Suche
Close this search box.
Suche
Close this search box.

Personalmangel: AKN kürzt Fahrpläne drastisch — für lange Zeit

Weil die AKN ihre Personalprobleme weiterhin nicht gelöst bekommt, streicht sie ab Samstag die Fahrpläne der Linien A1 und A2 radikal zusammen. Auf einer der beiden Linien fährt samstags künftig gar kein Zug mehr, auf der anderen wird der Takt gestreckt. Darauf müssen sich Fahrgäste einstellen und so lange sollen die Einschränkungen dauern.
Christian Hinkelmann
Ein LINT-Triebwagen der AKN.
Ein LINT-Triebwagen der AKN.
Foto: Christian HInkelmann

Die AKN galt Jahrzehntelang als Vorzeigeunternehmen im Hamburger Raum: zuverlässig und pünktlich, wie kaum ein anderer Betrieb. Doch davon ist inzwischen nicht mehr viel übrig. Seit mehr als einem Jahr häufen sich die Ausfälle im besorgniserregenden Maße — vor allem auf der einstigen Paradelinie A1, die seit Anfang 2023 zur S-Bahn ausgebaut wird.

Das Hauptproblem ist der Personalmangel. Dem Unternehmen aus Kaltenkirchen fehlen vor allem Lokführerinnen und Lokführer. Deswegen hatte die AKN im vergangenen Herbst bereits ihre Fahrpläne gekürzt. Im September wurde unter anderem der 10-Minutentakt auf der Linie A1 zwischen Hamburg und Quickborn im Berufsverkehr gestrichen. Auch an den Wochenenden wurde das Bahn-Angebot in den vergangenen Monaten meist spontan reduziert oder sogar ganz eingestellt.

Doch das hat offenbar nicht gereicht. Deswegen steht jetzt die nächste große Leistungskürzung bei der AKN an. Sie soll voraussichtlich mehrere Monate andauern und bedeutet für Fahrgäste harte Einschnitte.

Lesen Sie hier, welche Einschränkungen die AKN ab Samstag plant, bis wann sie gelten sollen, wie die AKN den Schritt begründet und sehen Sie anhand von Langzeit-Daten, wie massiv die Ausfälle auf der A1 im vergangenen Jahr zugenommen haben. Teilweise fuhr im Schnitt nur noch jeder zweite Zug.

Diese Einschränkungen gelten ab Samstag

Die neuen AKN-Fahrpläne, die auf den Linien A1 und A2 deutlich weniger Fahrten vorsehen, gelten ab Samstag, den 23. März.

Die größten Einschnitte gibt es laut dem Bahnunternehmen auf der Linie A1, die wegen des S-Bahn-Ausbaus derzeit nur zwischen Burgwedel an der Hamburger Stadtgrenze und Ulzburg Süd verkehrt. Ab sofort fahren auf dieser Linie samstags gar keine Züge mehr. Alle Fahrten werden durch Ersatzbusse im 20-Minutentakt ersetzt. Auch der Nachtverkehr in den Nächten von freitags auf samstags, bzw. von samstags auf sonntags fällt in den nächsten Monaten komplett aus und wird durch Busse ersetzt.

Auf der Linie A2 fahren die Züge zwischen Norderstedt Mitte und Kaltenkirchen an Samstagen künftig nur noch alle halbe Stunde. Der 20-Minutentakt, der dort (außer frühmorgens und spätabends) galt, fällt weg. Auch die stündlichen Shopping- und Badefahrten von Kaltenkirchen zur Holstentherme und zum Einrichtungshaus Dode…

Hat Sie der Artikel weitergebracht?

Der Kopf hinter diesem Artikel

Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

Auch interessant

Wird er bald stillgelegt und abgerissen? Der Bahnhof in Scharbeutz an der Ostseeküste in Schleswig-Holstein.

Ist die Bäderbahn-Stilllegung nicht rechtens?

Die von der Deutschen Bahn forcierte Stilllegung der Bäderbahn in der Lübecker Bucht ist juristisch derzeit wohl kaum möglich, meinen mehrere Eisenbahn- und Verwaltungsrechtler. Sollte die Bahn daran festhalten, würden sich die Planungen für die Fehmarnbelt-Hinterlandanbindung mit hoher Wahrscheinlichkeit zusätzlich verzögern. Die DB hat unterdessen vorgesorgt und überrascht mit einem neuen Detail.

S-Bahnen am Hamburger Hauptbahnhof

S-Bahntunnel unter der Alster muss teilweise abgerissen werden

S-Bahn-Verbindung zwischen Jungfernstieg und Hauptbahnhof wird 6,5 Jahre lang nur eingleisig befahrbar sein, wenn der geplante Verbindungsbahnentlastungstunnel gebaut wird. Dazu drohen noch weitere Sperrungen bei U- und S-Bahn. Und: Der neue Bahnhof Altona muss schlimmstenfalls teilweise wieder abgerissen werden. Zu den Kosten schweigt die Stadt – obwohl es eine Schätzung gibt.

Chinatown in San Francisco: Selbstfahrende Shuttles des Anbieters Cruise sind hier inzwischen Alltag - gegen den Willen der örtlichen Verkehrsbetriebe.

Fahrerlose HVV-Shuttles: Ab wann die ersten Fahrgäste mitfahren können

Hamburg treibt den Einsatz von Robotaxis im HVV massiv voran. So viele Testfahrzeuge sollen in den kommenden beiden Jahren auf den Straßen unterwegs sein, so unterscheiden sich die Projekte von Hochbahn, VHH und Moia und das ist der Zeitplan, bis die ersten Fahrgäste einsteigen können.

4 Antworten auf „Personalmangel: AKN kürzt Fahrpläne drastisch — für lange Zeit“

Sehr gut gemachter Artikel – vielen Dank.
Es drängt sich beim Lesen jedoch die starke Vermutung auf, dass es erhebliche Motivation-Probleme mindestens bei Teilen der AKN-Belegschaft gibt.
Unvergesslich der Tag, als die Schüler mindestens in Quickborn nicht mehr mit der Bahn nach Hause kommen konnten, weil sich fast zeitgleich binnen eines Vormittags Fahrer und Fahrerinnen im zweistelligen Bereich arbeitsunfähig gemeldet hatten.
Ein Trauerspiel durch und durch.
Nur mit zusätzlichen Personalbedarf lässt sich die Situation kaum erklären. Bleibt zu hoffen, die die neue Generation von AKN – Fahrern und Fahrerinnen hier wieder mehr Identifikation mit ihrem Beruf zeigen.

Bessere Arbeitsbedingungen sind da der Schlüssel. Erwartet man den billigsten ÖPNV und zugleich ausreichend Personal, das zugleich höchste Leistung an den Tag legt, wird es wie überall etwas schwierig. Und gerne schimpfen jene über Ausfälle und Streiks am lautesten, die jeden Cent extra fürs Personal kritisieren und bei einer Preiserhöhung von 1% schon die Existenzberechtigung des ÖPNV in Frage stellen.

Wenn man weiß, daß in Hamburg von 2019 bis 2040 für Bahausbau etwa 20 Mrd. ausgegeben werden, gleichzeitig aber für den Autobahnausbau über 25Mrd., dann geht es halt auch um Prioritäten. Solange Deutschland auf den sinnlosen Blecheimerfetischmustrip (Autofahren und Auto) verharrt, wird man weder eine Verkehrswende hinbekommen noch ein Bewusstsein, daß ÖPNV Geld kostet.
Warum z.b. macht man aus dem Deutschlandticket nicht wie bei den Rundfunkbeiträgen eine Abgabe, die im Prinzip jeder entrichten muß, der am Straßenverkehr teilnimmt. Das würde wohl nicht mehr als 20 EURO kosten pro Person (und vielleicht 30 EURO pro Haushalt). der ÖPNV wäre finanziert, man bräuchte keine Fahrkartenkontrolleure mehr und könnte zb. AKN Fahrer/innen vernünftig bezahlen bzw. angemessene Rahmenbedingungen bieten.

Das Geschimpfe auf die Autofahrer langweilt mich. Es wird auch in Zukunft einen gesunden Mix von Individualverkehr und öffentlichen Verkehrsmitteln geben müssen.

Eine ÖPNV-Abgabe für alle wäre ungerecht. Denn die häufigsten Nutzer des ÖPNV dürften diejenigen sein, die wiederum aus „sozialen“ Gründen von dieser Abgabe befreit wären. Eine Umverteilung erfolgt bereits durch die Einkommensteuer und die Sozialversicherungsbeiträge.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert