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Automatisches HVV-Ticket verzögert sich um fünf Jahre

Seit Jahren arbeitet der HVV an einem neuen Ticket, das automatisch alle Fahrten erkennt und immer den günstigsten Preis abrechnet. Doch das Projekt hat große Verspätung. Eine andere norddeutsche Stadt ist da deutlich weiter.
Christian Hinkelmann
Ein Handyticket in der HVV-App in Hamburg an einem U-Bahnhof
Ein Handyticket in der HVV-App in Hamburg an einem U-Bahnhof
Foto: Christian Hinkelmann

Einfach ohne nachzudenken in den Zug oder Bus einsteigen, auf dem Handy kurz bestätigen, dass man drin sitzt, losfahren und sich darauf verlassen, dass die Ticket-App das Fahrtende von allein erkennt und am Schluss des Tages automatisch immer den günstigsten Preis für alle Fahrten berechnet – maximal den Preis einer Tageskarte.

Diese Idee klingt verlockend und könnte die Nutzung des Öffentlichen Nahverkehrs gerade für Gelegenheitsfahrgäste so einfach machen wie noch nie: Keine Tarife mehr studieren, kein Abschätzen mehr beim Fahrkartenkauf, ob es heute bei einer einzelnen Fahrt bleibt oder ob eine Tageskarte günstiger wäre.

In Osnabrück kommt das automatische Ticket nächste Woche

In Osnabrück wird die Idee bereits in der kommenden Woche Wirklichkeit. Als erstes Verkehrsunternehmen in Deutschland führen die dortigen Stadtwerke am 26. Oktober so ein innovatives Check-In/Be-Out-Ticketsystem ein, bei dem die Fahrgäste ihre Einstieghaltestelle per Fingerwisch auf ihrem Smartphone kurz bestätigen (Check-In) und bei dem das System anhand von Bluetooth-Sendern in jedem Bus automatisch erkennt, wann der Fahrgast mit seinem Smartphone wieder aussteigt (Be-Out). Yaniq soll das neue System offiziell heißen (Projektseite hier).

Seit 2016 arbeitet das Unternehmen an dem Projekt, erklärte der Pressesprecher der Osnabrücker Stadtwerke, Marco Hörmeyer, auf Nachfrage von NahverkehrHAMBURG. Das Check-In/Be-Out System (kurz: CIBO) ist demnach die letzte Stufe einer mehrjährigen Digitalisierungsstrategie. „Wir sind kurz vor der Inbetriebnahme, die letzten Details in puncto Datenschutz wurden final geklärt und umgesetzt“, so Hörmeyer.

In den vergangenen Monaten wurde das neue automatische Ticketsystem bereits ausgiebig von den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern getestet (siehe hier), auch einen Innovationspreis haben die Stadtwerke bereits damit verdient (siehe hier).

In Hamburg sollte das automatische Ticket längst Realität sein

Eigentlich sollte es genauso ein automatisches Ticketsystem auch schon längst in Hamburg geben. Spätestens Anfang 2019 wollte der Hamburger Verkehrsverbund mit dem regulären Check-In/Be-Out-Betrieb starten, wie HVV-Chef Lutz Aigner im Dezember 2016 erstmals ankündigt hatte (siehe hier). Ein paar Monate später, im April 2017 zog der Verbund den Starttermin sogar noch um ein paar Monate nach vorn und verkündete auf einer Pressekonferenz, dass der Regelbetrieb für das Check-In-/Be-Out-System schon Ende 2018 starten solle – und zwar flächendeckend im ganzen HVV-Gebiet (siehe hier).

Ticket-Projekt hat fünf Jahre Verspätung

Doch dazu kam es bis heute nicht. Und: Es wird auch noch mehrere Jahre dauern, bis es einmal soweit ist. Das räumte der HVV jetzt auf Nachfrag…

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Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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2 Antworten auf „Automatisches HVV-Ticket verzögert sich um fünf Jahre“

Ich verstehe nicht, was an diesem System „so einfach wie noch nie“ sein soll? Die technische Umsetzung scheint ja die Beteiligten schon heillos zu überfordern. Wer aus Berlin oder Köln nach Hamburg zu Besuch kommt muss sich dann nach Ankunft wohl die entsprechende HVV-App herunterladen, ein Nutzerkonto anlegen, eine Zahlkarte hinterlegen… So einfach war der Fahrkartenkauf wirklich noch nie!

Wenn ich dann nach Berlin, Köln, München… fahre, kann ich dann dort auch so einfach wie noch nie meine Fahrkarte mit der HVV-App bezahlen oder brauche ich dann die BVG-App, KVG-App, MVV-App… mit jeweils dem gleichen Anmeldeprozedere?

Unfassbar, dass so viel Geld für ein absolut unpraktisches System verschwendet wird, anstatt einfach an jeder Station und in jedem Bus einen Kartenleser zu installieren (im Bus gibt’s die ja sogar schon!), Giro- oder Kreditkarte draufhalten, beim Aussteigen (ggf. auch beim Umsteigen) noch mal draufhalten und fertig!

Aber ich bin mir sicher 2022 wird das System als Weltneuheit verkauft. Dass es so lange dauert, oder besser dass es für den HVV so unerwartet länger dauert ist echt peinlich. Die müssen doch schon bei der ersten Planung um die komplizierte Struktur des HVV wissen. War das mit der HVV-Card nicht ähnlich? Und eigentlich hätte ich 2024 langsam gerne eine App die sowas in mehreren verschiedenen Städten hinbekommt. Das wäre doch Mal was.

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