Suche
Close this search box.
Suche
Close this search box.

Mecklenburg statt Mundsburg: Alte Hamburger U-Bahnen gehen auf ungewöhnliche Fahrt

Seltener Anblick: Mehrere alte Hamburger U-Bahn-Züge sind kürzlich auf eigenen Rädern an die Mecklenburgische Seenplatte gerollt – durch Wiesen und Felder. Es war ihre letzte Reise. Sie werden dort verschrottet. NAHVERKEHR HAMBURG zeigt 28 Bilder von der Aktion und vom Transport dorthin.
Christian Hinkelmann
Endstation: Mecklenburgische Seenplatte. Die letzten Vertreter der Hamburger U-Bahn-Baureihe DT3 warten auf einem Güterbahnhof in Malchow auf ihre Verschrottung.
Endstation: Mecklenburgische Seenplatte. Die letzten Vertreter der Hamburger U-Bahn-Baureihe DT3 warten auf einem Güterbahnhof in Malchow auf ihre Verschrottung.

Es ist die wohl außergewöhnlichste Reise, die eine Hamburger U-Bahn je gemacht hat: Von der Elbe an die Mecklenburgische Seenplatte. Vor einigen Wochen traten vier Züge der wohlvertrauten Hamburger U-Bahn-Baureihe DT3 diese Fahrt an, die nahe der Müritz in einer Kleinstadt endete. Nach rund 55 Jahren treuem Dienst werden sie dort nun in einem Recyclingbetrieb verschrottet. Einige dieser Züge waren nur wenige Wochen zuvor noch im Fahrgasteinsatz.

NAHVERKEHR HAMBURG zeigt in einer langen Fotostrecke mit 28 Bildern die verrückte Überfahrt und das Ende auf dem Zug-Friedhof: Innenräume mit herausgerissenen Sitzen, gerupfte Führerstände, Wagen, von denen nur noch die Böden sichtbar sind und Schrotthaufen, die mal ein U-Bahn-Zug waren.

…und plötzlich fährt ne U-Bahn durchs Dorf

Das kleine 650-Einwohner-Dorf Nossentin mitten in der Mecklenburgischen Seenplatte ist im Winter ein verschlafenes Nest. Ein paar Häuser links und rechts der Hauptstraße, zwei, drei Bauernhöfe und ein kleiner Bahnhof, der auch schon bessere Zeiten gesehen hat. Immerhin zuckelt dort ein paar Mal täglich ein kurzer Personenzug vorbei – auf dem Weg von Waren an der Müritz zur Inselstadt Malchow. Wenn der kleine Triebwagen kommt, dann fängt an der Hauptstraße die betagte Blinklichtanlage aus DDR-Zeiten an zu blinken – falls doch mal ein Auto oder Fußgänger vorbeikommen sollte.

Vor drei Wochen, am 24. November, gegen 14 Uhr fingen die einsamen Warnlichter wieder einmal an, zu blinken. Doch dieses Mal rumpelte nicht der übliche Regionalzug vorbei, sondern eine echte U-Bahn! Genauer gesagt: Vier U-Bahn-Züge der Hamburger Baureihe DT3 (mit den Nummern 835, 842, 905 und 910). Im Schritttempo rollten sie gemächlich über den Dorf-Bahnüberga…

Hat Sie der Artikel weitergebracht?

Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

Auch interessant

S4-Sonderzug in Bad Oldesloe in Schleswig-Holstein

Studie: S4 könnte für Überlastungen im Bahnverkehr sorgen

Schafft Hamburgs neue S-Bahnlinie S4 mehr Probleme als Lösungen? Ein neues Gutachten der TU Braunschweig kritisiert die aktuellen Planungen als unterdimensioniert und störanfällig – und schlägt zwei Lösungen vor.

Der Bahnhof Dammtor in Hamburg: Viel Grün, viel Pracht aber ein langer Umsteigeweg zur U-Bahn. Übrigens: Auf dem Bahnhofsvorplatz verliefen früher Eisenbahngleise.

Deswegen liegt der Bahnhof Dammtor in Hamburg so ungünstig

Er ist einer der wichtigsten Fernbahnhöfe Hamburgs und besonders prächtig. Aber hat auch viele Schönheitsfehler: Er ist zu klein, liegt abgelegen und der Umstieg zur U-Bahn ist umständlich. Deswegen wurde der Bahnhof Dammtor damals so gebaut und diese nie realisierten Erweiterungspläne gab es.

Datenanalysen werden im ÖPNV immer wichtiger. Doch in Hamburg werden detaillierte Fahrgastzahlen bisher zurückgehalten.

Fahrgastzahlen im HVV: Warum die versprochenen Daten seit Monaten fehlen

Im vergangenen Frühjahr wollte die Stadt Hamburg detaillierte HVV-Fahrgastzahlen für einen Großteil der Linien veröffentlichen. Doch bis heute warten Pendler und Verkehrsexperten auf die Daten. Das sind die Gründe für die Verzögerung und so lange wird es bis zur Veröffentlichung noch dauern.

3 Antworten auf „Mecklenburg statt Mundsburg: Alte Hamburger U-Bahnen gehen auf ungewöhnliche Fahrt“

Nachhaltig, ein Wort, dass die Hochbahn immer so gerne benutzt, ist die Verschrottungsaktion garantiert nicht. Wenn die Fahrzeuge noch auf eigenen Achsen nach MeckPom rollen konnten, hätten sie sicher nach entsprechenden Hautuntersuchungen in Hamburg noch weiterhin ihren Dienst tun können. Und es wäre sicher einer Überprüfung wert gewesen, die Wagenkästen zu Tiny-Houses umzubauen, aufzustellen auf einem Campingplatz mit Blick auf die mecklenburgischen Seen? Die Bilder sehen leider nicht nach fachgerechter Entsorgung und Materialtrennung und Erzielung einer möglichst hohen Recycling-Quote aus. Vermutlich hat die Hochbahn mal wieder dem billigsten Anbieter den Zusschlag gegeben. Und ist das Objekt erst einmal jenseits der Landesgrenzen, dann interessiert es keinen in Hamburg mehr. Sieht fast so aus wie Schiffsverwertung in Bangladesh!

So, so, Wagen 835-1 ist jetzt also auch „Hansa-Zone“.😉
Übrigens war Fahrzeug 835 Mitte der 2010er Probefahrzeug für das letzte Innenraumredesign der DT3: Wagen 1 bekam damals das neue blau-beige Design, die anderen beiden fuhren bis zum Umbau auf DT3-ETGN noch altrosa-violett durch die Gegend.

Und Fahrzeug 910 ist nun auch im Schrott. Ich hatte gehofft, er bleibt zusammen mit 909 für die Nachwelt erhalten. Aber dazu wurde wohl schon zuviel im Inneren verändert/entsorgt, da er ja eine längere Zeit Ersatzhilfstriebwagen war. Hätte eine gute Nummernfolge ergeben, vor allem, wenn die Hochbahn ihre internen Nummern für die historischen Fahrzeuge von dem 500er auf den 900er Bereich ändern würden (000er ArbeitsFz, 100er-800er BetriebsFz, 900er MuseumsFz).
Na, mal sehen, ob als zweiter dann 805 überlebt.

Danke schön für euren Bericht!👍
Und:
Bye, bye, DT3! 😥🙂

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert