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Deswegen sind Radfahrer in Hamburg und ÖPNV-Fahrgäste im Umland so unzufrieden

Miese Werte für Hamburgs Fahrradwege und schlechte Noten für die Bus- und Bahnanbindung im ländlichen Norden: Das ist das Ergebnis einer groß angelegten Umfrage von mehreren Verbänden. Hat sich der Hamburger Senat bei seiner Radverkehrspolitik verrannt? Und wie könnte der ÖPNV auf dem Land besser werden?
Christian Hinkelmann
Ein PKW überholt eine Radfahrerin in der Osterstraße in Hamburg mit sehr geringem Abstand.
Ein PKW überholt eine Radfahrerin in der Osterstraße in Hamburg mit sehr geringem Abstand.
Foto: Christian Hinkelmann

Seit sieben Jahren baut Hamburg sein Radwegenetz so intensiv aus wie nie zuvor: Knapp 300 Kilometer Radwege wurden bis Jahresbeginn neu gebaut oder grundlegend saniert. Und im Monatstakt eröffnet die Verkehrsbehörde von Senator Anjes Tjarks (Grüne) neue Radpisten – zuletzt am vergangenen Freitag auf der Reeperbahn, in den Wochen zuvor neue Fahrradstraßen in Winterhude und an der Außenalster.

Es passiert also viel für Radfahrerinnen und Radfahrer in der Hansestadt – und trotzdem ist bei ihnen die Unzufriedenheit offenbar riesig: In einer bundesweiten Mobilitätsumfrage vom Bahn-Lobbyverband Allianz pro Schiene, dem Naturschutzverband BUND und dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat wählten sie Hamburg beim Thema Fahrradinfrastruktur auf den allerletzten Platz – weit hinter Thüringen, Sachsen-Anhalt Rheinland-Pfalz und Berlin.

Nur 34 Prozent der Befragten gaben in dem Mobilitätsbarometer an, dass ihnen in Hamburg ausreichend sichere Radwege zur Verfügung stehen würden. Zum Vergleich: In Bremen lag die Quote bei 80 Prozent, im Flächenland Niedersachsen bei 57, in Mecklenburg-Vorpommern bei 47, in Schleswig-Holstein bei 43 und in Berlin bei 40 Prozent.

Für die repräsentative Studie hatte das Meinungsforschungsinstitut Kantar im Oktober insgesamt 2.000 Menschen ab 14 Jahren befragt.

Noch schlimmer: 36 Prozent der befragten Fahrradfahrerinnen und -fahrer fühlen sich heute sogar noch unsicherer als vor fünf Jahren. Das ist vor allem im Vergleich zu Berlin bemerkenswert schlecht, denn dort haben 48 Prozent der Radfahrenden angegeben, dass sie sich sicherer fühlen als vor fünf Jahren – also ein genau gegenläufiges Ergebnis.

Das sind die Gründe für die schlechten Ergebnisse

Wie passt das zusammen? Warum sind Hamburgs Radfahrende trotz der beispiellosen Ausbauoffensive der vergangenen Jahre offenbar so dermaßen unzufrieden?

„Es ist durchaus erkennbar, dass der Hamburger Senat sich um den Ausbau der Fahrradinfrastruktur bemüht“, meint Sabine Sommer auf Nachfrage von NAHVERKEHR HAMBURG. „Natürlich bedarf es beim Umbau einer Stadt von der Größe Hamburgs Zeit, bis der Umbau zur Fahrradstadt flächendeckend spürbar ist, auch wenn in den letzten Jahren tatsächlich mehr neue Radwegekilometer gebaut wurden als davor.“

BUND vermutet Radspuren auf den Straßen als Ursache

Allerdings, so gibt sie zu bedenken, konzentriere sich der rot-grüne Senat zu einseitig auf den Ausbau der Velorouten, also die Fahrrad-Hauptstrecken. „Im Bestand gibt es weiterhin viel zu oft zu schmale Radwege, die viel zu häufig in mangelhaftem Zustand sind, zu schmal, mit teils wilden Verkehrsführungen oder Verwurzelungs-Schäden“, so Sommer.  Selbst neu gebaute Radwege würden häufig abrupt enden und die Verkehrsführung sei dann uneindeutig und sogar gefährlich.

