Seit sechs Jahren arbeitet der HVV an einem neuen digitalen Ticket, das die gefahrenen Strecken von allein erkennt und automatisch immer den günstigsten Preis für alle Fahrten an einem Tag abrechnet (siehe hier). Seit dreieinhalb Jahren soll diese Funktion, die den Markennamen „HVV Any“ trägt, eigentlich schon im Alltagseinsatz sein, doch dazu kam es bis heute nicht. Mehrfach wurde der Starttermin verschoben.
Einen neuen konkreten Termin gibt es bislang nicht. „Im Herbst“ heißt es vom HVV nur. Erst zum Monatsende soll ein genaues Startdatum für „HVV Any“ festgelegt werden, erklärte HVV-Sprecherin Silke Seibel auf NAHVERKEHR HAMBURG-Nachfrage.
Was sind die Gründe dafür? Immerhin erklärte der Verbund noch vor wenigen Monaten, dass die neue Ticketfunktion eigentlich fertig sei und der Start nur aus strategischen Gründen Richtung Herbst verschoben wurde, um eine Markteinführung parallel zum 9-Euro-Ticket zu vermeiden (siehe hier).
Testreihe mit hoher System-Belastung
Doch zu 100 Prozent fertig schien „HVV Any“ im Frühjahr noch immer nicht zu sein. In den vergangenen Monaten hatte der Verbund mit einem geschlossenen Nutzerkreis weiter intensiv getestet und zusätzlich Simulationen zur Performance bei besonders hohen Nutzungszahlen durchgeführt, wie HVV-Sprecherin Seibel gegenüber NAHVERKEHR HAMBURG erklärte. „Diese Tests liefen alle erfolgreich. Die jetzige Beta-Version entspricht demnach mit Blick auf Genauigkeit der Fahrtermittlung bereits dem Standard, der die Einführung von ‚HVV Any‘ in der HVV Switch…
9 Antworten auf „Bestpreis-Ticket: Starttermin noch immer offen – HVV sucht Tester“
Dass die Registrierung nur über HVV Switch kommuniziert wurde, ist für den „neuen HVV“ leider typisch.
Generell halte ich ein für Gelegenheitsfahrgäste gedachtes Tarifsystem in einer stark abgespeckten App für fehlplatziert, da gerade diejenigen, die den HVV nur selten nutzen wahrscheinlich recht häufig auf die in der Switch-App nicht vorhandene Fahrplanauskunft zurückgreifen müssten.
Der Nachteil wird verschwiegen. Wenn ich mir selbst um Zahlgrenzen, Zonen und Ringe keine Gedanken mache (und dadurch eine tariflich teurere Strecke als nötig wähle) habe ich auch keine Kostenkontrolle, und die böse Überraschung kommt dann am Ende des Tages mit der Abrechnung. Es besteht auch die Gefahr, dass man unwissentlich das Verbundgebiet verlässt, um an Knotenpunkten wie Lübeck Hbf (z. B. bei einer Fahrt von Reinfeld nach Ratzeburg) oder Neumünster (Fahrt z. B. von Bad Bramstedt nach Bad Segeberg) umzusteigen, und man dort dann zum Schwarzfahrer wird.
Wir brauchen kein HVV-Any, sondern endlich eine Beseitigung des Tarifdschungels.
Das wird wirklich lustig. Da bietet der HVV ja einige Optionen, zum Beispiel wenn man von Altona zur Kellinghusenstraße möchte:
S31 von Altona nach Sternschanze, dann U3 bis Kelle (17 Minuten): 1,80 Euro
Mit der Buslinie 15 bis Schlump und dann U3 bis Kelle (21 Minuten): 2,40 Euro
Mit dem 25er Bus direkt von Altona nach Kelle (28 Minuten): 3,50 Euro.
Längere Fahrt heißt also höhere Kosten. Und für eine traumhafte Fahrt in einem Bus zahlt man natürlich einen Obolus extra. Eine rumpelige Tramp wäre da wahrscheinlich am billigsten, damit sie jemand nutzt. 😉
Es sollte noch viel kritischer herausgestellt werden, dass der HVV seit 6 Jahren an einem System bastelt, welches in London seit fast 20 Jahren besteht und dort (das wird ja im Artikel erwähnt) viel einfacher zu handhaben ist, als HVV Any je sein wird. So lange es über 60 Verkehrsverbünde mit eigenen Apps, Tarifen, Zonen, Mitnahmeregelungen… in Deutschland gibt, wird der Nahverkehr für Gelegenheitsnutzer nicht attraktiv werden und für Touristen ein nicht zu durchblickendes Wirrwarr bleiben. Ein absolutes Armutszeugnis und symptomatisch für mittlerweile so viele Bereiche in unserem Land.
Ich möchte gerne ergänzen: Man darf auch gerne kritisch herausstellen, dass diese ganze langwierige und teure Herumbastelei an technischen Insellösungen für drölfzig Tarifzonen bundesweit (!) völlig entbehrlich werden würde, wenn es eine vernünftige Nachfolge für das 9-Euro-Ticket gäbe, von mir aus gerne in der Größenordnung 30€ pro Monat. Wer in diesem Fall überschlägig mindestens 5 Tage im Monat im HVV (oder wo auch immer) unterwegs ist, wäre damit bestens bedient, ohne sich mit irgendwelchem xyz-Any herumschlagen zu müssen.
Wer dann immer noch seltener fahren will, kann sich gerne klassische Einzel- oder Tageskarten holen, denn für diesen noch verbleibenden kleinen Nutzerkreis der sehr-selten-Fahrer sehe ich den technischen und administrativen Aufwand für irgendwelche Any-Lösungen beim besten Willen nicht ein, damit diese bei 3 Fahrten pro Monat ein-euro-fuffzig einsparen können.
Wird jede Fahrt einzeln abgerechnet auf dem Konto der Nutzer*in? Dann kommen u. U. noch kontoführungskosten dazu. Besser wäre sicher eine monatliche Rechnung.
Das geht in London schon seit Jahren so: Allerdings muß man aufpassen, das System spukt nicht immer die preisgünstigste Alternative aus und ganz schlimm wird es, wenn man sein Geldbeutel (mit mehreren Kreditkarten) auf das Ablesegerät hält. In Tokio ist es im Prinzip genauso.
Beide Städte haben allerdings auch Zugangssperren wodurch diese Vorgehensweise erleichtert wird. Es bleibt abzuwarten wie gut die Ablese (über Infrarot) funktiioniert.
Na schön, einen Artikel bringen über das HVV Amy, und dann kann man sich NICHT mehr anmelden. Danke, schade für die veräppelung
Als der Artikel heute früh online ging, funktioniert es noch.