Es ist die wohl außergewöhnlichste Reise, die eine Hamburger U-Bahn je gemacht hat: Von der Elbe an die Mecklenburgische Seenplatte. Vor einigen Wochen traten vier Züge der wohlvertrauten Hamburger U-Bahn-Baureihe DT3 diese Fahrt an, die nahe der Müritz in einer Kleinstadt endete. Nach rund 55 Jahren treuem Dienst werden sie dort nun in einem Recyclingbetrieb verschrottet. Einige dieser Züge waren nur wenige Wochen zuvor noch im Fahrgasteinsatz.
NAHVERKEHR HAMBURG zeigt in einer langen Fotostrecke mit 28 Bildern die verrückte Überfahrt und das Ende auf dem Zug-Friedhof: Innenräume mit herausgerissenen Sitzen, gerupfte Führerstände, Wagen, von denen nur noch die Böden sichtbar sind und Schrotthaufen, die mal ein U-Bahn-Zug waren.
…und plötzlich fährt ne U-Bahn durchs Dorf
Das kleine 650-Einwohner-Dorf Nossentin mitten in der Mecklenburgischen Seenplatte ist im Winter ein verschlafenes Nest. Ein paar Häuser links und rechts der Hauptstraße, zwei, drei Bauernhöfe und ein kleiner Bahnhof, der auch schon bessere Zeiten gesehen hat. Immerhin zuckelt dort ein paar Mal täglich ein kurzer Personenzug vorbei – auf dem Weg von Waren an der Müritz zur Inselstadt Malchow. Wenn der kleine Triebwagen kommt, dann fängt an der Hauptstraße die betagte Blinklichtanlage aus DDR-Zeiten an zu blinken – falls doch mal ein Auto oder Fußgänger vorbeikommen sollte.
Vor drei Wochen, am 24. November, gegen 14 Uhr fingen die einsamen Warnlichter wieder einmal an, zu blinken. Doch dieses Mal rumpelte nicht der übliche Regionalzug vorbei, sondern eine echte U-Bahn! Genauer gesagt: Vier U-Bahn-Züge der Hamburger Baureihe DT3 (mit den Nummern 835, 842, 905 und 910). Im Schritttempo rollten sie gemächlich über den Dorf…
3 Antworten auf „Mecklenburg statt Mundsburg: Alte Hamburger U-Bahnen gehen auf ungewöhnliche Fahrt“
Nachhaltig, ein Wort, dass die Hochbahn immer so gerne benutzt, ist die Verschrottungsaktion garantiert nicht. Wenn die Fahrzeuge noch auf eigenen Achsen nach MeckPom rollen konnten, hätten sie sicher nach entsprechenden Hautuntersuchungen in Hamburg noch weiterhin ihren Dienst tun können. Und es wäre sicher einer Überprüfung wert gewesen, die Wagenkästen zu Tiny-Houses umzubauen, aufzustellen auf einem Campingplatz mit Blick auf die mecklenburgischen Seen? Die Bilder sehen leider nicht nach fachgerechter Entsorgung und Materialtrennung und Erzielung einer möglichst hohen Recycling-Quote aus. Vermutlich hat die Hochbahn mal wieder dem billigsten Anbieter den Zusschlag gegeben. Und ist das Objekt erst einmal jenseits der Landesgrenzen, dann interessiert es keinen in Hamburg mehr. Sieht fast so aus wie Schiffsverwertung in Bangladesh!
So, so, Wagen 835-1 ist jetzt also auch „Hansa-Zone“.😉
Übrigens war Fahrzeug 835 Mitte der 2010er Probefahrzeug für das letzte Innenraumredesign der DT3: Wagen 1 bekam damals das neue blau-beige Design, die anderen beiden fuhren bis zum Umbau auf DT3-ETGN noch altrosa-violett durch die Gegend.
Und Fahrzeug 910 ist nun auch im Schrott. Ich hatte gehofft, er bleibt zusammen mit 909 für die Nachwelt erhalten. Aber dazu wurde wohl schon zuviel im Inneren verändert/entsorgt, da er ja eine längere Zeit Ersatzhilfstriebwagen war. Hätte eine gute Nummernfolge ergeben, vor allem, wenn die Hochbahn ihre internen Nummern für die historischen Fahrzeuge von dem 500er auf den 900er Bereich ändern würden (000er ArbeitsFz, 100er-800er BetriebsFz, 900er MuseumsFz).
Na, mal sehen, ob als zweiter dann 805 überlebt.
Danke schön für euren Bericht!👍
Und:
Bye, bye, DT3! 😥🙂
Danke, Herr Ruge, für Ihre spannenden Ergänzungen!
Beste Grüße
Christian Hinkelmann