Ein weiterer Grund für die große Unz…

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Christian Hinkelmann ist begeisterter Bahnfahrer und liebt sein Fahrrad. Wenn er hier gerade keine neue Recherchen über nachhaltige Mobilität veröffentlicht, ist der Journalist und Herausgeber von NAHVERKEHR HAMBURG am liebsten unterwegs und fotografiert Züge.

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11 Antworten auf „Deswegen sind Radfahrer in Hamburg und ÖPNV-Fahrgäste im Umland so unzufrieden“

Die Statistik zu Streckenstillegungen finde ich auch problematisch. Dabei handelt es sich doch um alle Strecken die offiziell als Eisenbahnstrecken aufgegeben wurden – aber bei den meisten gab es doch schon seit Jahren oder gar Jahrzenten keinen Personenverkehr mehr!

Beispiel: Die verlinkte Liste für SH nennt da die Strecke Marne – St. Michaelisdonn mit einem Einstellungsjahr von 1994. Der letzte Personenzug fuhr da aber schon 1961!

Wenn ich das richtig sehe war die letzte Streckenstilllegung im Personenverkehr in SH 1988 (Wilster-Brunsbüttel)…

Im Artikel steht ’sowie dem Hamburg-Takt, der bis 2030 im ganzen Stadtgebiet innerhalb von 5 Minuten ein öffentliches Mobilitätsangebot garantieren soll‘. Sollte da Hamburg-Takt nicht besser in Anführungszeichen gesetzt werden, also „Hamburg-Takt“? Denn es ist ja einfach kein Takt in Sinne von Taktfahrplan ist sondern eine Mogelpackung…

Anfang der Jahrtausendwende hatte man in London auch auf Fahrradstreifen ohne richtige Abgrenzung gesetzt, dies dann aber ab 2008 aufgeben und richtigerweise auf eine klare Trennung gesetzt.
Ich kann kaum glauben, das der AFAC wirklich meint, daß ungeschützte Radstreifen ausreichend Sicherheit geben.
Zum Thema Radwege in Hamburg: Ich bin in den letzten 2 Jahren etwa 10.000 Km mit dem Rad in Hamburg und Umgebung unterwegs gewesen und insgesamt kann ich den negativen Eindruck nur bestätigen:
– Radwege wurden viel zu oft auf Kosten der Fußwege ausgebaut.
– Ampelschaltungen sind fast nur für Autofahrer angenehm.
– die rote Farbe ist bei Dunkelheit und Nässe kaum noch war zu nehmen.
– es werden die Radwege im Herbst nicht vom Laub befreit.

Es gibt zuviele „Pet Projects“: Da soll die alte Gütertrasse von Ochsenzoll nach Ohlsdorf als Radweg ausgebaut werden abseits des eigentlichen Bedarfs – und der liegt an der Langenhorner Chaussee -.
Es ist in Hamburg immer noch nicht genügend bewußt, daß Radfahren nur dann wirklich Spaß macht. wenn man nicht alle 500 Meter an einer roten Ampel anhalten muß.

Es macht auch keinen Spaß, Auto, Taxi, LKW oder Bus zu fahren, wenn man dauernd an einer roten Ampel steht. Zufussgehen auch nicht. Da wir aber nun mal in einem urbanen Raum mit VIELEN Menschen leben, werden sie wahrscheinlich zu Gunsten aller dauerhaft auf Ihren individuellen Spaßfaktor verzichten müssen.

wenn ich als Fußgänger zu oft 2 bis 3 Minuten an einer Fußgängerampel warten muß und zwar nur deshalb, weil man in Hamburg die Ampeln so umgestellt hat, daß diese vor allem freie Fahrt für freie Autofahrer gewährleisten, dann geht es nicht mehr um Spaß oder nicht. Und der ganze Sinn der Verkehrswende besteht (von mir aus auch leider) darin, möglichst vielen Autofahrern das Fahren zu verleiden und dafür zu sorgen, das sie andere Formen der Fortbewegung nutzen: 49 EURO Ticket, U und S Bahn Bau, Ausbau der Radwege und vor allem nicht längere Vernachlässigung der Fußgänger zu Gunsten des Autofahrerraum sind kein „nice to have“ mehr. sondern notwendig, da der Autoverkehr (und das gilt auch für E-Motorisierung) eine nicht mehr hinnehmbare Belastung der Umwelt darstellt. Uns läuft die Zeit dacvon.

Im übrigen ist für Radfahrer das ständige Anhalten und Losfahren eine körperliche Belastung, die gerade Älteren das Radeln verleidet und dann wieder dazu führt, dass das Auto genutzt wird.
Außerdem: das ständige Gerede von der Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer ist doch nur eine Ausrede der Automobillobby und Ihrem Fanklub (=begeisterte Autofahrer), so weiter zu machen wie bisher.

Naja, bisher war ja in Hamburg doch immer der Spaßfaktor fast ausschließlich bei den Autofahrern. Dass die groß an roten Ampeln ausgebremst werden, ist mir noch nicht aufgefallen. Z.B. sich mal bei mir im Bezirk Wandsbek umschauen. Da ist es immer nur der Bus, der „zweiter Sieger“ an der Ampel ist. Oder die Fußgänger, die ewig lange warten müssen, bis sie von der „Wandsbek-Markt-Insel“ zum Quarre rüber dürfen. Woanders, vor allem im Hamburger Westen, wäre das bezüglich der Lebensqualität ein „no go“.

Das stimmt nicht, es bringt doch auch nichts immer in diesem Ost-West-Denken zu sticheln. Auf meinem Weg musste ich auch immer die Fußgängerampel Wrangelstraße – Gärtnerstraße (Ring 2) queren. Bettelampel natürlich. Die ist so koordiniert, dass sie zuverlässig den gesamten Schwall der benachbarten Kreuzungen (Gärtnerstraße/Hoheluftchaussee und in geringerem Maß auch südwestlich mit dem Schulweg). Man steht. Und steht. Und steht. Wenn dann wirklich alle Autos durch sind, schaltet die Ampel für den Fußverkehr auf grün. Und wer steht dann als Nachzügler an der roten Ampel für den Kfz-Verkehr? Richtig – trotz „Vorrangschaltung“ die 20 oder 25, vor wenigen Jahren mit mehreren Millionen „busbeschleunigt“.
Und dieser Beispiele gibt es viele, auch im Hamburger Westen. Schauen Sie sich mal die Bedingungen für den Fußverkehr am sogenannten Eimsbüttler Markt, entlang des Rests des Ring 2, Kieler Straße, Hoheluftchaussee, Fruchtallee, ach, wo auch immer an.
Ist da das selbe in grün. Und solange nicht die Richtlinien mal grundlegend geändert werden, wird sich das auch nicht ändern. Aber in den trägen Haufen FGSV kommt tatsächlich ganz langsam etwas Bewegung mittlerweile.

Wenn schon Baden-Württemberg bei Mobilitätsgrantien auf dem Land zurückrudert, wie soll das dann im Norden mit viel dünnerer Besiedlung klappen? Ein auch nur halbwegs attraktiver ÖPNV auf dem Land ist eine Illusion, die meist von Politikern formuliert wird, die selbst in der Stadt mit gutem ÖV wohnen. Eine Mobilität mit Shuttles, die ähnlich flexibel wäre wie mit dem Auto, ist überhaupt nicht finanzierbar oder mit Personal zu unterlegen.

Hallo liebes Nahverkehr-Hamburg-Team,

könntet ihr mal ein genaueres Licht drauf werfen, was genau eigentlich von diesen ganzen Kilometerangaben neuer Radwege umfasst ist? Es gibt ja neben diesen hier im Artikel genannten 300 Kilometern in den vergangenen 7 Jahren auch immer diese Jahresziele, die dann öffentlichkeitswirksam beworben und gefeiert werden, also X Kilometer neue Radwege pro Jahr sanieren oder neu bauen und so weiter.
Was zählt da denn alles mit rein? Kürzlich wurden z.B. bei uns um die Ecke in der Hoheluftchaussee die Radwege saniert, d.h. untermaßige Buckelpiste ohne Trennsteine zum Fußverkehr durch neuen untermaßigen gepflasterten Radweg mit Trennstreifen zum Fußverkehr ersetzt. Für eine ordentliche Radverkehrsanlage hätte man ja – oh Weh – Platz von den Autos wegnehmen müssen. Stattdessen hat man ihn jetzt einfach wie so oft den Fußgängern genommen. Und da man ja in Hamburg dazu auch immer noch der Meinung ist, 25x25cm Betonsteinpflaster wären super Material für Radwege, wird also auch dieser nun frisch sanierte untermaßige Radweg in 2 Jahren wieder eine, insbesondere für Lastenfahrräder, aber auch für alle anderen, nahezu unbenutzbare untermaßige Buckelpiste werden und wir haben wieder denselben Zustand wie vor der Sanierung. Gut ausgegebene Steuergelder, würde ich sagen.
Das ganze ist hier ganz gut bebildert: https://hamburgize.blogspot.com/2020/11/hamburg-hoheluftchaussee-das-lange.html

Ist aber natürlich in Hamburg alternativlos. Schließlich gibt es da z.B. stadtauswärts insbesondere im südlichen Bereich nur zwei etwa 3,25 m breite Fahrstreifen für den Kfz-Verkehr und dazu nochmal etwa 5,5 – 7,5 m breite Querparkstände teils mit eigener Rangierspur, damit beim Rückwärts ausparken auch ja keine Beeinträchtigung der zwei Fahrstreifen erfolgt. Da bleibt natürlich für Rad- und Fußverkehr leider nicht mehr übrig, aber immerhin jetzt mit neu gepflastertem Radweg wenige Zentimeter breiter 🙂
Das ist die Verkehrswende in Hamburg. 2020 war Kay Gätgens (Bezirksamtsleiter Eimsbüttel) mal im NDR zur Zukunft der Hoheluftchaussee im Sinne der Magistralenumgestaltung zu sehen, leider ist der Beitrag so weit zurück nicht mehr abrufbar. Er sagte dann, während die Autos an ihm vorbeibrausten, man merke es ja sofort, dort müsse was passieren, irgendwie muss das große Problem an dieser Straße mit dem ganzen Lärm gelöst werden. Wer jetzt denkt, Problemursache immerhin richtig erkannt, den muss ich enttäuschen. Der gute Herr Gätgens sah das Problem nämlich überraschenderweise nicht im Lärm der Autos. Nein, völlig klar, die Busspur und der intensive Busverkehr waren seiner Meinung nach das Kernproblem der Hoheluftchaussee. Leider könne man daher erstmal nichts machen an der Straße und müsse warten, bis die U5 da ist, erst dann könne man umgestalten. Ich fürchte: Man wird für die Autos alles beim Alten belassen und einfach die Flächen der Busspuren dem Rad- und Fußverkehr zuschlagen. Das war es dann mit der großen Umgestaltung. Vielleicht nimmt man als Zeichen des guten Willens an der einen oder anderen Stelle nochmal 1-3 Parkplätze weg.
Das war es dann mit Verkehrswende in der Hoheluftchaussee bis zum Jahr – ja, wann wird die U5 im Westen eigentlich fertig? Ach Moment, da gibt es noch gar keinen Zeitplan. Hat man auch lange nichts mehr von gehört, wann es da weitergehen soll. Oder weiß hier wer was von den oberschlauen und super informierten U-Bahn-Fans?
Die offizielle Verlautbarung auf http://www.schneller-durch-hamburg.de unter den FAQs zur U5 lautet ja leider seit Jahren nur: „Für den U5-Abschnitt Bramfeld bis in die City Nord haben die bauvorbereitenden Maßnahmen im Herbst 2021 begonnen. Der U5-Abschnitt von Borgweg bis Arenen/Volkspark befindet sich in einem deutlich früheren Planungsstadium. Seriöse Aussagen zu einem möglichen Baubeginn oder der Inbetriebnahme sind derzeit noch nicht möglich.“
Also ja, dann entweder 2050 oder vielleicht auch einfach nie, bis in der Hoheluftchaussee mal was passiert 🙂
Das nur mal als ein Beispiel von vielen als möglichen Grund dafür, dass die Stadt Hamburg im Radverkehr schlechte Noten bekommt. Die Verkehrswende findet einfach nicht ernsthaft statt, trotz Grünen in der Regierung seit etlichen Jahren. Verkehrswende in Hamburg heißt leider immer noch nur fancy Flyer und Werbeaktionen, ein paar schöne Fotos mit dem Senator, aber am Ende dann auf der Straße doch bitte alles beim Alten lassen oder maximal dort was umgestalten, wo es dem Auto eigentlich nicht wehtut. Die Leute sind unzufrieden, weil einfach nur kosmetisch was passiert. Die Dominanz des Autos ist weiterhin ungebrochen, und daran wird auch nicht gerüttelt.
Deswegen ist diese Stadt auch so ein Müll. Alle reden von Nachverdichtung an den Magistralen, geht nur leider nicht, ist leider fast überall zu laut wegen der Autos. Neulich bin ich mit dem Rad auf Höhe Dehnhaide durch die Hamburger Straße (gruselig, sage ich nur) – steht da tatsächlich in super integrierter Lage 200 m von der nächsten U-Bahn-Station ein riesiges Gebäude mit Self-Storage-Räumen. Was für ein Irrsinn betreiben wir hier eigentlich in Deutschland? Das kann man doch keinem normal denkenden Menschen mehr erklären. In Zeiten von Umwelt- und Klimaschutz und dem Gerede von Verkehrswende und Innen- statt Außenentwicklung machen wir Immer mehr Flächenfraß an den Stadträndern für mehr Wohnungsbau, während wir in der Stadt selbst in eigentlich Toplagen tote Flächen für Self-Storage-Sachen bauen müssen, weil dort einfach wegen der ganzen Autos kein Wohnen im Neubau mehr zulässig bzw. nicht mit vertretbarem wirtschaftlichen Aufwand (Lärmschutz) umsetzbar ist. Aber klar, die 6 Fahrstreifen dort und der damit verbundene Mist sind natürlich gottgegeben, man kann da einfach nichts dran ändern, weder als SPD noch als Grüne. Es ist einfach zum Heulen, was hier passiert. Also einfach weiter so. Aber ist ja alles nicht so schlimm, schließlich fahren die Autos ja alle bald elektrisch, gefördert mit Milliarden vom Staat 🙂

Jetzt habe ich mich schon wieder ein bisschen in Rage geschrieben, aber es kotzt mich einfach nur noch an, wie Stadt- und Verkehrsentwicklung hierzulande und insbesondere auch in Hamburg abläuft. Sorry dafür, musste mal raus. Aber meine eigentliche Intention war ja eigentlich: wie wäre es mal mit einem Bericht oder einer Reportage über die Maßnahmen, die sich hinter diesen schönen Zahlen an neu gebauten Radverkehrsanlagen eigentlich wirklich verbergen? Zählen auch solche Maßnahmen wie die in der Hoheluftchaussee mit rein in die „neu gebauten und sanierten Radwege“ der Mobilitätswende- und Fahrradstadt Hamburg? Wenn ja, ist das ja wirklich eine ziemliche Mogelpackung und die Zahl kann man dann getrost in der Pfeife rauchen.
Vielleicht könntet ihr ja mal recherchieren, was genau in diese schön klingenden Kilometerangaben eigentlich so mit reingerechnet wird.

also zum Thema U5: Baukosten insgesamt sind wohl um die 8 Mrd. mit einer Bauzeit von 20 Jahren (und mutmaßlicher Bundesbeteiligung von 70 bis 75%). Das ist jedenfalls das, was man aus den Medien erfährt.
Ich finde die Planungen auch absurd und skandalös langwierig; Was gibt es eigentlich alles zu untersuchen, um eine 24km lange Strecke zu planen? Vieles stellt sich ja beim Bau dann doch etwas anders da. Soweit ich das verstehe, soll die Entwurfsplanung bis Jarrestrasse bis 2024 abgeschlossen sein, dann die Planfeststellung und dann der Bau ab 2026. Warum nicht gleich die Entwurfsplanung zumindest bis Kieler Straße und dann Bau ab 2026 auf der gesamten Strecke…ich weiß es nicht. Denn je mehr sich das verzögert, desto teurer wird’s.
Ansonsten geht es ja um die Radwege hier: Und da ist eine Debatte höchste Eisenbahn, die endlich den Autofahrerfetischisten in Hamburg begreiflich macht, daß sich die Stadt und vor allem die Umwelt sechsspurige Straßen nicht mehr leisten kann. Warum die Hoheluftchaussee immer noch vierspurig ist, keine Ahnung. Die Radweg- und auch die Fußwegsituation dort ist ohne Frage skandalös.
Und Robert: Lassen Sie uns doch nicht irgendwelche wissensbefreite SPD Politiker (Stadtbahn ist ein „Ungetüm“, „die U5 schafft per se mehr Raum für die Radfahrer“) zitieren: Viel wichtiger wäre es doch, daß insb. über die Grünen endlich Initiativen in Gang gesetzt werden, daß spätestens mit Betriebsbeginn der U5 Ost z.b. die Steilshooper Allee zweispurig wird oder von mir aus auch einspurig als Einbahnstrasse. Dass leider einer der Motivationspunkte für die U5 die Autofahrerliebe der SPD und viel zu vieler Hamburger ist. ist ja wahr.
(das Bauverfahren auf dem Ostzweig ist ja zum Schutz der Autofahrer während des Baus völlig überdimensioniert, cut & cover hätte vollkommen ausgereicht und 2 Stationen in Steilshoop ermöglicht) Seien wir aber realistisch: Glaubt irgendjemand, daß eine Oberflächen -Stadtbahn in Hamburg dazu führen würde, daß mehr Platz für Radfahrer und vor allem Fußgänger geschaffen wird? Es würde auch leider darauf hinauslaufen, den Autofahrerbereich möglichst nicht anzutasten und den nicht motorisierten Verkehr weiter zu drangsalieren. Wahrscheinlich ist der Schmerzfaktor noch nicht groß genug; aber wenn es erst einmal zu Fahrverboten kommt (und dazu wird es kommen, wenn wir so weiter mit den Autos herumbrettern nicht nur in Hamburg), dann wird die Aufteilung des Verkehrsraumes sich in ganz anderen Dimensionen abspielen. Der letzte Sommer hat doch schon einen Vorgeschmack auf den Klimawandel gegeben.

Schade finde ich immer wieder, dass für Hamburg stets pauschale Werte genannt werden. Viel interessanter fände ich eine Auffächerung nach Stadtbezirken oder zumindest Stadtregionen. Diese hohe Zufriedenheit mit dem ÖPNV gibt es sicher in den urbanen Zentren im Westen der Stadt, aber in meiner Wohngegend eher weniger. Oder wurden hier gar keine Leute befragt?

Wie kaum anders zu erwarten, ist das „Bahnabbauland“ Mecklenburg-Vorpommern abgeschlagen auf dem letzten Platz. Mal sehen, ob sie es irgendwann schaffen, wenigstens auf kurzen „Dieselrümpfen“ in E-Netz-Regionen wie Velgast-Barth (dort wurde in den 2000ern die Oberleitung demontiert) oder Bergen-Lauterbach lokal emmissionsfreie Fahrzeuge einzusetzen. Und wann wird endlich das Umrichterwerk Schwerin in Betrieb genommen?

Und wenn ich an 2025 denke, dann steht uns mit der Bahn wieder das ganze Dilemma bevor, wie schon dreimal über längere Zeiträume in den letzten beiden Jahrzehnten: Entweder „Stückelwerk“ Hamburg-Lübeck, Lübeck-Bad Kleinen, Bad Kleinen-Bützow, Bützow-Rostock, Rostock-Stralsund-Rügen mit „>hvv-MV-Ticket-Lücke“ Reinfeld-Lübeck und „garantierten“ Anschlussverlusten (die machen sich „besonders gut“ im 2-Stunden-Takt hinter Rostock) oder irgendwelche Busersatzverkehre, bei denen man gleich alle Planungen in den Wind schreiben kann.
Dann bleibt wieder nichts anderes übrig, als mit dem Auto zu fahren.

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