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Jungfernstieg wird ab Oktober autoarm – so soll er künftig aussehen

Der neue rot-grüne Senat macht bei der Realisierung einer autoarmen Innenstadt Tempo: Bereits in zwei Monaten soll der Jungfernstieg für den privaten Individualverkehr gesperrt werden. Das sind die Pläne.
Christian Hinkelmann
So soll der Jungfernstieg ab Oktober 2020 aussehen - mit provisorischem Mittelstreifen
So soll der Jungfernstieg ab Oktober 2020 aussehen - mit provisorischem Mittelstreifen
Foto: Stadt Hamburg / moka-studio

Der Hamburger Jungfernstieg soll schon in zwei Monaten autoarm werden. Ab Oktober wird die prominente Straße an der Binnenalster für den privaten Auto-, Motorrad- und Lastwagenverkehr gesperrt.

In Zukunft darf der Jungfernstieg nur noch von HVV-Bussen, Stadtrundfahrt-Bussen, Taxis, Lieferwagen und Radfahrern befahren werden.

Damit setzt der neue rot-grüne Senat ein zentrales Versprechen aus seinem Koalitionsvertrag überraschend schnell um (siehe hier). „Wir wollen mit diesem sehr schnellen und hochwertigen Schritt den Jungfernstieg für die Hamburgerinnen und Hamburger neu erleb- und erfahrbar machen und damit ihre Verbindung zu einem der schönsten Orte Hamburgs stärken. Davon werden auch die Ladengeschäfte am Jungfernstieg profitieren“, erklärt der neue Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) die Pläne.

So soll der Jungfernstieg in Zukunft aussehen

Neben dem neuen Durchfahrtverbot im Jungfernstieg werden auch die Ausfahrt aus dem Neuen Wall und die Einfahrt in die Großen Bleichen für den Autoverkehr gesperrt nur noch für den Radverkehr offen sein. Die Einbahnstraßenrichtung in der Poststraße wird umgekehrt. „Damit dehnt sich der verkehrsberuhigte Bereich von den Anlegern der Binnenalster bis in das erste Drittel des Passagenviertels aus, was die Aufenthaltsqualität in diesen Straßen erheblich verbessern wird“, heißt es in einer Mitteilung der Hamburger Verkehrsbehörde.

Das Linksabbiegen aus Richtung Gänsemarkt zum Neuen Jungfernstieg wird für Autofahrer auch nicht mehr möglich sein. Dadurch soll laut Verkehrsbehörde auch der Autoverkehr zwischen Gänsemarkt und Jungfernstieg abnehmen.

Blick auf den provisorischen Mittelstreifen am Jungfernstieg in Hamburg.
Blick auf den provisorischen Mittelstreifen am Jungfernstieg in Hamburg.

Bergstraße bleibt weiterhin für Autos offen

Die Bergstraße bleibt dagegen erst einmal weiterhin für den privaten Autoverkehr geöffnet und kann vom Ballindamm aus angefahren werden. Auch die Erreichbarkeit aller Parkhäuser rund um den Jungfernstieg – einschließlich privater Tiefgaragen- ist laut Senat weiterhin sichergestellt.

Das neue Durchfahrtverbot am Jungfernstieg soll ab Oktober erst einmal nur mit Schildern kommuniziert werden. Außerdem soll in der Mitte der vierspurigen Straße übergangsweise eine breite Verkehrsinsel eingerichtet werden, die den Verkehrsraum für Autos verkleinert und den Fußgängern die Überquerung der Straße erleichtert.

Größere Bauarbeiten sind laut Senat in diesem Jahr nicht mehr geplant, um den von der Corona-Krise gebeutelten Einzelhandel nicht weiter zu belasten.

So soll der Jungfernstieg nach den Umbauarbeiten, die im Herbst 2021 beginnen, aussehen. Der provisorische Mittelstreifen verschwindet wieder, dafür wird die vierspurige Straße dauerhaft auf zwei Fahrspuren verengt.
So soll der Jungfernstieg nach den Umbauarbeiten, die im Herbst 2021 beginnen, aussehen. Der provisorische Mittelstreifen verschwindet wieder, dafür wird die vierspurige Straße dauerhaft auf zwei Fahrspuren verengt.

Dauerhafter Umbau startet erst in einem Jahr

Erst in mehr als einem Jahr, im Herbst 2021 soll der Jungfernstieg dann richtig umgebaut werden. Dabei wird die vierspurige Straße dauerhaft auf zwei Spuren zurückgebaut. Die Fußwege links und rechts der Straße werden entsprechend breiter. Radfahrer sollen in Zukunft auf den beiden verbleibenden Fahrspuren fahren.

LINKE kritisiert rot-grüne Pläne

Kritik am autoarmen Jungfernstieg kommt von der LINKE. Der verkehrspolitischen Sprecherin der Hamburger LINKE-Fraktion, Heike Sudmann, gehen die Pläne nicht weit genug. „Der rot-grüne Senat hat mal wieder eine Minimallösung vorgelegt“, so Sudmann. „Ganze 500 Meter Sperrung für den Individualverkehr werden als großer Schritt verkauft. Statt ein Konzept für eine autofreie Innenstadt vorzulegen und dann Schritte zu planen, wird das Thema durch eine Einzelmaßnahme beerdigt.“

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Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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