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Ausfall: 50 Prozent weniger Züge im Berufsverkehr über die Elbe

Bahngesellschaften streichen Regio-Fahrpläne zwischen Harburg und Hamburg-Hauptbahnhof ab heute massiv zusammen – ein Jahr lang. Diese Fahrten im Berufsverkehr fallen weg. Das sind die Alternativen, deswegen sind sie nicht gut und so hätten sie besser sein können.
Christian Hinkelmann
Ein Metronom-Zug am Bahnhof Hamburg-Harburg.
Ein Metronom-Zug am Bahnhof Hamburg-Harburg.
Foto: Christian Hinkelmann

Bahn-Pendlerinnen und -Pendler, die aus dem Süden morgens nach Hamburg rein und nachmittags wieder raus wollen, müssen schon seit längerer Zeit starke Nerven und viel Geduld haben, denn seit dem Sommer gibt auf den Strecken Richtung Hansestadt immer wieder Ausfälle und Einschränkungen wegen Bauarbeiten.

Doch das, was ab heute gilt, stellt alles Bisherige in den Schatten: Ein Jahr lang fällt nämlich in den Hauptverkehrszeiten jeder zweite Regionalzug zwischen Hamburg-Harburg und dem Hamburger Hauptbahnhof aus.

NAHVERKEHR HAMBURG erklärt im Detail, welche Zugfahrten konkret wegfallen, wie die Verkehrsunternehmen den Kahlschlag verkaufen, warum die Alternativen für Fahrgäste nicht besonders gut sind und wie man es hätte besser machen können.

Darum geht es

Konkret geht es um die Regionalzuglinien RE3, RB31, RE4 und RB41 vom Metronom und um die Regionalexpresslinie RE5 von der DB-Tochter Start Unterelbe. Bisher sind diese fünf Linien im Stundentakt zeitversetzt aus Cuxhaven, Bremen und Lüneburg bis zum Hamburger Hauptbahnhof durchgefahren. Auf dem gemeinsamen Abschnitt zwischen Harburg und dem Hamburger Hauptbahnhof hat sich somit ein dichter Takt von vier bis fünf Fahrten pro Stunde ergeben. Im Berufsverkehr waren es dank zusätzlicher Verstärkerzüge sogar bis zu zwölf Fahrten pro Stunde und Richtung.

Doch schon seit einigen Monaten fallen einige dieser Fahrten aufgrund diverser Baustellen im Bahnnetz immer wieder aus. Ein konkretes Beispiel: Am 12. Oktober fuhren von dem im regulären Jahresfahrplan vorgesehenen 20 Zügen zwischen 6 und 8 Uhr morgens in der Realität nur 16 von Harburg zum Hauptbahnhof.

Und mit dem Fahrplanwechsel am vergangenen Wochenende wird es noch deutlich schlimmer: Ab heute stehen im neuen Jahresfahrplan montags bis donnerstags z…

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Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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9 Antworten auf „Ausfall: 50 Prozent weniger Züge im Berufsverkehr über die Elbe“

Ein sehr informativer Artikel! Und die Politik wusste davon nichts? Das Fiasko war absehbar und ist nicht erst seit gestern bekannt. Natürlich schweigt unser Verkehrssenator sich zu diesem Thema aus. Peinlich ist nur, dass man sich nicht um brauchbare Ersatzlösungen bemüht (mehr Busverkehr mit Ampelvorrangschaltungen, mehr Fähren von Harburg zu den Landesunsbrücken usw.), sondern es den Pendlern überlässt, wie sie mit der Situation umgehen. Folge wird mehr Autoverkehr sein, aber gleichzeitg fällt in diesen Zeitraum die Erweiterung der A1 auf 8 Spuren, dies wird während der Bauarbeiten für zusätzliche Behinderungen sorgen. Es stellt sich die Fragen, warum bei den derzeitigen vergleichweise kleinen Brückenbauarbeiten auf der Veddel nicht 24/7 gearbeitet wird, wie das bei solchen Baustellen eigentlich üblich sein sollte.
Wieder zeigt sich, dass eine zweite Eisenbahnelbquerung im Hamburger Westen, die vom Verkehrssenator bewusst auf die lange Bank geschoben wird, aboslut vordringlich ist. Eigentlich müsste die fertig sein, bevor mit den Neubauarbeiten der Süderelbbrücken und der Sanierung der Norderelbbrücken begonnen wird.

Noch ein Umstand sollte erwähnt werden: Eigentlich müsste man denken, dass zur Kompensation der reduzierten Taktung zur Bewältigung der Pendlerströme auch längere RE/RB/ME Züge zum Einsatz kommen könnten.
Das geht jetzt aber leider nicht (mehr), weil die DB bei der Sanierung der Kleinstadt-Bahnhöfe in den letzten Jahren in sagenhafter Kurzsichtigkeit die Bahnsteige verkürzt hat!
Da wird in Sonntagsreden seit Jahren von der Stärkung des ÖPNV gesprochen und Ausbauziele verkündet, aber in der Praxis das genaue Gegenteil gemacht.
Da bleibt mir die Spucke weg.

