Stadtbahn und Busbeschleunigung haben es gezeigt: Hamburgs Bürger wollen frühzeitig in geplante Bauprojekte eingebunden werden und reagieren mit Protest, wenn sie nicht mitreden dürfen.
Vermutlich deswegen hat die Hochbahn in der vergangenen Woche schon sehr früh mit einer umfassenden Bürgerbeteiligung für die geplante U-Bahn-Haltestelle Oldenfelde begonnen. Rund 100 Anwohner kamen zu einer ersten Informations- und Diskussionsveranstaltung.
Dabei haben Vertreter der Hochbahn und der Leiter des Bezirksamts Wandsbek, Thomas Ritzenhoff (SPD) den aktuellen Stand der Planungen präsentiert und Bürgerfragen beantwortet.
Ein großes Thema war laut Hochbahn der Verkehr rund um den neuen U-Bahnhof. Anwohner sprachen demnach von einem hohen Parkdruck in dem Gebiet und befürchten zugeparkte Straßen, wenn die Haltestelle gebaut wird. Weitere Themen waren Lärm- und Lichtschutz für die direkten Anlieger des neuen U-Bahnhofs.
Der U-Bahnhof Oldenfelde an der U1 soll auf halber Strecke zwischen Farmsen und Berne direkt an den Straßen „Am Knill“ und „Busbrookshöhe“ gebaut werden. Laut Hochbahn werden damit 4.500 Einwohner an das Hamburger U-Bahnnetz angeschlossen. Konkrete Angaben zu Kosten, zur genauen Lage und zum Aussehen der neuen Station gibt es noch nicht. Bislang liegt lediglich eine Machbarkeitsstudie vor.
Sicher ist bislang nur, dass der U-Bahnhof Oldenfelde vollständig barrierefrei geplant wird. Außerdem soll kein Kauf vo…
Eine Antwort auf „Bürgerbeteiligung für geplanten U-Bahnhof Oldenfelde gestartet“
„Bürgerbeteiligung für geplanten U-Bahnhof Oldenfelde gestartet“, schlagzeilt NahverkehrHamburg.de. Letztes Jahr lautete die Schlagzeile hier noch: „Standort für neuen U-Bahnhof Oldenfelde steht offenbar fest“ (28.8.2014).
Ich muss gestehen, dass ich kein Freund von aufwendigen Bürgerbeteiligungsverfahren bin, wenn die Ergebnisse bereits vorher feststehen, selbst dann nicht, wenn mir versichert wird, die Verfahrensträgerin habe „sehr früh mit einer umfassenden Bürgerbeteiligung für die geplante U-Bahn-Haltestelle Oldenfelde begonnen“, womit dann die vergangene Woche gemeint ist. Das würde ich nicht als „sehr früh“ bezeichnen.
Zu einer „umfassenden Bürgerbeteiligung“ gehört die Schilderung des Sachverhalts und eine Darstellung der verschiedenen Alternativen. Dazu gehören in der heutigen Zeit innovative PRT- oder GRT-Systeme. Wurde darüber informiert? Vermutlich nicht.
Oldenfelde ist ein anschauliches Beispiel dafür, in welcher Zwickmühle sich der kollektive ÖPNV befindet. Einerseits soll er den Raum möglichst schnell durcheilen, andererseits soll er ihn aber auch erschließen. Jeder zusätzliche Bahnhof auf der Strecke verlängert die Reisezeiten für all jene, die dort nicht ein- oder aussteigen wollen.
PRT-Systeme lösen dieses verzwickte Problem, indem sie mit kleinen, leichten Fahrzeugen operieren, die nicht mehr an jeder Haltestelle halten, sondern nur noch am Zielhalt. Die Haltestellen liegen deshalb NEBEN der eigentlichen Fahrspur, auf der die fahrerlosen Elektrofahrzeuge mit 40 km/h leise(!) an den Haltestellen vorbei rollen. Dies ermöglicht den Bau beliebig vieler Haltestellen, die dann entsprechend klein ausfallen können.
Durch die Vermeidung der Zwischenstopps und wegen der relativ niedrigen Geschwindigkeit verbrauchen PRT-Systeme rund 75% weniger Energie als U-Bahnen; deren Energieverbrauch fast auf Autoniveau liegt; das wird ja gerne „übersehen“. Trotzdem sind PRT-Systeme mit ihren bescheidenen 40 km/h ca. 30% schneller als eine U-Bahn. Dabei fahren die Wägelchen rein auf Bedarf, ohne Fahrplan, ohne Wartezeiten, rund um die Uhr. Es handelt sich also um einen taxiähnlichen ÖPNV auf einem eigenen Wegenetz, möglich geworden durch die Entwicklung des fahrerlosen Fahrens.
Die Betriebskosten von PRT-Systemen liegen unter denen eines Busses, einer Stadtbahn oder einer U-Bahn. Darin liegt ein erheblicher ökonomischer Anreiz für die ÖPNV-Betreiber, und deshalb wird sich die PRT-Technik vermutlich durchsetzen. Die Investitionskosten betragen ungefähr die Hälfte einer Stadtbahn, liegen jedoch – wegen der Kosten für die eigenen Weg – über den Investitionen für den Busverkehr.
Man muss ferner einschränkend sagen, dass es weltweit erst drei PRT-Systeme im praktischen Einsatz gibt. So gesehen ist die Technik noch sehr jung und stellt damit ein gewisses Wagnis dar. Das wäre aber noch kein Grund, den Anwohnern diese Alternative vorzuenthalten, selbst dann nicht, wenn sich Oldenfelde für eine erste PRT-Anwendung in Hamburg vielleicht gar nicht anbietet. Der Ort wäre vermutlich nicht spektakulär genug, zu abgelegen, die Fahrgastzahlen vielleicht nicht ausreichend, und das System wäre mit 2,6 km (zwischen Farmsen und Berne) vielleicht auch zu klein. Solange die Baukosten für den geplanten Bahnhof nicht veröffentlicht sind und die Fahrgastzahlen nicht bekannt sind, kann man dazu im Moment nichts sagen.
Unter den Bedingungen eines entwickelten PRT-Netzes, dass die Feinverteilung in die Fläche übernimmt, würde die Aufgabe der Schiene künftig darin bestehen, die ganz weiten Strecken innerhalb der Metropolregion in deutlich kürzerer Zeit zu überbrücken als dies heute der Fall ist. Dazu braucht man aber nicht mehr, sondern weniger Bahnhöfe.
Deshalb macht der Bau eines zusätzlichen Bahnhofs in Oldenfelde aus meiner Sicht relativ wenig Sinn.
(25.3.2015)