Matthias Meyer ausführlich, was an dem Tag hinter den Kulissen vor sich ging, wie lange es noch dauern wird, bis der Bahnbetrieb wieder stabil läuft, warum Ausfälle oft nicht in der HVV-App auftauchen, ob die Umbauarbeiten zur S-Bahn rechtzeitig bis Ende 2025 fertig werden, wie das künftige AKN-Liniennetz aussehen soll und mit welcher veränderten Strategie das Unternehmen seine Zukunft langfristig sichern will.
NAHVERKEHR HAMBURG: Herr Meyer, was lief am 21. September bei Ihnen schief?
Matthias Meyer: Die Situation, die sich am besagten Donnerstag entwickelte, war in der Tat außergewöhnlich. Innerhalb dieser Woche verzeichneten wir einen drastischen Anstieg der Krankheitsfälle unter unseren Triebfahrzeugführerinnen und -führern – von sieben auf 19 zwischen Montag und Donnerstag. Das bedeutet, dass zwölf zusätzliche Krankmeldungen innerhalb von nur wenigen Tagen eingegangen sind. Diese plötzliche Zunahme hat uns am Mittwoch und Donnerstag derart überrascht, dass wir leider nicht mehr adäquat reagieren konnten. Insbesondere am Donnerstag konnten wir den Ersatzverkehr nicht in dem Maße sicherstellen, wie es in solchen Situationen erforderlich ist. Ab Freitag funktionierte der Ersatzverkehr dann wieder.
NAHVERKEHR HAMBURG: Die Kritik war nach dem 21. September laut – nicht nur von Fahrgästen, sondern auch vonseiten der Politik. Quickborns Bürgermeister Thomas Beckmann kritisierte etwa öffentlich, dass er die AKN-Geschäftsführung an dem Tag nicht erreichen konnte und selbst zusÃ…
9 Antworten auf „AKN-Ausfälle: stabiler Betrieb erst in einem Jahr“
Mir ist nach wie vor der Sinn einer S-Bahn nach Kaltenkirchen als Ersatz für die AKN unklar. Es kostet sehr viel Geld und führt während der Bauzeit zu sehr viel Frust. Aber was bringt es? Bedeutend schneller wird die S-Bahn nicht sein und schon gar nicht zuverlässiger und pünktlicher im Vergleich zur AKN vor Beginn der Bauphase. Der einzige Vorteil ist, dass sich viele Fahrgäste das Umsteigen in Eidelstedt künftig ersparen. Aber hätte man für das viele Geld nicht lieber irgendwo eine Bahnstrecke bauen können, wo es noch keine gibt? Ich bitte um Aufklärung.
Gerade bei web.de gelesen:
Die S-Bahn nach Kaltenkirchen soll statt Ende 2025 erst 3 Jahre später, Ende 2028, in Betrieb gehen. Hauptgrund seien Lieferprobleme für das Umrichterwerk (Urw) Kaltenkirchen. Dass heißt dann wohl auch, dass selbst eine Notspeisung aus dem Schaltposten Eidelstedt für einen ausgedünnten Takt zumindest bis Quickborn nicht realistisch ist. (Na, hoffentlich wird wenigstens der Draht unter Spannung gesetzt, damit am Ende nicht „zwei Oberleitungen da hängen“. 😉 Sowas soll ja schon vorgekommen sein.)
Diese Lieferanprobleme werden dann wohl alle weiteren geplanten dezentralen Urw im Norden betreffen. Das heißt, dass wohl dann Schwerin nach 10 Jahren (?) immer noch nicht betriebsbereit ist, und auch die Stettiner Bahn nicht wie geplant elektrifiziert werden kann (Neubau des dafür notwendigen Urw Angermünde – und dabei könnte man seit gestern abend wieder richtig gern nach Polen fahren). Die letzten beiden alten DDR-Umformerwerke in Stralsund und Prenzlau müssen dann ebenfalls noch auf eine Ablösung warten.
Trotzdem ein kleiner Lichtblick für die künftige S5: Sie wird garantiert immer noch eher fertig werden, als die S4 bis Rahlstedt. Jede Wette. 😅
Die folgende Aufgabe überfordert mich gerade: Ordnen Sie die folgenden Bauprojekte nach ihrer Fertigstellung.
A) S4 bis Rahlstedt B) S4 bis Bad Oldesloe C) S5 nach Kaltenkirchen D) U4-Ost E) U5-Ost F) Bergedorf – Gestaacht G) Fernbahnhof Diebsteich H) Westzugang Ottensen
Wenn das alles nicht so traurig 😥 wäre, dann 🤔🙂😃😅😂🤣.
Die in der guten alten Zeit von 2015 erdachte Verkehrswende löst sich immer weiter auf.
Dank denen, die in den 1990er Jahren alles dafür taten, die AKN so auszubauen, dass dort nie eine S-Bahn fahren sollte, und denen, die das Projekt in den 2000er Jahren verschleppt haben: Hamburgs grüne Senatorin (Zufall, dass sie jetzt ganz nah am unseligen Heizungsgesetz war?), sowie ein holsteinischer Minister und DB-Planer, die in Ellerau ums Verrecken gegen die Bürger planen wollten, was sie dann zeitraubend ändern mussten. Jahrelang weigerte man sich, jene Durchbindung der Aumühler Linie nach Kaltenkirchen zu hinterfragen, die die S-Bahn nun gesichtswahrend mit der Netzumstellung abräumt. Hätte man von Anfang an auf die Stader Linie und ihre für Ellerau passende Fahrplanlage gesetzt, wären wir jetzt schon fertig!! Selten war der Vorwurf der Willkür von einer Bürgerinitiative so berechtigt.
Ob es bei der AKN bei 2028 bleibt? Die Verschiebung der S4 ist sowas von absehbar.
Gemeinsamer Personalpool mit der Hochbahn? Sie wissen schon, dass man einerseits eine Ausbildung nach BOStrab und andereseits nach EBO braucht?
By the way: Die Pressemeldung mit der Grafik von dieser Seite ist auf der Prellbock-Seite noch abrufbar.
Ja, tatsächlich, als PDF über „mehrere Ecken“ erreichbar. Auf diese Website gehe ich sonst nicht. Ich hatte das Ganze bei Lok Report online gelesen. Dort wurde die PM aber vor einigen Tagen heruntergenommen.
Aber was soll man erwarten, wenn jemand genau zur Gedenkminute zum Jahrestag von Putins Ãœberfall auf die Ukraine hier einen Kommentar verfasst und nun kurz nach dem Hamas-Terror etwas von „Baustellenterror“ schreibt…
Für einen Zusammenbruch des Verkehrs auf einer der wichtigsten AKN-Strecken mittenim Berufsverkehr gehört die Geschäftsleitung rausgeschmissen, weil sie kein Notfallkonzept hat. Man könnte ja vielleicht auch einige der AKN-Mitarbeiter in den Büros zu Triebwagenführer/-innen ausbilden, die dann in solchen Situation mit geballt auftretenden Krankmeldungen einspringen können. Büroarbeit kann verschoben werden, das Fahren von Zügen nicht. Gleiches gilt für Mitarbeiter in der Infrastruktursparte, die binnen einer Stunde für einen ausgefallenen Loführer einspringen können sollten. Ebenfalls gibt es Leihlokführer, die man als Fall-back-Reserve anheuern bzw. vorhalten muss. Noch sinnvoller wäre es, die AKN voll in die Hamburger Hochbahn zu integrieren, dann könnte man auf einen größeren Personalpool zurückgreifen und auf eine offentsichtliche überforderte Geschäftsführung verzichten.
Vor dem Hintergrund der Personalknappheite an allen Enden: Warum exisitieren überhaupt AKN, Nordbahn und Erixx parallel? Und könnte man nicht mehrere Bahn- und Busunternehmen zusammenfassen?
Wäre alles eins, könnte man leichter Personal austauschen und die Kommunikation verliefe vermutlich innerbetrieblich schneller. Mir kommen immer wieder Zweifel, ob der vielbeschworene „Wettbewerb“ wirklich konstruktiv ist oder nicht mehr Probleme schafft als er löst.
Wenn das Land für einige Strecken jetzt auch die Züge anschafft und die Gleise der DB gehören, fehlt nicht mehr viel zu einer neuen Staatsbahn. Dann wird nur noch der Bereich Personal und Betrieb outgesourct. Dürfte das Land *ein* eigenes Bahn- und Busunternehmen betreiben?