Fremdparker auf HVV-Switch-Stationen sorgen für Ärger

Parkplatzsuche an HVV-Switch-Stationen ist in einigen Stadtteilen ein Glücksspiel. Carsharing-Kunden, die dort ihren Wagen abstellen wollen, reagieren genervt. So könnte das Problem gelöst werden.
Martin Busche
Switch-Station am Berliner Tor mit neuem Branding im Juli 2020
Switch-Station am Berliner Tor mit neuem Branding im Juli 2020

Wenn gar nichts mehr geht, die Kundinnen und Kunden allzu sauer sind, die Telefonzentrale auch nicht mehr weiter weiß, dann greift Carsten Redlich auch mal selber zum Telefon. Er ist Prokurist des Carsharing-Unternehmens Cambio Hamburg und viele seiner Kunden sind verärgert. Sie wissen oft nicht wohin mit ihrem Mietwagen, wenn sie ihn wieder auf HVV-Switch-Parkplätze zurückstellen wollen. Das ist bei Cambio Pflicht, sonst drohen Strafen. 

Doch was tun, um 21 Uhr in Park-Hotspots wie Eimsbüttel, Eppendorf oder Altona, wo Parkplätze in der Nachbarschaft kaum vorhanden sind? Wo sehr viele Fahrzeuge deshalb durch die Viertel schleichen, die Luft verschmutzen, Lärm verursachen, auf der Pirsch sind nach einem freiem Parkplatz?

HVV-Switch will unter anderem dort ansetzen. Das Projekt ist Teil der Hamburger Verkehrswende, wird von der Hamburger Hochbahn betrieben. Die Idee dahinter: Parkplätze, auf denen Verkehrsteilnehmer künftig schnell und bequem auf alternative, umweltfreundliche Verkehrsmittel umsteigen können, statt allein im Privatauto die Straßen zu verstopfen. In ein paar Jahren könnten dort Carsharing-Autos, Roller, Stadträder stehen, in der Nähe die Sammeltaxis Moia halten – und das alles unweit von U- und S-Bahnen oder im Wohnquartier. Rund 400 solcher Switch-Parkplätze gibt es bereits in Hamburg, verteilt auf rund 80 Stationen, 300 Anfahrpunkte sollen es mal werden, so die Planungen der Hochbahn (hier lesen, für wen sich Switch lohnt und für wen nicht).

Cambio zieht Konsequenzen

Weil das Projekt noch in den Kinderschuhen steckt, erst 2030 komplett umgesetzt sein soll, werden die Switch-Stellflächen derzeit nur von Carsharing-Unternehmen wie Share Now und Cambio genutzt. Das Auto dort abzuholen ist aus Cambio-Sicht selten ein Problem. Die Rückgabe hingegen gleicht oftmals einem Glücksspiel. Cambio-Prokurist Carsten Redlich hat deshalb jetzt Konsequenzen gezogen. 

Der mitten in den dicht zugeparkten Wohnstraßen von Eimsbüttel gelegene Parkplatz Heusweg/Eichenstrasse ist von Cambio gekündigt worden. Das bestätigt Prokurist Redlich auf NAHVERKEHR HAMBURG-Nachfrage. Die Kündigung habe aber “nur geringfügig etwas mit der Parksituation dort zu tun”. Redlich weiter: “Wir mussten mit unserem Angebot während der Corona-Krise umdisponieren.” In der Nähe sei auch ein neuer, exklusiver Cambio-Stellplatz angemietet worden. 

Inoffizielle Quellen bestätigen NAHVERKEHR HAMBURG allerdings: Die Kündigung ist eine Reaktion auf die Beschwerden der Kunden. Das Problem sind zum einen “illegale Fremdparker” aus der Nachbarschaft. Zum anderen aber auch legale Fahrzeuge der Cambio Konkurrenz Share Now. 

Switch-Stationen sind oft von Share Now-Autos belegt

Dessen Kunden nehmen HVV-Switch sehr gut an, so die Pressestelle gegenüber NAHVERKEHR HAMBURG. Kein Wunder, Share Now bietet eigentlich keine festen Parkplätze an. Es gehört zu den sogenannten …

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Eine Antwort auf „Fremdparker auf HVV-Switch-Stationen sorgen für Ärger“

Kommt selten vor, aber dieser NahverkehrHamburg-Artikel wirkt auf mich recht oberflächlich, wesentliche Fragen werden nicht gestellt.
Wie kommt es bzw. wie kam es dazu, dass ShareNow als Freefloater überhaupt einen Zugriff auf Cambio-Stellplätze zugebilligt bekam? Quasi für deren Geschäftsmodell ein Netz und doppelter Boden zulasten eines ausschließlich stationär arbeitenden Anbieters Cambio? Das ist doch zu 100% vorhersehbar gewesen, dass das zu Problemen für Cambio führen wird. Außerdem: Warum wird Falschparken in HH so dermaßen achselzuckend geduldet, als könne man nichts dagegen tun? Warum werden Falschparker in HH mit Samthandschuhen angefasst, anstatt sie rigoros abzuschleppen und die 3-stelligen Kosten tragen zu lassen? Es kann doch nicht sein, dass ein ganz wichtiges städtisches Verkehrs-Vorzeigeprojekt (und dessen Nutzer) Probleme ausbaden muss, während sich ein paar asoziale Falschparker ins Fäustchen lachen.
Weiterhin: Was soll das denn bitte für eine Lösung sein, dass Cambionutzer bei Rückkehr an anderer Stelle im Bezirk parken sollen? Das widerspricht doch gerade dem Sinn stationsbasierten Carsharings und torpediert den Nutzen für den Kunden – um die Nachteile des Freefloating zu genießen, hätte Kunde auch gleich einen Freefloater buchen können (was wiederum im Interesse von ShareNow wäre…Nachtigall traps, traps).
Warum drucksen die HVV- und Switch-Verantwortlichen bei diesem wichtigen Thema eigentlich so komisch herum? Und warum drängt sich der Eindruck auf, dass bei Switch ShareNow gepampert und hingegen Cambio gekniffen wird. Wer hinter ShareNow steckt, dürfte ja bekannt sein.
NahverkehrHamburg, bitte bleiben Sie dran, ich würde mich über eine kritische Vertiefung des Themas freuen.

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