Am 25. August, ein Freitag, erlebten die Fahrgäste der U1 von der Hamburger Innenstadt nach Ochsenzoll kurz vor der Mittagszeit einen unauffälligen, aber historischen Moment. Sie befanden sich an Bord der letzten offiziellen Fahrt der kultigen rot-silbernen U-Bahn-Züge der Baureihe DT3.
Doch kaum jemand im Zug wird davon gewusst haben, denn die Hochbahn hatte diesen Abschied nicht publik gemacht. Es gab keinen Presserummel, keinen Ansturm von Fans und keinen festlich dekorierten Zug. Es war ein ganz leiser Abschied. Lediglich eine kurze Durchsage des Fahrers an die letzten Fahrgäste des DT3 markierte das Ende, wie später ein Nutzer bei Facebook berichtete.
Die Baureihe DT3 (steht für „Doppeltriebwagen der 3. Generation“), prägte 55 Jahre lang den Hamburger Nahverkehr. Mit ihren markanten silbernen Seitenwänden, orange-roten Fronten und roten Türen verkörperten diese Züge das Flair der 1960er und 70er-Jahre. Sie waren jahrzehntelang das Rückgrat der Hamburger U-Bahn-Flotte. Zu Spitzenzeiten waren 127 Einheiten (jede bestehend aus drei Waggons) im Einsatz – anfangs vorwiegend auf der U1, später hauptsächlich auf der U3. Ab Ende 2012 wurden sie Zug um Zug durch die neue Baureihe DT5 ersetzt, die als kleine Erinnerung immerhin das silber-rote Design der Oldtimer aufgriff.
Alte Züge sollten schon längst verschrottet sein
Eigentlich sollten die alten DT3-Züge bis 2015 komplett vom U-Bahn-Netz verschwunden sein, doch wegen der stark steigenden Fahrgastzahlen verlängerte die Hochbahn den Einsatz. Sie begann erst 2017 mit der großflächigen Verschrottung und ließ sogar zehn Züge zwischen 2015 und 2017 noch einmal rundum erneuern – als eiserne Reserve. Diese letzten zehn Veteranen sind seit Freitag nun auch Geschichte.
Lesen Sie in diesem Hintergrundbericht ausführlich die ganze Geschichte der DT3-Baureihe, warum sie trotz ihrer damals modernen Optik bereits bei ihrer Entwicklung als veraltet galt und welches Feature die Hochbahn unbedingt haben wollte, das später kaum eine Bedeutung hatte.
Um die Geschichte rund um die Baureihe DT3 besser verstehen zu können, müssen wir etwas weiter zurück in die Hamburger Verkehrsgeschichte gehen: in die 1950er-Jahre. Die Jahre des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Stadt hatte damals gerade ihre ersten Erweiterungspläne für das Hamburger U-Bahn-Netz vorgestellt. Neue Strecken nach Wandsbek, Lurup, Schnelsen und Billstedt sollten gebaut werden. Das zahlte neuerdings die Stadt, aber für die Fahrzeuge musste weiterhin die finanziell angeschlagene Hochbahn sorgen. Sie benötigte dafür schnell viel mehr Fahrzeuge. Und das lief aufgrund der Eile zuerst etwas unkoordiniert ab.
Drei neue U-Bahn-Baureihen in wenigen Jahren
Zuerst ließ die Hochbahn die Baureihe DT1 entwickeln – die ersten Neubaufahrzeuge nach dem Krieg. 1958 wurden die ersten Züge ausgeliefert – endlich ein formschönes, modernes U-Bahn-Fahrzeug für Hamburg. Aber die Züge konnten letztlich nicht überzeugen, hatten ihre Macken. Sie waren störungsanfällig, zu …
10 Antworten auf „Adieu, DT3: Leiser Abschied von einem Hamburger U-Bahn-Klassiker“
Hallo,
Im Tunnel von Garstedt nach Richtweg steht ja auf einem Abstellgleis auch noch ein vollkommen zu gesprühter DT3. Ich vermute mal zu Übungszwecken für die FF Norderstedt.
Moin Michael,
nein, der ist nicht zu Übungszwecken vorgesehen. (Dafür gibt es wohl nur noch einen Wagen in der Feuerwehrschule Billbrook.)
Am besten mal im Internet ins “Hochbahnbuch” schauen…
55 Jahre im Dienst, das ist nachhaltig! So lange lebt kein Bus, die sind i.d.R. nach 5 Jahren alle. Was ist der Grund für den uberhasteten Abschied? Die Fahrzeuge führen ja noch! Brauchte die Hochbahn Stellflächen für die jetzt aus der Produktion zulaufenden neuen DT 5 Fahrzeuge?.
DT3:
ach ja, damit bin ich aufgewachsen
aber.
– die Türen waren sehr schwergängig.
– es gab keine Klimaanlage. Im Winter war es zu kalt und im Sommer zu warm.
– Von außen sahen die Züge genauso aus wie die U Bahn in Amsterdam.
– gefühlt war die Geruchsentwicklung. (Metall) höher als bei den heutigen Zügen.
– Für große Menschen gab es keine komfortablen Sitzmöglichkeiten.
ansonsten halt viel Nostalgie, das es diese nun gar nicht mehr gibt. (vor 3 Wochen bin ich noch auf der U1 in einem DT3 gefahren).
Stimmt, die Türen sind recht schwergängig. Aber Die Sitze fand ich trotzdem angenehmer (bei 1,84 m) als im DT5, vor allem nebeneinander und auch die Gänge zwischen den Sitzen fand ich beim DT2 und DT3 besser nutzbar. Ich bin mit beiden aufgewachsen, wobei ich den DT2 auf meiner Heimatstrecke hatte. Horner Rennbahn –> Hafen –> Borgweg
Ein Dankeschön für diese schöne Erinnerung an den DT3!
Ja, das wirklich schnell und vor allem unerwartet. Übrigens gab es sogar noch eine eiserne Reserve der “Eisernen Reserve”, denn neben den 10 DT3-ETGN wurden auch noch die beiden DT3E 805 und 910 abgestellt aufgehoben.
Und dann bleibt uns ja der 909 mit ursprünglicher Front erhalten, der hoffentlich bald aufgearbeitet wird.
…und der T-Wagen 18 (ocker-rot für einen T-TU-Zug!), und einer der beiden abgestellten als Regel-DT1, und der DT2.1 604 “Plastikbomber” (hoffentlich kann den später noch jemand fahren!). Und hoffentlich hat die Hochbahn auch ausreichend weiche Sitzpolster der DT4.1 aufgehoben, für ganz, ganz später…
Träumen wird man wohl noch dürfen. ☺️
Adieu DT3! Oder doch Ahoi?
…und natürlich die passenden Türhebel für den DT4.1… (Habe ich sonst noch was vergessen?🤔)
Danke für eure Ergänzung zum Grund der schnellen Abstellung!
Sehr schön, dass neben dem schon lange als Museumszug zurückgestellten DT3 909 noch ein zweiter mit neuer Front aufgehoben werden soll. 👍
Übrigens hatte ich auf jeden Fall noch etwas vergessen: die alten inversen Rollband-Zugzielanzeigen der DT4.1 (weiße Schrift auf schwarzem Grund)
Schön wäre es gewesen, wenn man noch geschrieben hätte warum man sie so plötzlich aus dem Verkehr gezogen hat.
Hallo Ako,
wir mussten dazu noch eine Antwort der Hochbahn auf unsere Nachfrage vom vergangenen Freitag abwarten. Sie ist jetzt da. Wir haben sie am Ende des Artikels eben ergänzt.
Beste Grüße,
Christian Hinkelmann