Dass nie durchgängig Langzüge auf der S3 eingesetzt werden, wird mir stets eines der großen Rätsel des Hamburger Verkehrs bleiben. Es bedarf keiner zusätzlichen Fahrplanlage, keines zusätzlichen Personals und die Fahrzeuge sind auch vorrätig. Geht’s hier etwa nur ums Strom sparen? Das wäre dann aber in meinen Augen der „billige Jakob“ angesichts der Pendlersituation im Süderelbbereich.
Gleich unverständlich ist mir, dass immer noch nicht das Altonaer Kehrgleis um die „wenigen Zentimeter“ verlängert worden ist, damit auch die S31 endlich mit Langzügen wenden und fahren kann.
Und genau so unverständlich: Warum wird nicht endlich die U4 mit Hochdruck in den Süden geplant, nicht bloß diese lächerliche eine Station? Es braucht eine zweite unabhängige Schienenverbindung mit einem anderen System in den Süden.
Außerdem: Jetzt sollte der Moment sein, die alte 34 als X-Bus auf genau der alten Fahrstrecke wiederzubeleben und nicht mehr die Menschen mit dieser unsinnigen 155 abzuspeisen.
Die Verantwortlichen in dieser Stadt müssten doch nun langsam mitbekommen haben, wie die Situation ist und sich noch zuspitzen wird.

Moin Jens,
Zustimmung. Die Langzüge können auf der S3 nicht durchgängig fahren, da auch westlich Neugraben die Bahnsteige zu kurz sind. Nach Pinneberg werden die jetzt verlängert, einfach um in Elbgaustraße Zeit und Ärger beim Kuppeln zu vermeiden. Fraglich vor allem, ob ausreichend Zweistromer-Fahrzeuge vorhanden sind.
Ich denke, es müssen die Busspuren auf den Elbbrücken und Amsinckstraße bis Hauptbahnhof im Norden und auf der B75 bis Harburg im Süden verlängert werden. Und dann braucht man noch Busse und vor allem Fahrer und Fahrerinnen ….

Moin Mathias,
dorthin können sie nicht als Langzug fahren, aber sie könnten, wie bisher ja auch, in Neugraben verstärkt oder geschwächt werden. Das „Rangierpersonal“ ist ja vor Ort. Auch denke ich, dass genügend 474.3 und 490.2 vorhanden sind. Die großen Umbauarbeiten (bis auf den Umbau der 474.2 zu 474.4) sind gerade erst mit der Nachrüstung der 474.2 und 474.3 mit neuer Türtechnik (Warum hat man dazu eigentlich nichts im Internet gelesen?) abgeschlossen worden. Jetzt dürften die Zweisystemer nur noch wegen der üblichen Wartungs-/Revisionsarbeiten in der Werkstatt weilen und ansonsten verfügbar sein.

Wann endlich räumt der Senator ein, dass für das südliche Umland die Verkehrswende erst nach 2036 möglich ist? Und was tut er dafür, dass die Menschen von dort bis dahin weiterhin problemlos mit dem Auto zur Arbeit fahren können?

Wenn man nicht mehr nach Hamburg rein kommt, warum sollte man dort arbeiten wollen, wenn es bezahlbare Wohnungen nur weit draußen gibt. Da kann sich die Hamburger Wirtschaft schon mal darauf einstellen, dass sie bei der absehbaren Personalsituation eben keine Arbeitskräfte mehr findet. Und auch Neubürger brauchen erstmal eine Wohnung bzw. nutzen mit einer Wohnung in Dahlenburg, Ratzeburg, Sauensiek oder Wacken dem Hamburger Arbeitsmarkt nichts.

„hätte mit einer langfristigen Vorplanung, finanziellem Einsatz und politischem Willen vermeidbar sein können.“

Genau. Wir sind aber in Deutschland. Und in Deutschland hat der ÖPNV weder in der Politik noch in der Gesellschaft eine ernstzunehmende Lobby. Er fehlt einfach in der Grundmentalität der meisten Menschen.
Ich habe mittlerweile aufgehört, an die viel beschworene Verkehrswende zu glauben. Es gibt jetzt ein bisschen Symbolprojekte hier und ein paar Feigenblätter dort. Aber grundsätzlich reformiert wird im Verkehrssektor nichts. Sieht man ja jetzt schon nach einem Jahr Ampelkoalition. Besser werden die politischen Bedingungen für die Verkehrswende in Deutschland nicht. Wenn, dann eher schlechter. Und in 5-10 Jahren ist man dann zufrieden, weil ja immer mehr Autos elektrisch fahren und man ja aus Klimagründen auch nichts mehr ändern muss.
Dass Verkehrswende mehr ist als Klima, verstehen die meisten nicht. Zu sehr hängt das Auto in den Köpfen.

das die Brücken an der Süderelbe nach bereits 45 Jahren erneuert werden müssen, ist eigentlich ein Witz
(Hier ein video aus den siebziger Jahren zum Bau dieser Brücken:
https://www.youtube.com/watch?v=vvmMo96PN-Q)

aber dafür kann ja niemand etwas und auch das etwas getan werden muß, ist ja unstreitig: Aber warum dauert das so lange? Bauzeiten von 8 Jahren? Planungszeiten von 10 Jahren? Was gibt es denn da alles vorzubereiten? Und warum ist das in anderen Ländern anders?

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